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Wohncontainer für Obdachlose in Altenkunstadt


Autor: Thomas Heuchling

Burgkunstadt, Mittwoch, 24. Sept. 2014

Altenkunstadt stellt zwei Container zur Unterbringung von Obdachlosen auf. Burgkunstadt setzt seit zehn Jahren auf solche Wohnungen. Die Gründe für Obdachlosigkeit können vielseitig sein - sie reichen von der Zwangsräumung bis zum Hochwasser.
Ein Bett, zwei Kochplatten, Spüle, Waschbecken und Toilette - die Wohncontainer für Obdachlose in Burgkunstadt sollen eine menschenwürdige Unterbringung zur Überbrückung sein. Foto: Thomas Heuchling


Unscheinbar sehen sie aus. Die beiden grünen Container am Ortsausgang von Burgkunstadt in der Ebnether Straße. Hinter ein paar Sträuchern führt ein gepflasterter Weg zu den Eingangstüren, ein Schild mit der Straßennummer 25 hängt an der Blechwand, daneben zwei Mülltonnen - im Briefkasten ist kein Namensschild. "Zurzeit sind die Container nicht bewohnt", sagt Michael Wagner, der Leiter des Burgkunstadter Ordnungsamtes.

Diese Behörde ist in den Kommunen für die Unterbringung von Menschen zuständig, die keine Wohnung und keine Möglichkeit mehr haben, bei Freunden oder Verwandten unterzukommen - sie nennt man obdachlos.

Dabei sei es egal ob die Person in einer Gemeinde gemeldet ist. "Sie muss im Rathaus nur glaubhaft versichern, dass sie keine Wohnung mehr hat und auch sonst keine Möglichkeit, irgendwo zu wohnen", erklärt Wagner und fügt an: die Gemeinde könne dies im Rahmen der Gesetze prüfen.

Fast ausnahmslos anständig

Seit 2005 stehen die Container auf dem kleinen Grundstück der Kommune. Vorher habe hier ein Häuschen zur Unterbringung gestanden. Sehr schlecht sei der Zustand gewesen, eine Sanierung nur durch hohe Investitionen möglich. Deshalb habe man sich für die Container entschieden, erinnert sich Wagner.

Man habe gute Erfahrungen damit gemacht. Fast ausnahmslos anständig seien die Leute, die hier für ein paar Tage bis zu ein paar Wochen leben. Dankbar seien sie, vier Wände und ein Dach über dem Kopf zu haben, sagt Wagner.

In Burgkunstadt gibt es diese Container schon. In Altenkunstadt werden die Wohncontainer kommen. Denn Anfang September beschloss der Gemeinderat zwei davon zur Unterbringung von Obdachlosen aufzustellen.

Nicht mehr im Ortskern

Nach langer Diskussion entschieden sich die Gemeindevertreter für ein Grundstück zwischen dem Bauhof und dem ehemaligen Wasserwerk (Woffendorfer Straße). Und damit gegen eine weitere Unterbringung im Ortskern, auf dem Gelände der alten Kanzlei in der Klosterstraße.

Dort steht noch die bisherige Unterkunft, ein marodes Gebäude, das der Gemeinde gehört. Es müsse ohnehin abgerissen werden. Insgesamt standen drei Varianten zur Diskussion, sagt Bürgermeister Robert Hümmer (CSU). Die Kosten für die Container, inklusive noch zu legender Strom- und Wasserleitungen auf dem Grundstück, schätzt Hümmer auf rund 24 000 Euro.

Schnell in eine richtige Wohnung

Neben dem Eingangsbereich der Container in Burgkunstadt ist das Bad mit Waschbecken und Toilette. Eine Dusche gibt es nicht, die schreibt der Gesetzgeber nicht vor, sagt Wagner. Es soll eine menschenwürdige Unterbringung zur Überbrückung sein. Im großen Raum steht eine kleine Küche: Zwei Kochplatten, Spüle und Kühlschrank - am Fenster ein Bett. Die Leute können auch noch kleinere Möbel mitbringen.

Rauchen ist verboten, größere Haustiere auch. Strom und Wasser müssen die Menschen selbst bezahlen, dass werde durch eine Einverständniserklärung auch von Hartz IV abgezogen, erklärt der Ordnungsamtsleiter und ergänzt: "Wir wollen die Menschen so schnell wie möglich wieder in eine eigene Wohnung bringen."

Zunehmende Obdachlosigkeit

In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und anderen Institutionen werde dies versucht. Zu 90 Prozent bringe die Gemeinde Menschen unter, die durch den Gerichtsvollzieher aus ihrer Wohnung zwangsgeräumt werden. Aber man versuche schon, vorher auf solche Personen zuzugehen und zeige ihnen die Wohncontainer. Hochwasser oder Feuer seien andere Gründe dafür, dass Menschen die Unterbringungsmöglichkeiten der Gemeinden in Anspruch nehmen müssen.

Familien ohne Wohnung und eigene finanzielle Mittel müsse die Gemeinde im Notfall in einer Pension unterbringen. Es gehe darum, den Familienverbund aufrechtzuerhalten, betont Michael Wagner. Er sagt, das die Obdachlosigkeit in den nächsten Jahren auch in den ländlichen Regionen zunehmen werde - das soziale Gefüge breche auseinander.