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Wer organisiert künftig den Korbmarkt?


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, Dienstag, 09. August 2011

Für Sieglinde Allgaier ist fast das ganze Jahr hindurch Korbmarkt. Die Geschäftsführerin der Lichtenfelser Werbegemeinschaft "Treffpunkt" leistet einen Großteil der Planung, Koordination und Büroarbeit. Nach dem 32. Korbmarkt wird sie diese Aufgabe abgeben. Wer wird die Arbeit fortsetzen?
Der Korbmarkt (hier ein Bild von 2010) ist das größte Fest im Landkreis und ein Aushängeschild für die Korbstadt Lichtenfels. Er hat auch große touristische Bedeutung. Foto: Ronald Rinklef


"Es muss weitergehen", sagt Sieglinde Allgaier, die ihren alters- und gesundheitsbedingten Rückzug aus der Korbmarkt-Organisation schon vor zwei Jahren angekündigt hatte. "Es wird weitergehen", sagt Manfred Diller als Sprecher der Stadt Lichtenfels. Nur das Wie ist noch nicht klar. "Es gibt Gedankenspielereien", so Diller.
Eine davon hängt mit dem Stadtmarketing-Verein zusammen, der bald schon gegründet werden soll. Die Stadt wird ihm beitreten und einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 15 000 Euro leisten. Dies beschloss der Hauptausschuss des Stadtrates Ende Juli.
Da Stadtmarketing zu den Aufgaben von Citymanager Werner Schiffgen gehört, ist davon auszugehen, dass der in dem neuen Verein eine tragende Rolle spielen wird - und er könnte auch in der Korbmarkt-Organisation in die Bresche springen. Schiffgen bestätigt, dass es entsprechende Überlegungen gibt. Der Stadtmarketingverein werde jedoch nicht zu diesem Zweck ins Leben gerufen, betont er, sondern um eine Vielzahl von Projekten anzukurbeln, für die man Fördermittel erhalten kann, wenn sie denn unter privater Trägerschaft stehen. Der Verein wäre ein solcher privater Träger.
Die 15 000 Euro aus der Stadtkasse sind ein Grundstock für die Gesamtheit dieser Aufgaben. Sie dienen nicht, zumindest nicht allein, zur Finanzierung des Korbmarktes.
In der Diskussion um den Korbmarkt geht es immer wieder auch ums Geld. Die Werbegemeinschaft "Treffpunkt", bislang eine der tragenden Säulen des Korbmarktes, will sich wegen des finanziellen Risikos aus dieser Rolle lösen. Der Rückzug liegt also nicht nur in Allgaiers persönlicher Entscheidung begründet. "Wir haben das lange überlegt", berichtet die Geschäftsführerin. Vorstandssprecher Raimund Stark bestätigt, dass nicht der personelle Einsatz, sondern die finanzielle Situation der ausschlaggebende Punkt gewesen sei. Vor sieben Jahren habe der "Treffpunkt" letztmals bei einem Korbmarkt Rücklagen bilden können. Seither habe man dagegen Verluste hinnehmen müssen.
Den Einsatz der Stadt für den Korbmarkt wolle man keineswegs schmälern, betonen die "Treffpunkt"-Vertreter; jeder wisse, dass ohne den Bauhof nichts geht. Erst kürzlich hatte Bürgermeisterin Bianca Fischer öffentlich dargelegt, dass allein die Personalkosten für den Auf- und Abbau durch den Bauhof rund 70 000 Euro ausmachten und im Laufe der Jahre etwa 200 000 Euro in die Infrastruktur des Korbmarktes aus Steuergeldern investiert worden seien. Aber, so das "Treffpunkt"-Vorstandsteam weiter, man wolle eben auch aufzeigen, welche Leistungen von der Werbegemeinschaft erbracht werden. Ihre Arbeitsstunden kann Allgaier nicht beziffern. Eine Teilzeitkraft wäre mit Sicherheit damit zu beschäftigen, meint sie. Der "Treffpunkt" leistet bislang die Organisation des kompletten Rahmenprogramms des Korbmarktes. Dahinter verbirgt sich nicht nur die Auswahl, Buchung und Bezahlung der Bands und Showeinlagen. Für die Brauereien und sämtliche Versorger war und ist Sieglinde Allgaier seit vielen Jahren erste Ansprechpartnerin. Sie teilt ferner Kehreinsätze einer externen Firma ein und heuert Reinigungskräfte für die Toilettenwagen an. Sie bestellt Blumenschmuck und -sträuße, natürlich nicht, ohne sich vorher nach der Farbe der Kleider der zu Beschenkenden erkundigt zu haben. Sie erteilt Druckaufträge für die Werbung und gibt den geplanten Ablauf an den Moderator weiter. Der "Treffpunkt" bezahlt auch den Sicherheitsdienst und kauft den Neuwagen, der jedes Jahr als Hauptpreis der Verlosung bereit steht (und der, wie die Geschäftsführerin anmerkt, durch den Verkauf der Teilnahmescheine refinanziert wird).
Im Gegenzug kassiert die Werbegemeinschaft Standgebühren und ist am Bierumsatz beteiligt. Und nur an dem. Dass der in den letzten Jahren, nicht nur, aber auch wegen der kühlen Abende, gesunken ist, ist kein Geheimnis. "Die Leute sparen", stellt Allgaier fest. Vor allem, wenn schlechtes Wetter vorhergesagt war, sei ihr schon manchmal himmelangst geworden, erzählt sie.
Im Moment dreht sich noch alles um den 32. Korbmarkt. Danach muss festgelegt werden, wer künftig welche Aufgaben übernimmt. "Das Thema wird uns im September beschäftigen", sagt Stadt-Pressesprecher Manfred Diller. Bürgermeisterin Bianca Fischer strebt an, auch in eine neue Organisationsstruktur möglichst viel ehrenamtliches Engagement einzubringen.
Der "Treffpunkt" hat die Tür nicht ganz zugemacht. Schon im Frühjahr hatte die Werbegemeinschaft, wie zu erfahren war, der Stadt angeboten, zur Veranstaltung des Korbmarktes eine GmbH zu gründen. Nun nimmt man die angekündigte Gründung des Stadtmarketingvereins zur Kenntnis. "Wir wollen nicht gegeneinander arbeiten", sagt Sieglinde Allgaier. Mit Citymanager Werner Schiffgen stehe sie im Sinne einer "vernünftigen Übergabe und Weiterführung" der Geschäfte im Dialog. Sein Auftrag bei der Stadt ist indes vorläufig bis 2013 befristet.
Unverzichtbarer Partner bei der Korbmarkt-Planung ist das Flechthandwerk. Bundesinnungsmeister Siegfried Katz verfolgt die Diskussion und merkt an, dass der Korbmarkt auch aus Sicht des Handwerks "eine kleine Firma" sei, sprich: Personaleinsatz von erheblichem Wert fordert.
Wie die Nachfolge-Regelung tatsächlich aussehen wird - für Sieglinde Allgaier ist vor allem eines wichtig: "Ich wünsche mir, dass der Korbmarkt das Flair behält, das er jetzt hat."