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Mit dem Motorrad zum Baikalsee


Autor: Robert Wagner

Kitzingen, Mittwoch, 17. Februar 2016

Alexandra und Wolfgang Goller haben sich auf eine Reise um den halben Globus gemacht und sich damit einen Traum erfüllt. Ihr Fazit: Lohnt sich!
Mit dem Motorrad von Franken bis zum Baikalsee und zurück - die Gollers haben sich einen Traum erfüllt. Mit dem Motorrad von Franken bis zum Baikalsee und zurück - die Gollers haben sich einen Traum erfüllt. Mit dem Motorrad von Franken bis zum Baikalsee und zurück - die Gollers haben sich einen Traum erfüllt.


23 500 Kilometer - das ist mehr als der halbe Erdumfang, fast der doppelte Erddurchmesser und außerdem die Strecke, die Alexandra und Wolfgang Goller (beide 44) im Sommer auf ihrer Tour Richtung Baikalsee mit dem Motorrad zurückgelegt haben. Knapp 400 Kilometer am Tag. Gewonnen haben sie auf ihrer Reise vor allem eines: Die Erkenntnis, dass man einen Traum nicht aufschieben, sondern einfach umsetzen sollte.

Alexandra und Wolfgang Goller wohnen in Iphofen - einer kleinen Stadt in im Landkreis Kitzingen mit rund 4500 Einwohnern. Wie kommt man da auf die Idee, bis zum Baikalsee zu fahren? "Den Traum hatte ich schon lange", sagt Wolfgang Goller. Damals, noch in den 80er Jahren, hatte sein Geschichtslehrer vom Baikalsee geschwärmt - und seine Schüler angesteckt.

Den Jungs war schnell klar: "Da fahr'n wir mal hin!" Doch es kam anders: Das Geld war knapp, die Zeit noch knapper und so blieb der Traum eben lange Jahre nur ein Traum.


Keine Kaffeefahrt

Im November 2012 schließlich entscheiden sich Wolfgang und Alexandra Goller, die Tour tatsächlich in Angriff zu nehmen. Doch es ist eben keine Kaffeefahrt, die sie da planen. Neun Wochen Fahrtzeit - das heißt unbezahlten Urlaub nehmen, Impfungen und Visa organisieren. Alexandra Goller macht extra noch einen Russischkurs. Außerdem muss sich ja auch jemand um die fast erwachsenen Kinder kümmern.

Im Juni 2015 geht es endlich los: Alexandra und Wolfgang schwingen sich auf ihre Motorräder und brechen auf Richtung Osten. Doch warum eigentlich mit dem Motorrad? "Es ist einfach das beste Reisemittel, wenn man mit den Leuten in Kontakt kommen will", erklärt Wolfgang Goller. Immer wieder ist man auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Gegenseitige Hilfe, die ist in Rußland, Kasachstan und der Mongolei selbstverständlich. Auf dem Weg nach Sibirien gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Begegnet man sich, wird gehupt. Steht jemand am Straßenrand, fährt niemand weiter, ohne sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung ist. "Geben und Nehmen ist da einfach gang und gäbe", erzählt Wolfgang Goller. "Wenn ich dann manchmal höre, wie manche in Deutschland über die Russen denken, dann muss ich mich schon schämen."

Schlechte Erfahrungen haben die Gollers dann doch noch gemacht: Ein korrupter Polizist wollte den beiden in Kasachstan Bargeld für eine angebliche Geschwindigkeitsübertretung abknüpfen - ohne Beweis oder Quittung natürlich. Nach heftigen Diskussionen endete der Vorfall zwar ohne Bestechung - dafür aber mit einem gemeinsamen Erinnerungsfoto.


Faszinierende Tierwelt

Gefährlicher als korrupte Polizisten waren allerdings die Straßenverhältnisse. In der Mongolei stürzte Alexandra im weichen Untergrund. Glück im Unglück: Obwohl sie sich ihren Rücken arg prellte, konnte sie mit großen Schmerzen weiterfahren. Derweil ging den beiden langsam der Sprit aus. Und nach einer Nacht im Zelt war auch das Wasser leer. "Alle, auch die ganz Erfahrenen, sagen, dass man dort nicht alleine fahren soll", erklärt Wolfgang Goller. Denn wenn man stürzt, ist man aufgeschmissen. Vielleicht ist es auch diese Einsicht der direkten Abhängigkeit voneinander, die die Menschen so freundlich und hilfsbereit macht.

Begeistert waren Alexandra und Wolfgang Goller auch von der Landschaft und der Tierwelt. Sicher, hunderte Kilometer geradeaus durch die Steppe - da gibt es für Motorradfahrer schon reizendere Strecken. Doch der Blick in das weite Land entschädigte für monotone Wegeführung. Alexandra Goller erzählt von einer Begegnung mit einem Geier: "Er saß auf einer toten Kuh. Als er die Flügel ausstreckte, hat er damit die ganze Kuh verdeckt. Das fand ich sehr beeindruckend."

Unheimlich war es den beiden manchmal auch. Beispielsweise als mitten in der Nacht plötzlich vor dem Zelt ein großes Getöse zu hören war. "Und ein furchtbarer Gestank", erzählt Alexandra Goller. Da war klar: Da draußen läuft eine Kamelherde herum. "Wir haben nur gehofft, dass die unser Zelt erkennen und nicht über uns trampeln."

Am Baikalsee, ihrem eigentlichen Ziel, waren die beiden Iphöfer schließlich nur drei Tage. Der Ausspruch "Der Weg ist das Ziel" ist für Alexandra und Wolfgang keine Plattitüde, sondern gelebte Realität. Eine Realität, die sie auch in Zukunft nicht missen wollen. Sicher, nicht jedes Jahr werden sie sich so eine Reise leisten können. Ihre Tour zum Baikalsee soll trotzdem nicht die letzte gewesen sein. Vielleicht mit den Motorrädern von Thailand nach Deutschland? Eine Karte der Region hängt zumindest schon mal im Wohnzimmer der Gollers.
Bis dahin müssen die beiden aber wohl etwas von ihren Erlebnissen zehren. Dabei wollen sie auch über ihre Zeit erzählen und Fotos zeigen. Beispielsweise am 26. Februar im Motorradhaus Ebert in Höchberg bei Würzburg.


INFO:
Der See ruft - Projekt Baikalsee 2015.
Ein Vortrag von Alexandra und Wolfgang Goller:

Wann: Freitag, 26. Februar, 19 Uhr
Wo: Motorradhaus Ebert, Heisenbergstraße 3, 97204 Würzburg-Höchberg. Der Eintritt ist frei.
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Die kompletten Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken und Speisen kommen dem Kinderheim Geesdorf zugute.

www.goller-touren.de.