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10.000-Tonnen-Koloss am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost um 64 Meter verschoben


Autor: Ellen Schneider

Nürnberg, Donnerstag, 12. Dezember 2024

Mit einer Geschwindigkeit von acht Metern pro Stunde wurde die Stahlkonstruktion - auch Overfly genannt - am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost bewegt. Insgesamt kostete das Projekt 160 Millionen Euro.


Stück für Stück wurde die Stahlverbundbrücke am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost in den vergangenen Tag an ihren richtigen Platz gerückt - mit einer Geschwindigkeit von gerade einmal acht Metern pro Stunde. Das berichtet die Autobahn GmbH in einer aktuellen Mitteilung. Demnach mussten die Hydraulikpressen 10.000 Tonnen bewegen.

Bei der Aktion handelte es sich aber nicht etwa um das Korrigieren eines Baufehlers - der Verschub gehört zum regulären Verfahren und ist Teil der Umbauarbeiten am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost. Sechsmal wurde die Brücke laut Autobahn GmbH insgesamt verschoben, bis sie an ihrem endgültigen Platz stand.

Autobahnkreuz Nürnberg-Ost: Overfly soll A6 und A9 entlasten

Seit mehreren Jahren wird das Autobahnkreuz Nürnberg-Ost umgebaut. Dieses verbindet die A6 mit der A9. Grund für den Umbau ist die hohe Auslastung: Zu Spitzenzeiten fahren hier täglich 136.000 Fahrzeuge vorbei. Eine Stahlverbundbrücke - auch Overfly genannt - soll den Knotenpunkt entlasten. Die Bauarbeiten dafür sollten eigentlich in diesem Jahr abgeschlossen werden - ziehen sich aber bis Ende 2025.

Ein Großteil der Arbeiten ist laut der Autobahn GmbH dennoch geschafft: Die Brücke steht mittlerweile an ihrem endgültigen Platz. Damit kommt das Team dem Ende der Bauarbeiten deutlich näher. Als "bedeutenden Meilenstein" bezeichnete Projektleiter Marco Weber den sechsten und letzten Verschub, der vor wenigen Tagen anstand. "Mit diesem Elan werden wir auch die noch folgenden Bauschritte bis zur Fertigstellung des gesamten Projektes vorantreiben", betont er. 

Die Brücke wurde mithilfe eines Taktschiebeverfahren errichtet - mit mehreren Verschubtakten. Die einzelnen Stahlbauteile seien dafür im Werk vorgefertigt, und anschließend vor Ort zusammengebaut worden. "Von dort erfolgten insgesamt sechs Verschübe zum entgegengesetzten Brückenende", erklärt die Autobahn GmbH. Das Brückenwerk habe sich dabei von Pfeiler zu Pfeiler bewegt. Der Verkehr sei von dieser Maßnahme nicht beeinflusst worden. 

Stahlverbundbrücke in Nürnberg kostet 65 Millionen Euro

Das zu bewegende Gewicht sei währenddessen kontinuierlich angestiegen, teilt die Autobahn GmbH mit. Beim dritten Verschub im Juni 2023 wurden demnach noch 4.000 Tonnen bewegt. Die Verschübe seien möglich gewesen, da teflonbeschichtete Gleitplatten den Reibwiderstand reduzierten. 

Beim finalen Verschub habe die Brücke die letzten 64 Meter zurückgelegt. Sie verlaufe nun mit einem konstanten Kurvenradius von 600 Metern im Bogen über den Verkehrsknotenpunkt. Die größten Stützweiten betragen nach Angaben der Autobahn GmbH je Feld bis zu 115 Meter. Bei dem Overfly handelt es sich um eine halbdirekte Rampe für den Verkehrsfluss Heilbronn-Berlin. Dieser allein kostet stolze 65 Millionen Euro. Insgesamt betragen die Baukosten ungefähr 160 Millionen Euro. 

Nach dem sechsten Verschub habe auch der gelbe "Vorbauschnabel" der Brücke ausgedient und werde noch vor Weihnachten demontiert. Dieser soll die Last der Brücke reduzieren und ein sicheres Auffahren auf den nächsten Pfeiler gewährleisten, erklärt die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH die Methode auf ihrer Internetseite.

Bauarbeiten auf A6 und A9 - das sind die nächsten Schritte

Im neuen Jahr stehen dann laut der Autobahn GmbH die nächsten Schritte an. Seile werden nachgespannt, der Überbau auf einen Meter abgestapelt und auf die endgültigen Lager versetzt und auch die Fahrbahnplatte wird betoniert.

"Den letzten Arbeitsschritt stellen die Ausbaugewerke dar. Diese umfassen die Abdichtungsarbeiten der Fahrbahnplatte, die Herstellung einer Gussasphaltschutzschicht sowie die Herstellung des Fahrbahnbelags", teilt das Unternehmen mit. Fahrzeugrückhaltesysteme sowie Fahrbahnmarkierungen gehören ebenfalls zum finalen Schritt.

Während das Projekt im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll, steht in Bamberg eine langwierige Großbaustelle bevor: Für das Autobahnkreuz Bamberg, an dem sich die beiden Bundesautobahnen A70 (Schweinfurt-Bayreuth) und A73 (Suhl-Nürnberg) kreuzen, ist ein umfassender Ausbau vorgesehen. Die Autofahrer freut das weniger.