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Wie höflich ist Bad Staffelstein?


Autor: Christoph Wiedemann

Bad Staffelstein, Donnerstag, 25. Oktober 2018

Wie sieht es heutzutage mit Höflichkeit, Freundlichkeit oder gegenseitigem Respekt aus? Haben sich die menschlichen Umgangsformen verändert?


Bitte, danke, hallo und auf Wiedersehen. Diese Worte der Höflichkeit kennt wohl jeder. Eine Zeitungsleserin meint, dass die Menschen diese Höflichkeit verlieren. Der Fränkische Tag hat sich in Bad Staffelstein einmal umgehört.

"Diverse eigene Erfahrungen und Beobachtungen" haben die Leserin dazu inspiriert, sich an diese Zeitung zu wenden. Das höfliche Miteinander solle wieder gestärkt werden. Nach ihrer Meinung können Schulen und Kindergärten Höflichkeit, Benehmen und Knigge wohl nicht mehr vermitteln.

Das kann die Leiterin des Kindergartens St. Anna, Sabine Kotschenreuther, nicht bestätigen. Alleine die Eltern sehen den Kindergarten als Ort, an dem die Kinder auch Benehmen und Höflichkeit lernen sollen. Und die Kindergartenleiterin erläutert, dass sie darauf achtet, dass die Kinder höflich zu Erwachsenen sind, aber auch höflich miteinander umgehen.

"Das erreichen wir, indem wir das selber praktizieren", sagt Sabine Kotschenreuther. "Holst du mir bitte den Besen", gibt sie als Beispiel an, "gefolgt von einem Danke." Die Erzieherinnen leben den Kindern die Höflichkeit vor.

Nichts am Verhalten geändert

Auch am Verhalten der Kinder habe sich wenig zum Negativen verändert, fährt sie fort. Trotzdem denkt sich Kotschenreuther ab und an: "Sowas hätte ich früher nicht gesagt."

Weder das Benehmen der Kinder sei verändert noch die Umgangsformen zwischen den Eltern und den Erziehern. "Da kommt immer noch ein Dankeschön."

Von dem sogenannten Zauberwort zur Begrüßung und Verabschiedung. Die Kindergartenkinder in Bad Staffelstein können das - auch die Kunden in Edeka-Supermarkt? Die stellvertretende Marktleiterin, Doris Welsch, sagt: "Ja, die meisten sagen immer noch Tschüss." Es gebe zwar auch immer ein paar Stoffel, aber die habe es schon immer gegeben. Welsch arbeitet seit rund 40 Jahren in dem Supermarkt. An dem Benehmen und der Höflichkeit der Kunden habe sich seitdem nichts geändert.

Eine Veränderung gibt es: Die Menschen mit vollgepackten Einkaufswagen lassen andere Kunden nicht mehr vorbei. "Die Leute haben eben keine Zeit mehr", sagt Welsch. Und es ist kein Generationen-Phänomen - alle Altersklassen lassen niemanden mehr nach vorne.

Einen Unterschied zwischen den Generationen sieht der evangelische Pfarrer Matthias Hagen aus Bad Staffelstein nicht. Er findet es traurig, wenn er von ehemaligen Konfirmanden nicht gegrüßt wird. Doch es gebe auch ältere Menschen, die auf der Straße nicht grüßen.

"Auf das Grüßen legt man heutzutage weniger wert", sagt Hagen. Er nennt das aber Freundlichkeit: "Höflich klingt so altbacken, die Menschen sollen freundlich zueinander sein."

Eine Altersfrage?

Hagen sagt von sich selbst: "Ich bin jetzt in einem Alter, da denke ich, dass früher immer alles schöner und besser war." Ob das wirklich so ist, kann er aber nicht beurteilen. Ihm fällt auf, dass die Menschen manchmal freundlicher miteinander umgehen könnten. "Dazu muss man aber auch freundlich zu sich selbst sein", ergänzt der Pfarrer.

Er vermisst das "Quatschen auf der Straße". Früher haben sich die Leute häufiger unterhalten. "Heute hasten die Menschen aneinander vorbei und haben keine Zeit mehr", vermutet er.

Die Polizei kennt den Umgang mit Menschen. Laut dem Leiter der Polizeistation Bad Staffelstein, Gerald Storath, haben sich die Manieren aber nicht verschlechtert. Sie haben sich aber geändert. "Die Menschen rechtfertigen sich, anstatt ihre Schuld einzugestehen", sagt Storath.

Das Unrechtsbewusstsein habe sich verschoben. Es werde mit allen Mitteln versucht, von seiner Schuld abzulenken. Damit einher gehe, so Storath, dass der Respekt vor der Polizei geringer geworden ist. Bei einer Verkehrskontrolle hören die Polizisten: "Fangt doch mal lieber Verbrecher." Auch hier kann der Polizist keinen Unterschied zwischen den Genrationen erkennen. Storath ergänzt auch: "Die meisten Menschen halten sich an die Anweisungen." Es seien immer Einzelfälle, die auffallen.