Nürnberger Frauenrechtlerinnen: "Ausgewachsenes Sexismus-Problem" bei Rock im Park
Autor: Redaktion
Nürnberg, Donnerstag, 01. August 2019
"Triebtäter"-Shirts, aufgeblasene Penisse und "Macker-Gehabe": Ein Bündnis aus Frauenrechtlerinnen kritisiert die "sexistischen" Zustände bei Rock im Park. Deshalb haben die Organisatorinnen einen offenen Brief an den Veranstalter geschrieben.
Rock im Park hat ein "ausgewachsenes Sexismus-Problem" - zu diesem Schluss kommt ein Bündnis aus Frauenrechtlerinnen in Nürnberg. Nach dem Festival hatten sich mehrere Opfer sexueller Gewalt bei der Frauenberatung gemeldet, berichtet Hedwig Schouten als Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg. Sie befürchtet allerdings, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei und es viel mehr Opfer bei Rock im Park gegeben hat. Nach dem Festival verfassten deswegen mehrere Vereine und Organisationen einen offenen Brief, den sie an den Veranstalter schickten.
"Weibliche Perspektive" einnehmen: "Sexismus-Problem" auf Rock im Park
In dem Brief werden "ein ausgewachsenes Sexismus-Problem" und "keine Strukturen zum Schutz von Betroffenen" auf Rock im Park kritisiert. Wichtig wäre es, einmal eine weibliche Perspektive auf Großveranstaltungen einzunehmen, sagt Schouten.
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Bilanz von RIP 2019: Drei sexuelle Übergriffe und "Triebtäter"-Westen
Bei Rock im Park 2019 gab es drei sexuelle Übergriffe - offiziell. Die Dunkelziffer sei vermutlich wesentlich höher, glaubt Schouten. Eine Frau musste von der Seelsorge betreut werden, nachdem ein Mann sie unsittlich berührt hatte. Kritik kam von der Band Drangsal, nachdem mehrere Männer in Warnwesten mit der Aufschrift "Triebtäter" rumliefen. Die Band forderte den Veranstalter dazu auf, entsprechend auf solches Publikum zu reagieren.
"Macker-Gehabe", Gummi-Penisse und Sexismus
Kritisiert wird in dem Schreiben "typisches Macker-Gehabe". "Damit man ja nicht vergisst, mit welchen Typen man es zu tun hat, haben andere vorsichtshalber aufblasbare Gummi-Penisse mit aufs Gelände gebracht. Ein solches Publikum bringt eben auch eine Menge Sexismus mit auf die Veranstaltung." Die Initiatoren des Briefs fordern angesichts der Festivalgröße eine klar antisexistische Haltung der gesamten Veranstaltung.
Antisexistische Awareness: Schulungen und Strukturen zur Prävention und Versorgung
Die angestrebte Lösung: antisexistische Awareness. Dabei geht es um klare Ansagen, übergreifende Schulungen für alle Beteiligten und effektive Strukturen zur Prävention und Versorgung von Betroffenen von sexueller Gewalt. Das gibt es bereits auf größenähnlichen Festivals wie der Fusion oder Wacken. "Natürlich müsste man auch die Security mit einbinden. Alleine reicht das aber nicht aus", erklärt die Frauenbeauftragte.
Anfrage beim Veranstalter: Keine Stellungnahme
Auf Anfrage von inFranken.de wollte der Veranstalter vorerst keine Stellungnahme abgeben. Die ARGO Konzerte GmbH werde "demnächst alle Anfragen zum Thema beantworten".