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Achtjähriger Tim aus Nürnberg gestorben - sein Fußball-Verein widmet ihm ein Spiel


Autor: Isabel Schaffner

Nürnberg, Samstag, 01. Juli 2023

Anfang Juni erlebte ein Paar mit seiner vierjährigen Tochter bei einem tragischen Unfall den Verlust des achtjährigen Sohns Tim. Sein Fußballverein TSV Azzurri Südwest Nürnberg veranstaltete am vergangenen Samstag ein emotionales Gedenkspiel, das auch Tims Familie besuchte.
Tims Familie sitzt vor den Bannern für ihren Sohn Tim bei einem Spiel des TSV Azzurri Südwest Nürnberg.


  • Junger Torwart von Nürnberger Fußballverein stirbt mit nur acht Jahren
  • Trainer erinnert sich an Schock-Anruf: "schossen Tränen in die Augen"
  • "Überraschend positiv": Familie zeigt sich bei Gedenkspiel an ihren Sohn
  • Letzte Torwarthandschuhe eingerahmt - Verein mit rührenden Gesten

Der achtjährige Tim war ein begeisterter Torwart der F1 beim TSV Azzurri Südwest Nürnberg, wo Kinder der U9 trainieren. In der Woche von Fronleichnam kam er jedoch unverhofft bei einem Wanderausflug ums Leben. Mit dabei waren seine Eltern und seine vierjährige Schwester, die teils verletzt wurden. Am Samstag (24. Juni 2023) kamen sie zu einem Gedenkspiel von Tims Verein. Gegenüber inFranken.de zeigt sich F2-Trainer Thomas Hoffmann beeindruckt von ihrem Auftreten.

Update vom 28.06.2023: Tims Familie besucht Gedenkspiel für verstorbenen Sohn in Nürnberg - und beeindruckt Fußballtrainer

Es handelte konkret sich um das Ligaspiel zwischen der F1 und der SG Wachendorf Weiherhof. Zu Beginn hätten alle eine Schweigeminute abgehalten, wie Hoffmann berichtet. "Dazu trugen unsere Kinder der F1 und F2 zwei selbstgemachte Banner auf den Platz." Darauf stand unter anderem "Wir vermissen dich". Seelsorger hätten die schockierende Nachricht in den vergangenen Tagen mit den Kindern besprochen und gute Arbeit geleistet, lobt Hoffmann. "Wir selbst sprachen mit den Kindern auch viel. Ich möchte dabei den Trainer der F1 Levent Ekmen besonders hervorheben."

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"Er war die ganze Zeit ganz nah bei der Familie, wurde sogar gebeten, den Sarg mitzutragen und war ständiges Bindeglied zwischen Familie und Verein. Mit vielen Gesprächen schaffte er es, die Mannschaft dennoch mit viel Spielfreude auf den Platz zu bekommen." Wie Hoffmann beobachtet habe, konnten" die Kinder während des Spiels gedanklich abschalten und es war ein sehr gutes Spiel mit klarem Sieg für die F1". Manche Spieler hätten beim Torjubel gen Himmel gezeigt, um Tim das Tor zu widmen.

Hoffmann erinnert sich gut an die Verfassung von Tims Familie: "Sie strahlten eine unheimliche, überraschend positive Stärke als Familie trotz des herben Verlustes aus. Sie ließen uns wissen, dass ihnen die ganze Unterstützung viel Kraft gibt. Sie wissen, dass sie für sich und ihre Tochter weitermachen müssen." Es sei für den Verein tröstlich gewesen, zu sehen, "dass es ihnen augenscheinlich gut geht. Es war ein schöner Tag für sie", führt er fort.

Turniere mit "Tim-Winter-Gedächtnispokal" geplant

Neu bei dem Spiel sei eine Verkaufshütte gewesen. "Sie bekam Tims Spitznamen 'Numero Uno' und wurde mit einem gezeichneten Porträt von ihm und seinen letzten Torwarthandschuhen, eingerahmt im Inneren, eingeweiht. Die Einnahmen des Verkaufsstands spenden wir komplett an die Familie und eine Spendenbox gab es auch", so der Nürnberger Trainer. Der Zusammenhalt in den vergangenen Tagen sei auch den Helfer*innen und "vielen Eltern, die ihre Unterstützung eingebracht haben", zu verdanken gewesen.

Hoffmanns am 12. Juni aufgesetzte Spendenkampagne löste große Anteilnahme aus und hat inzwischen den dreifachen Zielbetrag erreicht. "Diese Woche kann in jedem Fall noch über gofundme gespendet werden. Nächste Woche wollen wir das Geld an die Familie für die anstehenden Kosten weitergeben."

Zum Schluss kündigt er an: "Am 22. Juli finden auf dem Sportgelände des TSV Südwest Nürnberg drei Jugend-Fußballturniere statt. Zwei davon tragen den Titel 'Tim Winter Gedächtnisturnier'. Für die Siegermannschaft wird es dann auch einen Tim-Winter-Gedächtnispokal geben. An diesem Tag werden wir auch nochmal eine Spendenbox hinstellen."

Erstmeldung vom 22.06.2023: Nürnberger Fußballtrainer erfährt vom Tod des achtjährigen Tim  - "ist etwas Schreckliches passiert"

"Ich habe Tim zu jeder Trainingseinheit gesehen. Da sie parallel mit uns trainierten, war er immer präsent", erinnert sich Hoffmann kurz nach dem Besuch der Beerdigung. Sein Vater habe dem zuständigen F1-Trainer Levent Ekmen auch als Torwart- und Co-Trainer ausgeholfen. Dann schildert Hoffmann, wie er vom Tod des Achtjährigen erfuhr: "In der Woche von Fronleichnam war eine externe Fußballschule auf unserem Platz. Am Feiertag ließen wir den Tag abends mit ein paar Eltern bei einem Abendessen ausklingen."

Er habe danach noch mit drei oder vier Familien eine Eisdiele in Eibach aufgesucht. "Kurz nach 20 Uhr bekam ich einen Anruf eines Vaters meiner Spieler, der zusammen mit Levent auf dem Weg zum Krankenhaus war, zu dem Tim gebracht wurde. Er sagte: ‚Kannst du gerade reden? Es ist etwas Schreckliches passiert. Der Tim ist leider soeben verstorben.'" Wie der Fußballtrainer gegenüber inFranken.de berichtet, sei Tim bei einem tragischen Unfall durch Naturgewalt nach einem Wandertag mit der Familie nahe Weißenohe bei Gräfenberg ums Leben gekommen. Weitere Details wolle er aus Rücksicht auf die Familie nicht nennen.

"Seine Mutter und die vierjährige Schwester wurden schwer verletzt. Für mich war es ein enormer Schock, mir schossen die Tränen in die Augen, weil ich den Jungen sofort vor Augen hatte. Ich hatte mich zwar etwas von den Familien entfernt, aber anhand meiner Fassungslosigkeit merkten sie, dass etwas Schlimmes passiert sein musste", so Hoffmann weiter. Er sei daraufhin zu den Eltern gegangen und habe sie informiert, sie aber gebeten, es den Kindern noch nicht sofort zu sagen.

"Haben starke Community" - Fußballverein erlebt Zusammenhalt in Mittelfranken

"Am darauffolgenden Freitag ließen wir das Fußballcamp mit den teilnehmenden Kindern ganz normal weiterlaufen. Am Wochenende trugen die Trainer es dann in den Whatsapp-Gruppen an die Eltern weiter. Mit der Bitte, dass jedes Elternteil es selbst verantworten soll, ob es sein Kind informiert", erklärt er. Ab Montag hätten sich die Schul-Seelsorger um die betroffenen Kinder gekümmert.

In großem Mitgefühl mit der Familie habe Hoffmann das Bedürfnis verspürt, eine Spendenkampagne ins Leben zu rufen. "Ich hatte mich bereits intensiv mit Crowdfunding beschäftigt, weil wir unseren Sportplatz verschönern und den Spielplatz ausbauen möchten. Doch der Vorfall mit Tim kam dem zuvor. Also startete ich die Kampagne aus einem anderen, leider traurigen Grund."

Das Spendenziel von 6000 Euro ist mit über 16.000 Euro bereits weit überschritten. "Die Reaktionen sind sehr, sehr positiv. Wir sind von ganzem Herzen dankbar, dass die Familie in diesen schweren Zeiten in aller Form diese Unterstützung spürt. Es zeigt, dass wir im engen Kreis Mittelfranken bezüglich Fußball, Freundschaften und Familien eine starke Community haben. Alles andere scheint belanglos, wenn Eltern ihren zu jungen Sohn begraben müssen." Wer spenden möchte, findet die Kampagne für Tims Familie hier.