Wurstautomaten in Franken: Sind die "mechanischen Metzger" die Zukunft?
Autor: Redaktion
Markt Einersheim, Dienstag, 13. Februar 2018
Einst für Metzgereien unüblich, haben sich heute in Mainfranken Wurstautomaten etabliert. Ein großer Erfolg ist das Angebot jedoch selten. Woran es liegt.
So was Blödes aber auch: Da hat man Lust aufs Grillen - doch es ist Sonntag, Feiertag oder später Abend. Der Kühlschrank ist leer, die Läden sind zu. Woher jetzt Steak und Wurst für den Grill nehmen? Landauf, landab haben Metzger diese Lücke erkannt. So entstanden Wurst- und Fleischautomaten, die es auch in einigen Orten Mainfrankens gibt. Geld rein, Kühlfach wählen, Ware ziehen: Was für den Kunden bequem und für die Metzger ein attraktives Firmenstandbein sein kann, kommt unterschiedlich an. Als Rettungsanker in Zeiten des Metzgereiensterbens taugen die Automaten wohl nicht.
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12.000 Euro blätterte Stephan Jamm für einen solchen Apparat hin. Der Chef der Metzgerei Deininger in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen) ließ das mannshohe Gerät neben seiner Filiale im wenige Kilometer entfernten Marktsteft installieren. Vor einem Jahr war das. Zeit für ein erstes Fazit:
Der Wurstautomat "kann das Thekenangebot nicht ersetzen", sagt Jamm. Schon deshalb nicht, weil der Automat zusätzlichen Aufwand mit sich bringe. Im Gegensatz zu Fleisch und Wurst in der Frischetheke muss die eingeschweißte Automatenware mit Etiketten versehen werden, auf denen die Zutaten zu lesen sind. Wegen dieses Mehraufwands liegen Jamm zufolge die Preise im Automaten um ein paar Cent über denen in seiner Metzgerei. Mit Waren bestückt werde das Gerät nahezu täglich.
Apparat wirft nur mäßig Umsatz ab
Unterm Strich sieht Jamm die Angelegenheit als Test an, mehr nicht. Ein weiteres Jahr will er den Automaten noch ausprobieren, dann ist eventuell Schluss. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Gerade mal zwei Prozent Umsatz mache er mit dem Automaten im Vergleich zu dem, was in der Marktstefter Filiale insgesamt in die Kasse kommt. Laut Jamm ziehen Kunden
40 bis 50 Produkte pro Woche aus dem Gerät, von Wurst in Dosen oder Folie über Fleisch bis hin zu kleinen Fertiggerichten. Vor allem Eier würden gut laufen. Dem Metzgermeister ist klar, dass für den Erfolg eines Selbstbedienungsautomaten der Standort entscheidend ist. Das Gerät in Marktsteft befindet sich in einem Gewerbegebiet und damit eher im Abseits.
Außerdem ist Marktsteft keine Großstadt: "In Würzburg wäre das ganz anders", so Jamm mit Blick auf die andere Art von Kundschaft.
Wo es in Mainfranken Wurstautomaten gibt
Einen dicken Pluspunkt hat die Lage in Marktsteft aber: Der Wurstautomat ist im selben Gebäudekomplex wie ein Billigmarkt und ein Discounter. Beide Geschäfte haben am Abend und an den Samstagen länger geöffnet als Jamms Metzgerei nebenan. Von diesem kundenträchtigen Miteinander profitierten seine Filiale und der Wurstautomat gleichermaßen, sagt Jamm. Automaten dieser Art stehen unter anderem auch in Rimpar bei Würzburg, in Werneck bei Schweinfurt, in Karlburg (Lkr. Main-Spessart) und im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf. Dort sprang die Metzgerei Geeb schon 2014 auf den Zug auf. Doch die ganz große Nummer ist das Rund-um-die-Uhr-Angebot auch hier nicht. Es sei kein nennenswertes Standbein, "allenfalls ein guter Kundenservice", sagt Verkaufsleiterin Tina Geeb.