Wie sich Europapolitik auf Franken auswirkt
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 07. März 2019
Für viele Menschen am Obermain ist "Europa" etwas Abstraktes und Fernes. Welche Vorteile die Region vom geeinten Europa hat, wollten wir von Monika Hohlmeier (CSU) wissen, die Abgeordnete im Europäischen Parlament ist.
Am Rande des Politischen Aschermittwochs der Staffelsteiner CSU in der Peter-J.-Moll-Halle haben wir mit der CSU-Europaabgeordneten Monika Hohlmeier ein Interview geführt. Frage:In wenigen Monaten ist Europawahl. Was kann ein Mitglied des Europaparlaments konkret für seinen Wahlkreis erreichen?
Monika Hohlmeier: Tagtäglich erreicht mich eine Vielzahl an Anliegen und Fragen von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, aber auch Unternehmen oder Hochschulen. Ich helfe bei Problemen, suche nach geeigneten Ansprechpartnern, Fonds oder Unterstützungsmöglichkeiten von Projekten. Die Themenbreite ist vielseitig: Von Entwicklungshilfe über die Europäische Chemikalienagentur bis hin zur Beantragung von EU-Fördergeldern für Projekte in Oberfranken konnte ich vielen weiterhelfen. Und in meiner parlamentarischen Arbeit versuche ich natürlich auch immer, die oberfränkische Perspektive einzubringen.
Können Sie ein Projekt nennen, das den Menschen im Kreis Lichtenfels direkt zugute kam?
Eines? Es gibt viele Projekte, die im Landkreis Lichtenfels durch eine Förderung der Europäischen Union realisiert wurden. Die Erneuerung des Hochwasserschutzes in Michelau wurde durch den EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) mit mehr als 5,5 Millionen Euro gefördert, die Dorferneuerung in Stublang mit der Sanierung der Bachmauer erhielt 871 000 Euro aus dem ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes). Mehrere Projekte zur Berufsvorbereitung oder zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen wurden im Landkreis mittels des Europäischen Sozialfonds (ESF) lanciert. Die Rekonstruktion eines Keltentors am Staffelberg, in das Gelder aus dem LEADER-Fonds fließen, greift ein früheres Projekt zu keltischen Wegen auf. Dazu werden Informationstafeln und Ausstellungen verdeutlichen, wie das Leben in unserer Region vor vielen Tausend Jahren ausgesehen hat. Gemeinsam mit dem Landkreis Bamberg haben wir mit Hilfe des durch das Umweltschutzprogramm LIFE geförderte Projekt "Oberes Maintal" den Mainverlauf von Burgkunststadt aus renaturiert, Informationstafeln und Erlebniswanderwege installiert und somit mit rund 1,1 Millionen Euro ein tolles Naturschutzgebiet gestaltet. Darüber hinaus fördert die Europäische Union natürlich ganz intensiv unsere heimische Landwirtschaft für den Erhalt unserer Natur und die Sicherstellung der Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln direkt vor Ort. Die Homepage www.what-europe-does-for-me.eu gibt eine Übersicht über die nahezu unzähligen Projekte in unserer Region und ganz Europa, die die Europäische Union fördert.
Handwerk, Pflege und Gastronomie im Kreis klagen über Fachkräftemangel. Was kann Brüssel tun, um Asylbewerber schneller auf den Arbeitsmarkt zu bringen?
Nicht nur in Gastronomie und Handwerk herrscht aktuell ein suchender Markt. Auch hochspezialisierte Fachkräfte wie Informatiker oder Ingenieure werden gesucht, ebenso wie Fachkräfte in der Pflege. Die in Europa geltende Dienstleistungsfreiheit ermöglicht einen regen Austausch, wir haben in Deutschland viele Fachkräfte aus anderen europäischen Ländern. Durch das Programm Mobi-Pro-EU und Erasmus+ wird es jungen Europäern finanziell ermöglicht, bei uns eine Ausbildung voll oder teilweise zu absolvieren und anschließend bei uns zu arbeiten. Übrigens können deutsche Jugendliche von diesen Programmen auch umgekehrt profitieren.
Auch wenn es auf den ersten Blick verlockend erscheint, sollten wir Arbeitsmigration und Asyl- bzw. Schutzsuchende nicht in einen Topf werfen. Wer rechtmäßig hier ist und eine Bleibeperspektive hat, soll sich auf dem Arbeitsmarkt einbringen - für mich ist dies ein elementarer Punkt, wenn es um die Integration geht. Dazu sind zügige Antragsbearbeitung durch die Verwaltungen, klare Regelungen bei der Anerkennung erworbener Qualifikationen und zielgerichtete Möglichkeiten zum Qualifikationserwerb und zur Weiterbildung nötig. Hier sind aber die Mitgliedsstaaten gefragt, denn die Europäische Union hat in diesem Bereich lediglich unterstützende Kompetenzen. Durch den Europäischen Sozial Fonds (ESF) oder den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) geben wir finanzielle Anreize für Mitgliedsstaaten, Arbeitgeber und Sozialpartner bei der Integration von Flüchtlingen und Migranten mit Bleibeperspektive auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen.