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Ausstellung "Sitzpunkte" in Nürnberg mit Stuhl von Söder


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Dienstag, 02. Februar 2016

Ein Stuhl aus Markus Söders Zeit als einfacher Landtagsabgeordneter ist der heimliche Star der Schau "Sitzpunkte" im Nürnberger Heimatministerium.
Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) sitzt in Nürnberg auf der Ausstellung «Sitzpunkte - Was ist ein guter Stuhl?» auf seinem alten Sessel aus dem bayerischen Landtag. Die Ausstellung kann vom 2. bis 19. Februar 2016 im Heimatministerium in Nürnberg besichtigt werden. Foto: Nicolas Armer/dpa


Stühle sind in der Politik besonders begehrt. Manch einer soll schon an ihnen geklebt haben, um ihn nicht zu verlieren. Andere sollen daran gesägt haben, um einen zu erobern. Für jeden Posten gibt es schließlich das passende Stuhlpendant.

Beim politischen Stühlerücken dreht sich alles darum, am Ende nicht dumm dazustehen. Insofern ist es folgerichtig, dass Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) am Montag in seinem Nürnberger Heimatministerium eine Schau mit dem Titel "Sitzpunkte" über ebenjene Möbelstücke eröffnet hat, ohne die in der Politik nichts läuft.

Ein Stuhl des Ministers darf in der Ausstellung freilich nicht fehlen. Mit verklärtem Blick erinnert sich Söder an seinen mit rotem Leder bespannten Klappstuhl aus dem Maximilianeum zurück. Damals sei er noch kein Minister, noch kein Generalsekretär gewesen.

"Damals war ich noch frei und glücklich", sagt Söder und zeigt auf das historische Gestühl, dass gleich neben einem Sitzmöbel aus dem Bonner Parlament, leicht erhöht auf einem Podest, quasi über den anderen Stühlen schwebend, präsentiert wird.


Vor dem Sperrmüll gerettet

Söders Stuhl bildet insgeheim das Herzstück dieser Möbelschau. Wehmütige Blicke wirft ihm der Minister während seiner Eröffnungsrede zu. "Wenig Ärger" habe ihm dieser Stuhl bereitet. Bequem sei die Sitzerei auf den schmalen Hinterbänken des Landtages aber nicht gewesen, erinnert sich Söder. Dafür sei die Beinfreiheit für seine Maßstäbe einfach nicht ausreichend gewesen. Für schlappe 75 Euro habe er 2004 das gute Stück im Zuge der Neubestuhlung des Landtages vor dem Sperrmüll retten können.

Diese zur Schau getragene Wehmut dürfte freilich mehr gespielt als echt sein. In der Politik sind Stühle ein Symbol der Macht und keine Konstruktion für mehr Bequemlichkeit. Die Eroberung des Chefsessels gilt in der politischen Kunst nicht erst seit Machiavelli als vornehmstes Ziel. Eine hierarchische Aura ist dem Sitzmöbel in der politischen Arena gewiss inhärent. Mit den Worten des Ministers gesprochen heißt das, es gibt "kleine Hocker und große Throne".

Weil Söder den Typus homo politicus par excellence verkörpert, strebt er ohne Zweifel eher dem Thron als dem Hocker entgegen. Ein "Machtpolitiker in Reinkultur" hat Margarete Bause, die Fraktionschefin der Grünen im Landtag, Söder einmal genannt. Dass Bause selber derzeit danach trachtet, ihren Stuhl in München mit einer Sitzgelegenheit in Berlin einzutauschen, zeigt, dass der Stuhl selbst in der Opposition längst als politisches Machtsymbol angekommen ist.

Derweil geht Söder scheinbar harmlos der Frage nach, was einen guten Stuhl ausmacht. "Es gibt Stühle, die super aussehen, aber keinen Spaß machen", sagt Söder. Umgekehrt gebe es Stühle, auf die man sich freiwillig nicht setzen wolle. Vordergründig redet Söder so, als ob er ein ganz normaler Mensch sei, der sich seine Sitzmöbel nach Maßstäben des Komforts aussucht, um sich auf seine vier Buchstaben niederzulassen. Haben tut er freilich fünf. Also Buchstaben. Sonst würde er wahrscheinlich "Öder" heißen. Aber das ist nur eine Randnotiz. Zurück zum Stuhl.

Als Inspiration und Ansporn will Söder die Möbelschau mit Exponaten aus der Sammlung des fränkischen Schreibtisch-stuhlunternehmers Werner Löffler verstanden wissen. Ein Stuhl des bayerischen Ministerpräsidenten befindet sich leider nicht darunter. Dafür gibt es einen echten Königsthron aus Westafrika zu bestaunen. Als Anschauungsunterricht dürfte dieser Stuhl ganz nach dem Geschmack des Ministers sein. Die politische Reise nach Jerusalem schließlich hat längst begonnen. Möbelkunde kann da nicht schaden. Bald heißt es wieder: Hocke sich, wer kann.