Heidi aus Nürnberg verschwand vor zehn Jahren spurlos - Familie vermutet stumme Mitwisser
Autor: Daniel Krüger
Nürnberg, Mittwoch, 15. November 2023
Seit dem 13. November 2013 ist Postbotin Heidi Dannhäuser aus Nürnberg spurlos verschwunden. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag wendet sich die Familie erneut an die Öffentlichkeit. Sie vermutet Mitwisser.
           
Es handelt sich um einen der mysteriösesten Fälle aus Franken der vergangenen Jahrzehnte: Am 13. November 2013 verschwand Heidi Dannhäuser aus dem Nürnberger Stadtteil Fischbach spurlos, seitdem rätseln Ermittlungsbehörden und Familie, was mit der damals 49-Jährigen passierte. Ihre Schwestern Petra und Stephanie haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Sie betreiben noch immer eine Website, machen in den sozialen Medien auf das Schicksal aufmerksam und hoffen auf Hinweise.
Am 24. November 2023 wäre Heidi Dannhäuser 60 Jahre alt geworden. Die Schwestern sind überzeugt: Es gibt mehrere Menschen, die wissen, was mit der Nürnbergerin passiert ist. In einem emotionalen Online-Statement wenden sie sich nun erneut an die Öffentlichkeit. Gegenüber inFranken.de äußert sich auch das Polizeipräsidium Mittelfranken zum aktuellen Ermittlungsstand.
Heidi Dannhäuser verschwand unter mysteriösen Umständen - widersprüchliche Jogging-Aussagen
Heidi Dannhäuser arbeitete in Fischbach als Postbotin und putzte noch nebenher - ihr Lebensgefährte arbeitete aus gesundheitlichen Gründen nicht, wie es in einem Beitrag bei "Aktenzeichen XY" 2017 hieß. Dannhäuser traf sich laut den Ermittlern seit einiger Zeit gelegentlich mit Männern, die sie über Kontaktanzeigen kennengelernt hatte. Vermutlich wegen einer kriselnden Beziehung suchte die damals 49-Jährige auch eine neue Wohnung über ihren Arbeitgeber - von den Angeboten habe sie aber keines angenommen. Laut Polizei fuhr Dannhäuser gerne Motorrad, ging häufig joggen und litt zeitweise unter Depressionen. Eine große Leidenschaft sei das Reisen gewesen - verliebt habe sich die Fränkin in das Land Spanien.
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Am Abend des Dienstags, 12. November 2013, hören Nachbarn einen lautstarken Streit in dem Haus. Einen Tag später, am 13. November 2023, kehrt Heidi Dannhäuser nach Aussagen ihres Lebensgefährten wie immer von der Arbeit als Postbotin in das gemeinsame Haus in der Pellergasse 6 zurück. Dort soll es Gespräche über eine große, geplante Geburtstagsfeier gegeben haben. Der Lebensgefährte formatiert - so schilderte er es der Polizei - den Computer, da dieser immer langsamer geworden sei. Dannhäuser soll derweil ferngesehen haben. Am kommenden Morgen ist die 49-Jährige laut ihrem Lebensgefährten verschwunden.
Auch zur Arbeit erscheint die als zuverlässig geltende Frau nicht. Wie die Schwestern auf ihrer Website mitteilen, soll ein Zeuge Dannhäuser noch am Morgen des 14. November 2023 bei Dehnübungen vor ihrem Haus gesehen haben. Ein weiterer Zeuge wolle sie sogar noch später bei Einbruch der Dämmerung beim Joggen in der Pellergasse bemerkt haben. Der Lebensgefährte allerdings - das bestätigte die Polizei - rief noch am Nachmittag des 14. November 2023 bei Verwandten und Freunden der Postbotin an, um sich zu erkundigen, ob Dannhäuser dort sei. Als die 49-Jährige verschwand, hatte sie laut der Familie keine persönlichen Dinge wie Schlüssel, Geldbeutel oder Handy dabei - ihre Laufbekleidung soll sich ebenfalls in der Wohnung befunden haben. Auch ihr Auto stand demnach vor der Tür. Am 15. November meldete der Lebensgefährte die Frau bei der Polizei als vermisst - zuvor sei er ihre typische Joggingroute zum Eisweiher im Reichswald bei Fischbach abgefahren.
"Was könnte dir zugestoßen sein?": Schwestern von Heidi aus Nürnberg mit emotionalen Worten
Im Zeitraum zwischen dem 14. Mai und dem 16. Mai 2018 durchsuchte die Nürnberger Polizei erneut das Wohnanwesen. Die Ermittlungsbehörden hatten den Lebensgefährten Dannhäusers im Verdacht und rückten sogar mit speziellen Knochenspürhunden an. Doch ohne Erfolg - der Verdacht gegen den Partner der Vermissten wurde fallengelassen. Schwester Petra Prado richtete sich 2019 mit einem emotionalen Appell an Heidi. Anfang 2020 berichtete das Magazin "37 Grad" des ZDF noch einmal ausführlich über den Fall und die Familie, die bis heute die Hoffnung auf Aufklärung behalten hat. "Ich bin mir sicher, dass jemand weiß, was mit der Heidi passiert ist", sagte Schwester Petra Prado in dem Bericht - die Überzeugung, dass es Mitwisser gibt, ist groß. In den Unterlagen der Nürnbergerin befand sich demnach unter anderem ein Zettel mit der Notiz "mitgehangen, mitgefangen, mitgegangen" - für ihre Familie ein klarer Hinweis.
Mit emotionalen Worten richten sich die Schwestern nun erneut an die Öffentlichkeit. "Heute, der 13. November vor 10 Jahren! Spurlos verschwunden! Der Tag als der Anruf kam, dass du verschollen bist, hat sich in uns eingebrannt", heißt es dort. "Wer könnte uns noch helfen, um dich zu finden? Das Drumherum um dein Verschwinden kann sich kein Buchautor ausdenken, so verworren und mysteriös zugleich. Vieles geht hier nicht mit rechten Dingen zu, das ist klar. Hier steckt irgendwie mehr dahinter", sind sie sicher. Der Alltag - er sei auch nach zehn Jahren immer noch hart. "Jeder Postbote, jede Briefträgerin, jedes Postauto, was uns fast täglich über den Weg kommt, erinnert uns an dich", schreibt Heidis Familie. Die Schwestern seien seien "hin und hergerissen, zwischen 'Hoffnung' und 'Verstand wach auf!' Wann kommt endlich der Tag der Auflösung?"