Osingfest 2024: Dörfer verlosen nach 10 Jahren wieder Felder - "einmalige Tradition in Europa"
Autor: Daniel Krüger
Sugenheim, Freitag, 20. Sept. 2024
Am heutigen Freitag (20. September 2024) steht die seltene Osingverlosung bei Bad Windsheim bevor, bei der 488 Ackerflächen verteilt werden. Eine Tradition, die nur alle zehn Jahre stattfindet.
Die Osingverlosung wird am 20. September 2024 auf der 274 Hektar umfassenden Hochfläche, bekannt als Freimarkung Osing, zwischen den Ortschaften Krautostheim, Rüdisbronn, Humprechtsau und Herbolzheim veranstaltet. Dieses besondere Ereignis geht einher mit einem Festprogramm, das bis zum 22. September 2024 einen Mittelaltermarkt beinhaltet, so die Ankündigung des Tourismusverbandes Franken.
Bereits seit 2016 ist die Osingverlosung im deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes verzeichnet. Der Verband beschreibt sie als "einmalige Tradition in ganz Europa", die nur alle zehn Jahre stattfindet, und zwar immer dann, wenn das Jahr mit einer 4 endet.
488 Ackerflächen bei Bad Windsheim werden verlost - so läuft das Jahrhunderte alte Verfahren ab
Der Verlosungsprozess der Ackerflächen wird seit dem 16. Jahrhundert nach einem genauen und strikten Ablauf durchgeführt. Hierbei ziehen Schulkinder aus den vier beteiligten Dörfern die Lose. Acht Männer der Osingverwaltung - zwei Vertreter pro Dorf - vermessen Wochen zuvor die gesamte Fläche neu, teilen sie den Dörfern zu und markieren sie mit einem der vier Osingzeichen.
Video:
Diese Osingzeichen werden ebenfalls unter den vier Dörfern verlost, sodass jedes Dorf erkennen kann, welche Fläche zu wem gehört. Es gibt keinen Grundbesitz in der Freimarkung Osing, sondern lediglich zeitlich befristete Nutzungsrechte. Laut BR leitet sich der Begriff vom fränkischen Verb "osenga" ab, das "abbrennen" bedeutet. Insgesamt werden 488 Tagwerke an neue Rechteinhaber verlost.
Dadurch entsteht ein vielfältiges Mosaik an Ackerflächen, das aber jedem die Chance gibt, guten Boden zu erhalten. Allerdings hat sich die Landwirtschaft stark verändert, betont der BR. Die Anzahl der Bauern geht zurück, viele Flächen werden verpachtet. Die Landwirte müssen ihre Lose tauschen und schauen, was sie noch bekommen können, um einen rentablen Acker zusammenzustellen. Laut dem bayerischen Heimatministerium ist der Osing die letzte große landwirtschaftliche Markgenossenschaft in Deutschland.