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Coronavirus-"Shutdown" in Nürnberg: Die Geschäfte stehen still in der City


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Donnerstag, 19. März 2020

Nach dem "Shutdown" kehrt Ruhe ein: In der Nürnberger Innenstadt verlaufen sich nur noch wenige Menschen in der Fußgängerzone. City-Manager Reto Manitz fordert die Ladenbesitzer zum Umdenken auf.
Das Coronavirus und die Folgen: Pina hat ihre Eisdiele "Halt die Waffel" unterhalb der Nürnberger Kaiserburg freiwillig zugesperrt. Foto Nikolas Pelke


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Rien ne va plus - nichts geht mehr. Wie beim Roulette lautet die traurige Botschaft für die Nürnberger Innenstadt: Das Spiel ist aus. Die allermeisten Läden sind seit Mittwoch (18.03.2020) geschlossen. Die Geschäfte stehen still.

Während die Spatzen den Frühling von den Dächern in der Altstadt pfeifen, verharren die Menschen im Winterschlaf. Nicht nur aus Angst vor dem Virus. Sondern auch aus Sorge um die Mitmenschen. "Ich sperre meinen Laden jetzt freiwillig zu, um mich und meine Gäste zu schützen", sagt Pina und hängt ein Schild mit der Aufschrift "Closed" ins Schaufenster.

Coronavirus: Geschlossene Läden in Nürnberg - "alles komplett herunterfahren"

"Es ist vielleicht ganz gut, wenn wir jetzt alle mal alles komplett herunterfahren", findet Pina und erzählt, dass eine Freundin aus Angst vor dem Virus nicht mehr gemeinsame Spaziergänge mit ihr im Park unternehmen möchte.

"Außerdem sitzt meine Mama in Thailand fest. Zum Glück haben wir noch einen Rückflug bei der Lufthansa bekommen", erzählt Pina und versucht die Sonne und die Einsamkeit vor ihrer kleinen aber feinen Eisdiele mit dem schönen Namen "Halt die Waffel", die sich direkt beim Tiergärtnertor im Schatten der Kaiserburg befindet, im Stillen zu genießen.

Auf dem Hauptmarkt fast das gleiche Bild. Das ruhige Treiben erinnert an alte Aufnahmen aus den 50er Jahren. Nur rund um die rot-weißen Gemüsestände ist etwas los. "Die Leute kaufen plötzlich unser Obst und Gemüse wie verrückt", sagt Gerdi und packt einer Kundin frische Karotten aus dem Knoblauchsland in die dicke Einkaufstasche.

"Tote Hose" am Taxi-Stand: Fahrgäste bleiben aus

"Tote Hose" herrscht dagegen am Taxi-Stand. "Wo sollen die Leute auch hinfahren? Es hat ja alles zu!", übt sich Wolfgang vor seinem beigefarbenen Wagen in Galgenhumor. "Ich bin seit fast fünf Stunden unterwegs und habe nur zwei Kurzfahrten gehabt", schaltet sich Siggi vom zweiten Taxi in der langen Warteschlange ein und berichtet von kargen 14,70 Euro, die er seit Dienstbeginn in der Kasse habe.

Derweil haben die Stadttauben die sonst so belebte Innenstadt fast für sich alleine. Die Rollläden vor den zahlreichen Klamotten-Geschäften sind wie an Sonn- und Feiertagen heruntergefahren. Juweliere verzichten sogar darauf, ihre teuren Steine und Uhren überhaupt noch ins Schaufenster zu legen. Nur hier und da hat ein Drogeriemarkt geöffnet. Auch manche Imbiss-Bude versucht mehr oder weniger vergeblich, trotz der Krise ein kleines Geschäft zu machen.

City-Manager Reto Manitz rät den Ladenbesitzern indes zum Umdenken. "Alle haben jetzt die große Chance, sich einmal wirklich Gedanken über die Zukunft zu machen", findet Manitz und rät insbesondere den Geschäftsleuten in der Innenstadt dazu, neue Kraft zu tanken und keine Energie mit unnützem Jammern zu verschwenden.

Nürnbergs City-Manager: Den Stillstand nutzen

Ladenbesitzer in der City könnten den Stillstand nutzen, unendlich viele Dinge endlich zu erledigen. Manitz hofft, dass sich wirklich alle Geschäftsleute an dem "Shutdown" beteiligen. Wenn sich alle korrekt verhalten würden, könnte die Krise schneller gemeistert werden, ist sich der von der Stadt beauftragte City-Manager sicher.

Bei einer Grippe müsse man auch im Bett liegen bleiben. Und nicht durch die Gegend hüpfen. "Sonst verschleppt man die Krankheit wochenlang." Genau diesen Verzögerungseffekt will Manitz für die Geschäftsleute in der Innenstadt am liebsten vermeiden. Deshalb ruft der Experte alle dazu, jetzt komplett die Läden zu schließen. Und die Zeit des Stillstandes zu nutzen, um sich fit für die Zeit nach der Krise zu machen.

Manitz weiß natürlich, dass die Einschnitte für den Handel in der City dramatisch sind. "Besonders die Kleinen wird es hart treffen." Genau deshalb müssten jetzt alle an einem Strang ziehen und gemeinsam die Krise eindämmen, um die Dauer des Ausnahmezustandes so kurz wie möglich zu halten. Nach dem Motto: Je konsequenter, desto besser.

Das neuartige Coronavirus hat längst Franken erreicht. Sowohl in der Stadt Nürnberg als auch im Kreis Nürnberger Land steigen die Infektionszahlen kontinuierlich. Die Stadt hat weitere Schließungen und Absagen beschlossen.