Druckartikel: Vorbild Flixbus: Durchstarten mit einer Top-Idee

Vorbild Flixbus: Durchstarten mit einer Top-Idee


Autor: Matthias Litzlfelder

Nürnberg, Freitag, 19. Februar 2016

Wer zum Sprung in die Selbstständigkeit ansetzt, hat in Bayern derzeit gute Chancen. Das 2011 gegründete Unternehmen Flixbus könnte ein Vorbild sein.
Die Gründer von Flixbus haben 2012 am Businessplan-Wettbewerb Nordbayern teilgenommen. Heute zeigt sich der Erfolg ihrer Idee. Foto: Frank Leonhardt, dpa


Die Teilnahme am regionalen Wettbewerb um den besten Geschäftsplan liegt noch nicht lange zurück. 2012 hatten Jochen Engert, André Schwämmlein und Daniel Krauss ihre Idee beim Netzwerk Nordbayern eingereicht, das jährlich einen Businessplan-Wettbewerb veranstaltete. Das Gründerteam wollte die aktuelle Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs nutzen. Ein Jahr zuvor hatten sie ihre Firma "GoBus" gegründet, um eine günstige, bequeme und nachhaltige Alternative im Fernverkehr zu schaffen.

Gewonnen haben sie damals nicht. Aber das ist heute egal. Mittlerweile heißt die Firma Flixbus, hat ihren Sitz in München, beschäftigt inzwischen rund 600 Mitarbeiter (ohne Busfahrer) und ist in der Region mit Abstand die erfolgreichste Gründung der vergangenen fünf Jahre.


Zusammenschluss zu BayStartUP

"Viele Menschen wissen gar nicht, dass das ein Start-up ist", sagt Carsten Rudolph. Der promovierte Elektroingenieur ist Geschäftsführer von BayStartUP, der zentralen Institution im Freistaat für Unternehmensgründung und Finanzierung, unter anderem gefördert vom bayerischen Wirtschaftsministerium. Rudolph kennt die Gründerszene in Bayern genau. Er leitete bis Ende 2014 die Evobis GmbH, die in Südbayern Gründer unterstützte. Zuvor war er auch in Franken präsent - von 2001 bis 2006 als Geschäftsführer des Netzwerks Nordbayern, dem Pendant von Evobis im Norden.


Sitz in Nürnberg

Vor mehr als einem Jahr haben sich Netzwerk Nordbayern und Evobis auf Initiative von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zusammengeschlossen. Unter dem Namen BayStartUP haben Rudolph und seine 14 Mitarbeiter nun ganz Bayern im Blick. Der Sitz von BayStartUP ist Nürnberg. Aber die Hälfte der Mitarbeiter hat ihre Büroräume in München, einer sogar im Gründerzentrum Augsburg.

Carsten Rudolph nennt im Gespräch sogleich einen Vorteil der neuen Struktur. "Wenn wir ein Start-up-Unternehmen vorstellen, präsentieren wir es immer dem gesamten bayerischen Investorenkreis. Wenn man zu regional denkt, hat man weniger Möglichkeiten."


Anforderungen an Plan gestiegen

Die Finanzierungsfrage ist für jeden Gründer die entscheidende. Derzeit sei die Zinslage gut, um von Investoren Geld für eine Geschäftsidee zu bekommen, sagt Rudolph. Geschenkt werde aber nichts. "Die Chancen sind deutlich gestiegen. Das heißt aber nicht, dass die Vorbereitung eines Businessplans nachlässig gestaltet werden kann." Im Vergleich zum Jahr 2001, als die Gründernetzwerke in Bayern die ersten Businessplan-Wettbewerbe veranstalteten, seien die Anforderungen gestiegen. "Es wird tatsächlich mehr erwartet, weil es auch mehr Recherchemöglichkeiten gibt", sagt Rudolph. Jeder Gründer sollte demnach über seine Branche und die Wettbewerber bestens Bescheid wissen.


Ist die Idee zu schwach?

Letztlich müsse eine Idee Tiefgang haben und überzeugen. "Wenn in zehn Minuten alles erzählt ist und die Putzfrau das Konzept klauen kann, dann ist die Idee wirklich zu schwach", erklärt der BayStartUP-Geschäftsführer.
Bei Flixbus sei das anders gewesen. "Da ging es nicht nur darum, andere Buspartner zu nutzen, sondern zum Beispiel auch um die Raffinesse der Preisgestaltung", erinnert sich Rudolph.

Über den Businessplan-Wettbewerb bekam das FlixbusGründerteam Kontakt zu Heinz Raufer. Der Nürnberger Business Angel - wie bei BayStartUP Investoren genannt werden - und Gründer von Hotel.de zeigte sich begeistert vom Konzept und gab Kapital für die erste Finanzierungsrunde. Mit Erfolg. Flixbus ist mittlerweile eines der führenden Fernbusunternehmen in Europa.


Gewerbeanmeldungen kein Maßstab

Geht man nach der Statistik der Gewerbeanmeldungen, dann gingen die Gründerzahlen zuletzt zurück. Doch das ist für Rudolph kein Maßstab. "Es zählt die Qualität, wir orientieren uns eher an Technologiebranchen. Und da merken wir keinen Rückgang."

Wer in der aktuellen Runde des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern mitmachen will, hat bis zum 14. März die Gelegenheit. Informationen dazu gibt es unter www.baystartup.de.