Wohin ganze Häuser umziehen
Autor: Matthias Litzlfelder
Bad Windsheim, Dienstag, 09. August 2016
Mehr als 100 Objekten hat das Freilandmuseum in Bad Windsheim schon eine Überlebenschance geboten. Jetzt ist wieder ein Haus dorthin versetzt worden.
Was bei Menschen nichts Ungewöhnliches ist, mutet bei Häusern etwas befremdlich an. Ein Umzug ist im Leben eines Hauses eigentlich nicht vorgesehen. Stein auf Stein steht es an seinem Platz für die Ewigkeit - oder bis das Abbruchunternehmen auf dem Grundstück steht.
Bei den Gebäuden auf dem 45 Hektar großen Areal des Freilandmuseums im mittelfränkischen Bad Windsheim ist das anders. Sie wurden hierher transloziert, wie der Fachmann sagt. Rund 115 Objekte sind es mittlerweile, seit das Freilandmuseum 1982 seine Tore geöffnet hat.
Vor Ort sanieren ist die bessere Lösung
Sie zeigen das kulturelle Erbe des ländlichen Frankens aus sieben Jahrhunderten. "Wir retten ein Gebäude, wenn es in unser Konzept passt. Wahllos bauen wir es nicht ab", sagt Museumsdirektor Herbert May.
Wenn es eine Möglichkeit gebe, dass das Haus vor Ort denkmalschutzgerecht saniert werde, sei dies immer die beste Lösung.
Oft kämen Angebote vom Landesamt für Denkmalpflege. Es sind Hinweise auf Häuser, die dem Verfall preisgegeben sind, weil der Eigentümer sie nicht sanieren will. Manchmal meldeten sich auch Privatleute. Und schließlich verfolge man ganz gezielt, wie sich interessante Häuser in der Region entwickeln. Kaufen muss das Museum solche Häuser nicht. Nicht wenige Eigentümer sind froh, wenn sie ihr Grundstück anschließend ohne Abbrucharbeiten nutzen können.
Erbaut 1944 - und schon von Interesse
Dass inzwischen in Bad Windsheim nicht nur Häuser eine Bleibe finden, die einige hundert Jahre alt sind, zeigt das jüngste Projekt. "Ein Behelfsheim aus dem 20.
Jahrhundert, aber das ist uns wichtig", sagt der Museumsleiter.Dieses Haus stand in Ottenhofen, einem kleinen Dorf nur wenige Kilometer von Bad Windsheim entfernt. Im Dezember begannen die Museumsleute mit dem Abbruch, nachdem zuvor zwei Jahre intensiv an dem Gebäude geforscht wurde. Ein großes Sägeblatt frisst sich dabei durchs Mauerwerk und zerlegt das Haus in seine vier Wände, die dann auf Eisenträger gestellt und mit Holzbrettern verschalt nebst Dach von einem Autokran auf einen sogenannten Innenlader gehievt werden.