Blutverschmierte Spritze auf Nürnberger Spielplatz: Hat sich ein Mädchen mit HIV infiziert?
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Mittwoch, 24. Oktober 2018
Mit blutverschmierten Drogenbesteck soll ein Mädchen auf einem Spielplatz in Nürnberg kürzlich in Kontakt gekommen sein. Der Vorfall hat Diskussionen in der "Drogenhauptstadt" um die Sicherheit der Kinder ausgelöst.
Eine blutverschmierte Spritze soll ein Mädchen kürzlich auf einem Spielplatz in Nürnberg berührt haben. Die Mutter befürchtet, dass sich das Kind aufgrund einer offenen Wunde mit dem HI-Virus angesteckt haben könnte. Einen ähnlichen Fall gab es zuletzt auch in Berlin: Dort war ein Fünfjähriger in eine mit dem HI-Virus infizierte Spritze getreten.
In Nürnberg steht derweil das endgültige Ergebnis noch nicht fest. Eine zweifelsfreie Diagnose soll frühestens in einer Woche vorliegen. Dennoch wirft der möglicherweise tragische Vorfall bereits ein Schlaglicht auf die Drogenproblematik in der fränkischen Metropole.
Nürnberg ist die bayerische Drogenhauptstadt. Die Zahl der Drogentoten ist gewaltig. 2016 gab es 20 Todesfälle. 2017 waren 19 Opfer von Heroin & Co. zu beklagen. Rund um den Hauptbahnhof trifft sich die harte Drogenszene.
Härte Kontrollen am Bahnhof - Drogenabhängige werden verdrängt
Die Polizei hat mit Sondereinheiten auf den dramatischen Anstieg der Drogenkriminalität reagiert und die Präsenz in der berüchtigten Königstorpassage zwischen Bahnhof und Altstadt massiv erhöht. Die Drogendealer bekommen das schärfere Vorgehen der Polizei besonders zu spüren. Allein im letzten Jahr haben Drogenfahnder rund um den Hauptbahnhof laut Sicherheitsbericht fast 150 Heroin-Deals vereitelt. Die verstärkten Kontrollen machen der Drogenszene offensichtlich Beine. Nach Meinung der Grünen sei die aus der Königstorpassage verdrängte Drogenszene nicht aus der Stadt verschwunden, sondern hätten sich lediglich andere Aufenthaltsorte gesucht.
Neue Treffpunkte auf Spielplätzen und in Wohnvierteln
Die neuen Treffpunkte würden teilweise in Wohnvierteln, neben Spielplätzen oder in Parks liegen. Bereits im Dezember 2017 haben die grünen Stadträtinnen Andrea Friedel und Andrea Bielmeier auf diese "besorgniserregende Entwicklung" hingewiesen. Eine verstreute Drogenszene sei "deutlich schwieriger im Auge zu behalten". Als Alarmsignal bewerteten die grünen Stadträtinnen bereits damals, dass die in der Königstorpassage aufgestellten Spritzenentsorgungsbehälter als Konsequenz der verdrängten Drogenszene kaum noch genutzt würden.
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Nach dem aktuellen Fall mit der blutverschmierten Spritze auf dem Spielplatz fordert die grüne Stadträtin Andrea Friedel endlich Konsequenzen. Zehn zusätzliche Spritzen-Mülleimer müssten rund um die Innenstadt beispielsweise im Szene-Stadtteil Gostenhof aufgestellt werden. Außerdem verlangt Friedel einen Drogenkonsumraum für Nürnberg. Das ist eine alte Forderung der Grünen, die zuletzt im Juni diesen Jahres gemeinsam mit der SPD wiederholt worden ist. An dem "Nein" der CSU-Landesregierung sind die Pläne für ein Pilotprojekt in Nürnberg bislang immer gescheitert.