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Wolfgang Buck begeistert in Michelau


Autor: Klaus Gagel

Michelau, Sonntag, 12. Januar 2014

Der fränkische Liedermacher Wolfgang Buck trat in Michelau auf. Mit seinen originellen Texten begeisterte er das Publikum.
Mit "Genau underm Himml" begeisterte der fränkische Liedermacher Wolfgang Buck sein Publikum im Michelauer Gemeindezentrum.  Foto: Klaus Gagel


Ein Mann und zwei Gitarren, angestrahlt von zwei Baustrahlern - so steht Wolfgang Buck, der fränkische Liedermacher, auf der Bühne im Michelauer Gemeindezentrum. Nur die edlen Boxen im Hintergrund verraten schon vorher, dass an diesem Abend Hochwertiges zu hören ist. Der evangelische Pfarrer, der bis 2017 auf eigenen Wunsch beurlaubt ist, gibt sich bescheiden und publikumsnah.

"Schöh, dass ihr da seid. Michelau - genau underm Himml", begrüßt er sein Publikum. "Genau underm Himml" lautet auch der Titel seines Soloprogramms. Nicht alle im ausverkauften Saal wissen, dass die gleichnamige CD in der Zeit seiner Genesung von einem Burnout entstanden ist. "Da hab' ich viele Themen verarbeitet, die mich persönlich angepackt haben", verrät er im Vieraugengespräch.

Vieles von dem, worüber Wolfgang Buck singt, ist im höchsten Maß bedenkenswert. Für den Liedermacher ist es geradezu ein musikalisches Coming-out. "Da spielt vieles mit, wenn man in so eine Abwärtsspirale kommt", sagt er. "Das waren wirtschaftliche Existenzängste, weil meine Stimme Probleme gemacht hat. Da hab' ich schon so eine Art Panik gekriegt und schlaflose Nächte. Wahrscheinlich war ich so überlastet, dass ich einfach die Abwehrkräfte nicht mehr hatte gegen solche Gedanken."

Inzwischen macht er weniger, dies aber bewusster. "Aans nachn annern", wie er in seinem ersten Lied singt. Es ist ihm wichtig, die Sachen nacheinander zu machen, und auch die Musik lebt aus Noten und Pausen. Mit scharfer Beobachtungsgabe und geschliffenen Reimen karikiert Wolfgang Buck die Arbeitswut am "Samsdooch" in seiner Siedlung, und er weiß, dass der frühe Wurm vom Vogel gefressen wird.

Beim fetzigen Sportlerblues nimmt er den Trimm-Dich-Wahn der 60-Plus-Generation aufs Korn: "Man muss sich doch selber a weng mögn" - und wo bleibt bei all dieser Schinderei die Zeit für Zärtlichkeit mit dem Partner? Dafür erhält er viel Applaus vom Publikum.

Dominante fränkische Frauen

Nahe am Lachkrampf sind einige Zuhörerinnen, die offensichtlich eigene Charakterzüge wiedererkennen, als Wolfgang Buck das Märchen von Hänsel und Gretel völlig neu interpretiert. "Die Hex', dieser hexenhafte, dominante Frauentyp, verhält sich wie jede fränkische Mutter. Die mästet ihren Buben im Hotel Mama in einer Art psychologischer Kriegsführung ("Gell, dir schmeggds ned?") derartig, dass sie weiß, "der Bu geht nie mehr fort von ihr."

Dabei ist Wolfgang Buck einem guten Essen gegenüber alles andere als abgeneigt. "Des Lied vom Schweinebrodn" ist eine kulinarische Liebeserklärung an die fränkische Küche. Und die fällt derart detailliert und plastisch aus, dass den Zuhörern das Wasser im Mund zusammenläuft. Es ist die "Kampfansage" an die Vegetarier unter der Randbemerkung "ich hoff, ihr habt scho' was gessn".

Um die Beziehung der Menschen untereinander, speziell auch von Mann und Frau, geht es im "Minafeld", ebenso wie im träumerischen Titelsong "Genau underm Himml". "Die die Macht über dich ausüben, das sind die, die nix sagen und bloß schaun", doch zum Glück spielt seine Frau dieses Spiel nicht. Rücken an Rücken sitzend gibt man sich gegenseitig Halt und jeder darf woandershin schauen.

Im zweiten Teil seines Konzerts widmet sich Wolfgang Buck vermehrt seiner fränkischen Heimat. Es ist dies zugleich ein Hinweis auf sein neues Programm mit dem er ab März seine ambivalenten Gefühle zur Heimat zum Ausdruck bringen will. Da geht es um die Liebe zu Franken, aber auch um die "Klößköpf, die da rumrenna".
Überhaupt ist der freundliche Franke gleichzusetzen mit der Quadratur des Kreises, und begeistert stimmt das Publikum mit ein in die Hymne des Obi-Verkäufers: "Hammerned" - und "an Gibs hammer a net".

Man merkt dass es Wolfgang Buck wieder besser geht: "Ich halt' mein Löffel wieder in der Hand, weil ich wieder lebendig bin", sagt er.

"Wer do foddfährd", dem ist nicht zu helfen, konstatiert er unter dem Eindruck einer Biergartenidylle, und er weiß: "Heimat ist da wo's g'wohnt bist, dass'd blöd angewaft wirst".

Zwei Zugaben forderte das Publikum von Wolfgang Buck, der sich dabei mit dem "Glügg" ebenso auseinandersetzt wie im Song "Hamwärds" mit dem beglückenden Gefühl, wie es ist, nach Hause zu kommen.

Das Fazit der Konzertbesucher reicht von der höchsten Form des fränkischen Lobs: "Bassd scho" bis hin zur Faszination darüber, wie es Wolfgang Buck gelingt, Menschen zu beobachten und dies sprachlich eindrucksvoll umzusetzen, gepaart mit einem musikalischen Repertoire, das von Tango und Blues über Funk und Groove bis hin zum Rap reicht.