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Würde und Wertschätzung


Autor: Redaktion

Schney, Sonntag, 02. Februar 2020

Beim DGB-Kreisverband ging es auch mit Hinblick auf die Kommunalwahlen um Tariftreue.
Die "Lichtenfelser Frauenklänge" umrahmten den Abend mit Musik und begeisterten die Gäste.  Foto: Peter Zillig


Ein voller Saal in Schney, mitreißende Frauenklänge und eine Rede für eine zukunftsorientierte Rentenpolitik sorgten für einen feierlichen Neujahrsempfang des DGB-Kreisverbandes im evangelischen Gemeindehaus.

Der Zukunftsdialog "Reden wir über", eröffnete DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner den Abend, werde im Neuen Jahr, aktuell im Hinblick auf die anstehenden Kommunalwahlen, mit dem Thema Tariftreue, fortgesetzt. Viele Leute aus dem Landkreis äußerten sich bei Aktionen im vergangenen Jahr zur Wohnraumsituation in der Region. Nach der Kommunalwahl wird sich der Austausch der Rente widmen. Mit dem Abteilungsleiter Sozial- und Arbeitsmarktpolitik des DGB Bayern, David Schmitt, nimmt ein kompetenter Fachmann aus gewerkschaftlicher Sicht Stellung für eine zukunftsweisende Rentenpolitik.

Gesundes Betriebsklima

Hausherrin Pfarrerin Tanja Vincent und Betriebsseelsorger Norbert Jungkunz gingen mit einem gemeinsamen Grußwort auf die Würde sowie Wertschätzung der Arbeitnehmer ein. Die Kirchenvertreter stellten heraus, wie bedeutend für ein anständiges Miteinander ein gesundes Betriebsklima und eine gemeinsame, vertrauensvolle Gestaltung der Zukunft ist.

"Je älter ich werde, desto lieber gehe ich zu dieser Veranstaltung des DGB-Kreisverbandes", betonte dritter Bürgermeister Winfried Weinbeer. Winfried Weinbeer (FW) zeigte seine Verbundenheit zur Gewerkschaftsarbeit und unterstrich, wie wichtig ein gutes Zusammenwirken von Mitarbeitervertretungen und Unternehmerseite für den Erfolg eines Betriebes ist.

Die Tarifpolitik der vergangenen Jahre mit steigenden Einkommen, sprach DGB-Regionalvorsitzender Mathias Eckardt an, habe bei einer schwächelnden Konjunktur für Stabilität gesorgt. Fünf Jahre Mindestlohn hätten sich bewährt. Nun werde wieder ein Aufschwung prognostiziert.

Mathias Eckardt wies auf den Sachverstand der Tarifpartner hin. Wachsende weiße Flächen in der Tariflandschaft sollten zu denken geben. Klimaschutz sei eine enorme gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht auf Einzelne abgewälzt werden dürfe.

Großen Beifall spendeten die 90 Gäste den "Lichtenfelser Frauenklängen" unter Leitung der von Karin Dietz. Der Chor lud zu einer stimmungsvollen Liederreise ein und animierte zum Mitsingen.

Vollbeschäftigung

Die stets von Politikern propagierte Vollbeschäftigung könne daraus rühren, dass sich in Bayern der fehlende Bildungsurlaub bemerkbar mache, spitzte David Schmitt zu. Jetzt heißt es, Vollbeschäftigung sei bei einer Quote von drei Prozent erreicht. Es gab Zeiten, da lag die Vollbeschäftigungsquote bei ein oder zwei Prozent. In der Region bewegen sich die Quoten zwischen 3,5 bis 4,7 Prozent, nicht einbezogen seien dabei diejenigen, die in Maßnahmen stecken. Von einer flächendeckenden Vollbeschäftigung seien wir also weit entfernt.

Befristete Jobs, unfreiwillige Teilzeit, Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen sowie Soloselbstständige, seien die Kehrseite, der in den vergangenen Jahren gesunkenen Arbeitslosenquote. Tarifflucht der Arbeitgeber trage das seine dazu. Realität sei, betonte David Schmitt, dass Arbeit nicht mehr vor Armut schützt. Der Anteil derjenigen, die trotz Arbeit arm oder von Armut bedroht sind, wachse seit 20 Jahren kontinuierlich. ",Gute Arbeit, Gutes Geld, Gute Perspektiven im Alter' sind unsere Ziele", so der Sozialexperte. Momentan ist jeder vierte Rentner in Bayern armutsgefährdet. Viele ältere Menschen, die Jahrzehnte gearbeitet haben, werden mit einer Grundsicherung im Alter verhöhnt. Auf Druck der Gewerkschaften wurde das Rentenniveau vorerst bis 2025 zumindest bei 48 Prozent gehalten. Perspektivisch sei ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent notwendig.

Es mehren sich auch die Zahlen der Kollegen, so Schmitt weiter, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen. Sie müssen dann hohe Abschläge in Kauf nehmen. Die häufigste Ursache für Erwerbsminderungen sind inzwischen psychische Erkrankungen. Deshalb sollte einem Arbeitgeber daran gelegen sein, seine Belegschaft in Zeiten von Fachkräftebedarf gesund zu erhalten. Ein Heraufsetzen der Regelaltersgrenze sei ein Rentenkürzungsprogramm und eine Konjunkturhilfe für Altersarmut, die die Kommunen erheblich belasten.

Geleistete Arbeit, so David Schmitt, müsse in der Rentenphase seinen Wert haben. Der erzielte Grundrentenkompromiss sei ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Zu Beginn hatte DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner Gäste der Industrie- und Handelskammer, des Handwerks, hiesiger Vereine und Verbände, der evangelischen und katholischen Kirche sowie Betriebsräte aus der Region, also einem Querschnitt des gesellschaftlichen Lebens, begrüßt.