Christkindlesmarkt in Nürnberg: Alle warten auf Weihnachten

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Wintertraum heißt das warme Bier mit Gewürzen Foto: Nikolas Pelke
Wintertraum heißt das warme Bier mit Gewürzen Foto: Nikolas Pelke

Jetzt ist es wirklich nicht mehr weit bis Weihnachten. Der Christkindlesmarkt ist mit dem feierlichen Prolog am Freitagabend in Nürnberg eröffnet worden.

Während der Marktplatz wie ein Weihnachtsbaum funkelt, steigt Barbara Otto mit ihrem Gefolge auf die Empore der Frauenkirche. Kinderaugen beginnen zu leuchten. Staunend stehen kleine Münder offen. Finger zeigen auf die goldenen Locken. Wie ein Engel breitet das Christkind seine Arme aus. Von unten schaut das Christkind mit den Rauschgoldengeln im Gefolge so makellos und schön wie Playmobil-Figuren aus.
"Kann das Christkind fliegen?", fragt der vierjährige Lorenz und Schwester Anna (6 Jahre) nickt bestimmt. "Das Christkind landet gleich da hinten auf ihrem Landeplatz und schwebt dann durch die Kirche hoch zur Empore", sagt Opa Alfred und hebt seinen Enkelsohn auf den Arm. "Sprechen kann es auch", sagt Anna voller Vorfreude. Plötzlich gehen überall die Lichter aus. Gänsehautgefühl liegt in der Luft, nachdem die ersten Zeilen des Christkindes in der Dunkelheit verklungen und die Erwachsenen daran erinnert worden sind, dass auch sie einst Kinder waren. Die Kleinen scheinen nur Augen für das goldene Christkind zu haben. Dann spitzen alle die Ohren. "In jedem Jahr, vier Wochen vor der Zeit, da man den Christbaum schmückt und sich aufs Feiern freut", ruft das Christkind den 20.000 Besuchern, die sich dicht unter dem Kirchenportal und überall zwischen den Glitzerbuden drängen, langsam und deutlich, feierlich und würdevoll entgegen.

Genau 186 Bretterbuden haben sich sich heuer für die Besucher bunt geschmückt und fein herausgeputzt. Zum ersten Mal erstrahlen Lichterketten an jedem Stand und sorgen für noch mehr Weihnachtsstimmung. Die Stadt achtet mit Argusaugen darauf, dass nur traditioneller Christbaumschmuck und kein Klimbim verkauft wird. "Ich finde das toll, dass hier auf die Tradition geachtet wird", sagt Alfred Schamberger und nippt an seiner Tasse.

Nebenan ruft jemand "heiß und fettig" und jongliert ein Tablett mit dampfenden Glühweintassen durch die friedliche Menge. Polizisten in Uniform haben alles im Blick. An den Haupteingängen wurden Polizeifahrzeuge quer geparkt, um die friedlichen Massen vor wahnsinnigen Fanatikern zu schützen. Auf der Empore geht derweil der Prolog weiter. "Dies Städtlein in der Stadt, aus Holz und Tuch gemacht, so flüchtig, wie es scheint, in seiner kurzen Pracht, ist doch von Ewigkeit. Mein Markt bleibt immer jung, solang" es Nürnberg gibt und die Erinnerung", sagt das Christkind und die Menschen rücken wie auf Kommando noch ein bisschen enger zusammen.

Dann erklingt "Oh du fröhliche" aus tausend Kehlen. Der ganze Markt singt mit. Dann gehen auf einmal die Lichter wieder an. Die zauberhaften Buden mit den rot-weißen Dächern leuchten erneut um die Wette. Dann verschwindet das Christkind, genauso leise wie es gekommen ist, wieder in der Nacht. Weihnachten kann kommen.


Was man über den Christkindlesmarkt unbedingt wissen muss:

Die 186 Marktständen sind fast genau einen Kilometer lang. Bis Weihnachten haben die beliebten Glühwein-Schänken noch genau 323 Stunden geöffnet. Im Gegensatz zum inflationären Bieranstieg auf den Volksfesten bleibt der Preis für das rote Heißgetränk mit dem Weingeschmack ausnahmsweise stabil. Ein normaler Glühwein kostet weiterhin drei Euro. Für Luxus-Varianten wie Bio- oder Heidelbeerglühwein werden 3,50 Euro fällig. Kinderpunsch ohne Alkohol kostet dagegen nur 2,50 Euro. Die traditionelle Glühwein-Tasse zeigt beim Christkindlesmarkt in diesem Jahr neben Christkind und Frauenkirche auch noch Karl IV. Der alte Kaiser wird schließlich heuer gefeiert in Nürnberg.

Auf der Bühne vor der Frauenkirche treten zahlreiche Chöre und Musikgruppen auf. Heuer finden allein vor der Frauenkirche 100 Programmpunkte statt. Alle Termine hier und viele weitere Informationen rund um den Christkindlesmarkt gibt es imInternet.