Druckartikel: Absturz des "Nelkenbombers": Nürnberg taucht in den Panama Papers auf

Absturz des "Nelkenbombers": Nürnberg taucht in den Panama Papers auf


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Mittwoch, 13. April 2016

Die Enthüllungen der Panama Papers haben Nürnberg erreicht. Im Fokus ist dabei der Absturz des "Nelkenbombers" in den 1970er Jahren.
Foto: EPA/ALEX HOFFORD /dpa


Die Panama Papers haben Nürnberg erreicht. Der Fall spielt im Jahr 1974. Die Aufregung um den "Nelkenbomber" ist trotzdem groß. Was als traurige und kuriose Lokalgeschichte galt, gerät mit den Panama Papers auf einen Schlag in den Dunstkreis von Mord und Totschlag, CIA und Waffenhandel.

In den späten Abendstunden des 6. Mai 1974 stürzte kurz vor dem Flughafen Nürnberg eine Transportmaschine in den Reichswald ab. Die Maschine der Fluggesellschaft "Fragtflug" war in Südfrankreich gestartet und hatte tonnenweise Nelken an Bord. Das Flugzeug vom Typ Douglas DC-6 verschwand kurz vor Mitternacht bei Behringersdorf vom Radar. Erst Stunden später wurde die Maschine im Wald gefunden. Die dreiköpfige Crew war tot. Rund um die Absturzstelle entdeckten die Rettungskräfte tausende Blumen. Muttertag stand kurz vor der Tür.

"Die Piloten starben im Blumenmeer" titelte damals die "Nürnberger Zeitung". Schaulustige kamen zuhauf an die Absturzstelle. Nicht wenige sollen noch Tage später in den Wald gepilgert sein, um Nelken für einen makabren Blumenstrauß zu sammeln.


Häufig heikle Frachten für die CIA transportiert

In den Panama Papers fanden sich offensichtlich Erkenntnisse, die den Absturz des "Nelkenbombers" in ein völlig neues Licht rücken. Wie die "Süddeutsche Zeitung" nun enthüllte, soll die Fluggesellschaft "Fragtflug" häufig heikle Frachten für den amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA transportiert haben. Insbesondere im Handel mit Waffen und Militärgerät seien die Transportmaschinen des isländischen Eigentümers der Airline hilfreich gewesen. Die Unterlagen der durch die Panama Papers ins Zwielicht geratenen Anwaltskanzlei "Mossack Fonseca" hätten ergeben, dass Loftur Johannesson hinter der Fluggesellschaft steckte, schreibt das Blatt. In Geheimdienstkreisen sei Johannesson, der dort "der Isländer" genannt werde, alles andere als ein unbeschriebenes Blatt.


Waffenlieferungen an paramilitärische Einheiten

Mindestens 25 Jahre sei der Mann an verdeckten Operationen amerikanischer Dienste beteiligt gewesen, schreibt die "SZ" weiter. Damals sei es hauptsächlich um Waffenlieferung an paramilitärische Einheiten in der Dritten Welt gegangen. In der Zeit des Kalten Krieges nutzten die USA ihre Dienste für außenpolitische Geheimaktionen wie gewaltsame Umstürze und politische Sabotageakte.

In diesem Zusammenhang verschwindet Nürnberg als Schauplatz der Panama Papers wieder schnell von der Bildfläche. Unklar ist bislang freilich, wie häufig Maschinen der dubiosen Airline in Nürnberg zum Landeanflug ansetzten. Ein Sprecher des Dürer-Flughafens konnte auf Nachfrage dazu keine Angaben machen.

Unstrittig ist, dass die Amerikaner den Airport Nürnberg auch heute noch für ihre Zwecke nutzen. Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr, der größten amerikanischen "Training Area" außerhalb der USA, liegt praktisch in der Nachbarschaft. Auch im Zusammenhang mit den Enthüllungen rund um die geheimen CIA-Flüge, mit denen Terrorverdächtige in geheime Gefängnisse zu folterähnlichen Verhören gebracht worden sein sollen, tauchte der Flughafen Nürnberg vor einigen Jahren auf. Zuletzt machte eine Riesenmaschine auf dem Flugfeld im Knoblauchsland von sich Reden. Der Riesenvogel, eine Lockheed C-5, soll vor zwei Jahren Radargeräte für Grafenwöhr geliefert haben. Viel mehr erfährt die Öffentlichkeit über die militärische Nutzung des Flughafens Nürnberg durch die US-Streitkräfte in der Regel heute freilich auch nicht.