Zahl der Rettungsfahrten steigt
Autor: Tobias Kindermann
Lichtenfels, Montag, 02. Juli 2018
Die Zahl der Rettungsfahrten im Landkreis Lichtenfels ist in den vergangenen sechs Jahren spürbar gewachsen. Die Ursachenforschung ist schwierig.
"Ich bin selber vor 30 Jahren im Zivildienst mit Rettungswagen gefahren. So etwas wie Bagatellfälle gab es schon damals", sagt Thomas Petrak, Kreisgeschäftsführer des Baye rischen Roten Kreuzes Lichtenfels (BRK). Im bayerischen Landtag war die gestiegene Zahl der Rettungsfahrten ein Thema. Um 50 Prozent hat sie in den den vergangenen Jahren zugelegt. Dabei sei aber auch die Zahl der Bagatellfahrten prozentual gestiegen, hieß es dort.
Petrak kann das so nicht bestätigen. Aus einem einfachen Grund: Es fehlt eine konkrete statistische Grundlage für eine Einordnung. Es werden aktuell nur die Zahl der Einsätze insgesamt erfasst, eine qualitative Bewertung findet nicht statt.
Eines kann Thomas Petrak aber bestätigen: Die Zahl der Fahrten ist insgesamt gestiegen. Dafür führt er die Zahlen des Kreisverbandes Lichtenfels an. Diese umfassen nicht die Region Weismain, aber hier gab es eine organisatorische Veränderung durch die Ausweitung auf eine 24-Stunden-Bereitschaft, die Vergleiche mit den Vorjahren nicht möglich macht.
Zuwachs um 22 Prozent
2011 waren es 3579 Fahrten, die der Rettungswagen alleine oder zusammen mit einem Notarzt zurücklegte. 2016 kam man auf 4297 Fahrten, 2017 waren es 4365. Das ist in sechs Jahren ein Zuwachs um 22 Prozent.Gewachsen ist auch die Zahl der Rettungswagen. Waren es im Jahr 2000 noch zwei Fahrzeuge in 24-Stunden-Bereitschaft in Lichtenfels und Burgkunstadt, gibt es heute eine 24-Stunden-Bereitschaft in Lichtenfels, Weismain und Zettlitz sowie eine Tagesbereitschaft in Ebensfeld. Die Zahl der Rettungswagen hat sich also verdoppelt.
"Die Gesellschaft verändert sich, der Anteil der älteren Menschen nimmt zu", sagt Petrak. Damit lasse sich sicher ein guter Teil der Steigerungen erklären.
Tobias Eismann, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes beim BRK, kennt das Thema auch aus der Jahresversammlung der BRK-Rettungsdienstleiter vom Mai dieses Jahres. "Dort sagte man, dass rund 25 Prozent des Anstiegs auf das Altern der Gesellschaft zurückzuführen sind."
Petrak verweist darauf, dass hier wohl eine gesamtbayerische Entwicklung abgebildet werde: "Im Norden tritt der demografische Wandel stärker zu Tage, unserer Wert liegt hier sicher höher."
Ein weiterer Grund für die Steigerung könnte eine schlechte Reaktionszeit des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sein (KVB. 116117), der sich um kleinere Notfälle außerhalb der Öffnungszeiten der Hausarztpraxen kümmert. Dann würde doch lieber die 112 angefordert.
Beim Thema "Bagatellfälle" bleibt Petrak eher zurückhaltend: "Ich denke schon, dass dem Einsatzleiter in der Rettungsleitstelle der Fall schon so geschildert wird, dass es ein Notfall ist. Er kann nicht entscheiden, ob ein Rettungswagen wirklich nötig ist, da er die tatsächliche Situation vor Ort nicht kennt." Zudem befinde man sich hier in einer ländlichen Umgebung.
Er könne sich vorstellen, dass man in einer Großstadt bei kleineren Fällen bereits eher nach dem Rettungsdienst rufe.