Wohnungen im Wasserturm in Lichtenfels verzögern sich
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Donnerstag, 28. August 2014
Der Unternehmer Martin Schramm möchte den Lichtenfelser Wasserturm sanieren und darin Eigentumswohnungen unterbringen. Er beklagt jedoch den schleppenden Fortgang bei der Bearbeitung und Gewährung von Fördermitteln für den denkmalpflegerischen Mehraufwand.
"Ich bin zum Wasserturm gekommen wie die Jungfrau zum Kind", frotzelt Martin Schramm, obwohl ihm das Lachen eigentlich vergangen ist. Der Bauunternehmer hatte das 1941 errichtete Baudenkmal vor einigen Jahren von der Stadt Lichtenfels gekauft. Daraufhin hatte er seine Idee zum Projekt entwickelt, in dem Wasserturm sechs Eigentumswohnungen einzurichten sowie zwei weitere im angrenzenden Pumpenhaus mit rund 1100 Quadratmetern Wohnfläche.
Das Exposé liegt längst vor, ein Investor, der vier Millionen Euro aufwenden würde, ist nach Martin Schramms Worten ebenfalls gefunden - doch seit Monaten stagniert der Fortgang des Projektes.
Die Gründe sind nach Ansicht von Martin Schramm bürokratischer Natur. Der 50-Jährige sagt, er habe eine Förderung beim Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst durch den Entschädigungsfonds des Denkmalschutzgesetzes in Aussicht gestellt bekommen.
Landratsamt beantragt
Beantragen kann er die Zuschüsse nicht selbst, das müsse über die Unteren Denkmalschutzbehörde - also das Landratsamt Lichtenfels - geschehen. Das Landratsamt arbeite mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof zusammen, das prüfen müsse, ob der denkmalpflegerische Mehraufwand bei der Sanierung eines historischen Gebäudes zuschusswürdig ist. Seit Monaten werde er nun hingehalten, sagt Martin Schramm, denn die Behörden reagierten nicht.
Die Oberfrankenstiftung, sagt Martin Schramm, sei überdies bereit, bis zu 300 000 Euro Fördermittel für das Projekt zu vergeben. Allerdings habe Geschäftsführer Eckhard Wiltsch erklärt, diese Zuschüsse gebe es nur, wenn das Geld aus den staatlichen Fördertöpfen fließe.
Christine Schnörer von der Oberfrankenstiftung bestätigt dem FT auf Anfrage, dass es bei der Stiftung eine Förderanfrage für die Revitalisierung des Lichtenfelser Wasserturms vom September 2013 gibt.
Am 15. Oktober 2013 habe dazu ein Gespräch stattgefunden, bei dem eine mögliche Finanzierung abgestimmt wurde. In diesem Finanzierungsmodell sei ein Zuschuss der Stiftung von 300.000 Euro für den denkmalpflegerischen Mehraufwand (750 000 Euro) enthalten. Weitere Fördermöglichkeiten - bei der Bayerischen Landesstiftung, über den Entschädigungsfonds, beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege - sollten vom Bauherrn noch geklärt werden, so Christine Schnörer.
"Bisher liegt uns allerdings noch kein konkreter Zuschussantrag mit entsprechenden Angaben vor", fährt sie fort, "wir können deshalb leider keine Aussage zu einer möglichen finanziellen Beteiligung der Oberfrankenstiftung oder zur Einschätzung des Vorhabens als Leuchtturmprojekt treffen."
Pläne immer wieder geändert
Fünf Mal habe er die Pläne geändert, um den Vorgaben der Denkmalschutzbehörden nachzukommen, die Baugenehmigung liegt vor, sagt Schramm. Das habe ihn viel Geld gekostet. Was er investierte, seien private Gelder gewesen, also Summen, die nicht von der Steuer absetzbar seien - und zugleich Finanzmittel, die er aus seinen Firmen entnommen habe und die nun fehlen, wenn er Investitionen vornehmen wollte.
"Der Erhalt eines alten Denkmals ist aufwändiger als ein Wohnobjekt auf der grünen Wiese zu bauen", sagt er. "Wenn nicht bald etwas geschieht, springt mir noch der Investor ab", fürchtet Martin Schramm, "dann muss ich einen neuen Investor suchen, nur weil die Behördenarbeit zehn Monate dauert". Es sei aber nicht einfach, jemanden zu finden, der in Lichtenfels vier Millionen Euro investieren wolle, um ein Baudenkmal zu retten.
Stellungnahme des Landratsamts
Um die lange Verfahrensdauer zu verstehen, müsse man die Funktion des Entschädigungsfonds kennen, der eingerichtet sei, um im Einzelfall über die Sozialgebundenheit des Eigentums hinausgehende Wirkungen des Denkmalschutzrechtes auszugleichen, sagt Landratsamts-Pressesprecher Andreas Grosch. Das Landratsamt könne im Vorfeld eines solchen Förderprojekts nur unterstützend mitwirken und sei erst dann förmlich eingebunden, wenn es vom Ministerium ein "Auslöseschreiben" erhalte, mit dem das Förderverfahren aus dem Entschädigungsfonds in Gang gesetzt werde. Dieses Auslöseschreiben fehle beim Projekt Wasserturm bisher, und man halte sich sowohl beim Landesamt für Denkmalpflege als auch beim Ministerium bedeckt, ob das Projekt förderfähig ist. Weder dem zuständigen Gebietsreferenten des Landesamtes für Denkmalpflege noch dem Landratsamt sei bisher bekannt, welche Förderaussichten tatsächlich bestehen.
Landrat Christian Meißner habe sich stark für das Projekt "Wasserturm" eingesetzt und sowohl schriftlich wie auch mündlich an das Ministerium und den zuständigen Mitarbeiter im Ministerium gewandt und sich Unterstützung und Förderung stark gemacht, erklärt Grosch. Erst nach einer Entscheidung in München werde sich jedoch beurteilen lassen, welcher Stellenwert dem Vorhaben innerhalb der Denkmalpflege auf Landesebene beigemessen wird.