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Zukunftskonzept Flechtkultur: Die Korbstadt sammelt Ideen


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Montag, 03. Februar 2014

"Zukunftskonzept Flechtkultur" war eine Veranstaltung überschrieben, die eine Initialzündung für Lichtenfels darstellen sollte. Dafür zerbrachen sich etliche kreative Leute den Kopf.
Brainstorming am Runden Tisch: Schnappschuss aus dem Stadftschloss . Foto: Markus Häggberg


"Machen! Budgets! Arbeiten!", fasste der Lichtenfelser Jürgen Steinmetz zusammen. Er stand auf dem Podium des Stadtschlosses, umwölkt von so etwas wie einer Lichtenfelser "Yes-we-can-Stimmung", und zog unter Beifall Fazit zu dem, was eine Arbeitsgruppe so ersonnen hatte. Derer gab es bei der Auftaktveranstaltung "Zukunftskonzept Flechtkultur" mehrere. Das Zentrum Europäische Flechtkultur (ZEF) hatte eingeladen, sich zur Zukunft der Korbstadt einen Kopf zu machen. Am Ende mochte der Betrachter den Eindruck gewinnen, es geht nun aufwärts.

Fachverstand und Herzblut

"Umsetzungsorientiert" will man sein, so Josef Breunlein in seiner Begrüßungsrede. "Fachverstand und Herzblut" forderte er von den überwiegend geladenen Gästen ein und lässt nicht unerwähnt, dass die Förderkulisse für Projekte derzeit so günstig wie lange nicht mehr sei.

Und selbst wenn nicht, so solle man sich die Aussage eines alten Bezirksrats zu Herzen nehmen. "Leut', jammert net rum, ka Geld ham mer doch scho immer g´habt!" Die geladenen Gäste waren geschickt ausgewählt, denn es waren - abgesehen von wenigen Privatpersonen - Entscheidungsträger aus Politik, Handwerk und Industrie. Solle niemand sagen, man habe sie nicht gefragt.

Joachim Sator schmunzelt und nickt, als er gefragt wird, ob das Vorhandensein von so viel Ideen liefernder Lokalprominenz nicht auch Teil einer Strategie ist, die darauf abzielt, Aussagen festzuzurren. Der Hallstadter, der sich mit Kommunikationsdesign auseinandersetzt, hat zum Einstieg in das Großgruppenbrainstorming anschauliche Beispiele dafür ausgepackt, wie in anderen Städten Projekte angegangen wurden. Es ging immer darum, zu erkennen, was die eigene Identität sei, worin das Alleinstellungsmerkmal liegt. Von da ausgehend könne man planen. Damit hat der Mann nichts anderes gesagt, als dass, wenn Lichtenfels sich als Korbstadt sieht, es sich darauf auch konzentrieren sollte. Weit intensiver und umfangreicher als bisher. Das ist Marketing.

Sator ist an diesem Tag so etwas wie ein Moderator und Kontrolleur. Er achtet darauf, dass die Diskutanten an den Tischen beim Thema bleiben und dass sie - bevor sie am nächsten Tisch mit einer anderen Fragestellung konfrontiert werden - nicht die jeweils veranschlagten 25 Minuten für das Gedankenmachen zu einer Frage überziehen. Jeder Gedanke soll eingebracht und aufgeschrieben werden, selbst wenn er abwegig erscheint. Er könne immer noch als Inspiration für den Tischnachbarn dienen. Aber längst nicht jeder Stadtrat oder -anwärter ist hier auch Tischnachbar. Manche von ihnen sind gar nicht erst erschienen. Wer dagegen kam, war Bad Staffelsteins Bürgermeister Jürgen Kohmann. "Was hier stattfindet, betrifft die Region", begründet er sein Interesse an der Teilnahme. Auch er schreibt auf Zettel, was ihm zur Verbesserung der Zukunft von Lichtenfels einfällt. Die Fragen, mit denen sich die Denkgruppen an den fünf Tischen auseinandersetzen lauten u. a. "Wie soll ein Korbmarkt aussehen, der den Beinamen international tragen darf?" oder "Welche Maßnahmen können für die Region positive Auswirkungen haben hinsichtlich der Faktoren: Attraktivität, Lebendigkeit und Nahversorgung?"

Tischdecke als Speichermedium

Die Ideen purzelten, schnell waren die bereit gestellten Notizkarten beschriftet und selbst die papierenen Tischdecken mussten als Speichermedien herhalten. Straßenbeleuchtungen einflechten, Musterwohnungen (mit Korbgeflecht) ausstatten, ein Flechtboulevard in der Innenstadt, Ausrichtung einer alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Flechtmesse, waren nur einige der Ideen.

Josef Breunlein und Manfred Rauh standen da und schauten dem von Sator dirigierten Treiben zu. Der eine ist Initiator, der andere "Kümmerer" des ZEF. Beide aber denken in Zeitplänen und ökonomisch. Breunlein immerhin war Bänker. Ihre Vorgehensweise setzt auf nachprüfbare Eckdaten und sie stören sich auch nicht daran, wenn mancher Einfall auf dem Tisch zu futuristisch klingen sollte, denn sie wissen, dass die Götter vor die Umsetzung die Idee gesetzt haben. Was an Einfällen ungefiltert zusammenkam, soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf einer Seite im Internet. Am Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung lag etwas in der Luft. Etwas, von dem auch Breunlein und Rauh hoffen, dass es endlich Aufbruchsstimmung ist.