Milchpreis sorgt für Diskussionen
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Dienstag, 21. Juli 2015
Seit einigen Monaten erhalten die Bauern wieder weniger Geld für die Milch ihrer Kühe. Lediglich der Preis für Biomilch hält sich stabil. Doch welche Strategien helfen gegen diese Marktmisere? Die Verbände in Bayern sind sich uneins.
Seit Herbst vergangenen Jahres sind die Preise für Milch gesunken. In den meisten Regionen Deutschlands erhalten die Bauern von den Molkereien inzwischen weniger als 30 Cent für ein Kilogramm Milch (die Branche rechnet traditionell in Kilogramm statt in Litern).
"Marktkrise"
Doch selbst wenn in Bayern der Durchschnittspreis zuletzt ein wenig höher lag als im Rest der Republik, so taucht auch hier das Wort "Milchmarktkrise" wieder auf. Mit diesen Erträgen könnten sie nicht kostendeckend arbeiten, sagen die Milchviehhalter. Hilferufe aus der Branche nach politischer Unterstützung werden lauter.
"Bei unter 35 Cent wird es schwierig für die Landwirte", sagt Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbands der Milcherzeuger Bayern (VMB) und zugleich Milchreferent des Bayerischen Bauernverbands.
Bester Preis in Oberbayern
Im Juni habe der durchschnittliche Milchpreis in Nordbayern bei 30,0 Cent und in Ober- und Niederbayern bei 31,1 Cent gelegen. Molkereien zahlten unterschiedliche Preise. "Es gibt im Moment innerhalb Bayerns eine Milchpreisdifferenz von bis zu zehn Cent", berichtet er. Wer die aktuellen Milchpreistabellen analysiert, entdeckt schnell den Spitzenreiter im Freistaat: die Molkerei Berchtesgadener Land. Sie zahlt den Landwirten pro Kilo derzeit immer noch rund 38 Cent.
Wegfall der Quote
Aber selbst bei den Oberbayern lagen die Preise vor einem Jahr noch deutlich höher. Ist womöglich der EU-weite Wegfall der Milchquote Auslöser für den Preisverfall am Milchmarkt? Seit April können die Milchproduzenten wieder selbst entscheiden, wie viel Milch sie produzieren, nachdem 31 Jahre lang eine bestimmte Menge vorgegeben war.
"Das hatte keine direkte Auswirkung", meint Seufferlein. Die Trendwende nach unten habe es schon zu Jahresbeginn gegeben. "Wir sind abhängig von den Preisen, die auf anderen Kontinenten gezahlt werden", erklärt er.
Und wenn der Preis weiter sinkt und sinkt? Es gebe eine Schwelle, bei der die EU in Brüssel einschreite. Dieser sogenannte Interventionspreis liege bei 21,5 Cent und sei vor 14 Jahren festgelegt worden. "Wir fordern da eine Anhebung", beschreibt Seufferlein die Sichtweise des Bauernverbands. Der Verband will sinkenden Preisen daneben mit neuen Auslandsmärkten und einem Ausbau des Exports begegnen.
Nur 20 Prozent ohne Gentechnik
Beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) sieht man das ganz anders. "Ein höherer Interventionspreis bringt ebenso wenig wie die Exportmärkte zu erweitern", sagt dessen Geschäftsführer Thorsten Sehm. "Wir müssen vielmehr die Menge aus dem Markt nehmen. Schon die ehemaligen Quoten waren von Anfang an höher als die Nachfrage."
Und noch in einem anderen Punkt sind sich VMB/Bauernverband und BDM uneins. Er betrifft die Lieferbeziehung zwischen Landwirten und Molkereien. Der BDM will die Bindung des Landwirts an die Molkerei - Geschäftsführer Sehm spricht von "Andienungspflicht" - abschaffen. Der Bauernverband sieht diese Bindung zwecks Mengenplanung dagegen als notwendig an.
Trend zu Bio und gentechnikfrei
VMB-Geschäftsführer Seufferlein verweist auf ein weiteres Arbeitsfeld für die Verbände: das Ungleichgewicht zwischen Molkerei und Handel. "Das können wir im Moment nicht lösen", sagt er.
Auffällig an der jüngsten Entwicklung ist, dass sich der Preis für Biomilch nahezu stabil hält. Dadurch hat sich der Preisabstand zu konventionell erzeugter Milch erhöht. Waren es früher 5 bis 6 Cent, so sind es heute rund 15 Cent. Immer mehr Betriebe erzeugen die Milch zwar nicht ökologisch, aber zumindest gentechnikfrei, das heißt ohne Füttern von gentechnisch veränderten Kraftfuttermitteln. "Ein Trend", meint Seufferlein. Dennoch: Momentan sind dies in Bayern nur ein Fünftel der Landwirte.