Nämberch Ahaaaaaa - wenn dieser Ruf ertönt, ist es wieder soweit: Der Nürnberger Faschingsumzug schlängelt sich farbenfroh durch die Straßen. Und auch wenn es den meisten gar nicht bewusst ist, der Nürnberger Faschingsumzug ist nicht nur bunt und fröhlich - er ist zudem etwas ganz Besonderes. Von Kira Welling
Die Geschichte des Nürnberger Faschingsumzugs
Geht es um die fünfte Jahreszeit, wie der Karneval liebevoll bezeichnet wird, denkt nahezu jeder automatisch an Köln und den weltberühmten Rosenmontagszug oder den ausgelassenen Faschingszug in München. Häufig wird die Wiege des Karnevals im Rheinland vermutet. Ein Gedanke, der zwar durchaus naheliegt, aber falsch ist. Das närrische Treiben in der Domstadt lässt sich zwar nachweislich bis ins Jahr 1341 zurückverfolgen, der erste organisierte Kölner Karnevalsumzug fand jedoch erst im Jahr 1823 statt. In einer anderen Stadt hingegen, die mit Karneval kaum jemand spontan in Verbindung bringt, wurden bereits einige Jahrhunderte davor Karnevalsumzüge organisiert: Diese Stadt ist Nürnberg.
Nürnberg - die Keimzelle der Karnevalsumzüge
Die Urzelle des deutschen Straßenkarneval keimte vor vielen hundert Jahren mit den sogenannten Zämertänzen auf. Historiker gehen davon aus, dass die erstmals im Jahr 1397 dokumentierten Zämertänze die Vorläufer der Karnevalsumzüge waren. Der Zämertanz wurde von einem Berufsstand veranstaltet, der nicht unbedingt mit heiterer Ausgelassenheit in Verbindung gebracht wird: den Nürnberger Metzgern.
Einer Theorie zufolge erlangten die Metzger dieses Privileg, weil sie sich als einzige Zunft nicht an dem Nürnberger Handwerkeraufstand im Jahr 1348 beteiligten. Zum Dank für ihre Treue erlaubte die ansonsten sehr sittenstrenge Reichsstadt den Metzgern, einmal jährliche für einige Tage "die Sau rauszulassen".
Einer anderen Theorie zufolge erhielten die Metzger dieses Privileg, weil sie während der Fastenzeit erhebliche Einnahmebußen hinnehmen mussten. Welche Theorie auch die richtige sein mag: Fakt ist, dass der sogenannten Zämertanz, bei dem die Metzger feiernd durch die Straßen tanzten, in den Tagen vor der Fastenzeit stattfand.
Eine zusätzliche Einnahmequelle für die Metzger waren die Kinder betuchter Eltern. Die Söhne reicher Patrizier wollten bei dem Spektakel nicht außen vor bleiben und erkauften sich bei den Metzgern für viel Geld das Recht, in rot-weißen Kostümen an dem hemmungslosen Spektakel teilzunehmen.
Von dem Zämertanz zum Schembartlauf
Prächtige rot-weiße Kostüme und die Masken sind bis heute die charakteristischen Kennzeichen des Schembartlaufs, der den Zämertanz letztendlich ablöste. Der Schembartlauf wurde erstmals im Jahr 1449 durchgeführt und gilt als der älteste organisierte Karnevalsumzug. Ab dem Jahr 1475 zogen die Schembart-Läufer eine Art Karnevalswagen durch die Straßen. Bei dem Karnevalwagen handelte es sich um einen Schlitten, der als "Hölle" bezeichnet wurde. Mithilfe des Gefährts wurden gesellschaftliche Missstände angeprangert und unliebsame Zeitgenossen verspottet. Im Jahr 1524 trieben es die Schembart-Läufer jedoch zu wild, sie verunglimpften den Prediger Andreas Osiander (1498-1552). Damit brachten sie unter anderem Martin Luther (1483-1546) gegen sich auf. Die Veranstaltung wurde daraufhin kurzerhand von den Nürnberger Stadtvätern verboten.
Schembartlauf - wichtiger Teil des Nürnberger Faschingsumzug
Heute ist der Schembartlauf wieder fester Bestandteil des Nürnberger Faschingsumzug. Die Schembart-Läufer führen seit 1974 den Fastnachtsumzug an. In Gedenken an alte Zeiten werden sie von den Nürnberger Metzgern begleitet. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit: Standesgemäß werfen die Metzger keine Bonbons, sondern Würste in die Menge der Karnevaljecken.