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Wenn zarte Hände in Lichtenfels Trucks ziehen


Autor: Andreas Welz

Lichtenfels, Montag, 03. Sept. 2018

Nicht immer ernst gemeinte Wettbewerbe und nützliche Vorträge rundeten das Trucker-Treffen ab.
Das Team aus Fulda, die "Sieben Zwerge", gewannen den Wettbewerbs "Zieh den Strolch".  Foto: Andreas Welz


Wenn vier zarte Frauenhände einen mächtigen Lkw ziehen, ist ein Wunder geschehen. Dieses Wunder erlebten die Zuschauer am Sonntag beim Trucker-Festival auf dem Schützenanger in Lichtenfels. Die Klinik-Clowns, "Rosa Socke" und "Kaala" bewegten leichthändig das 8,5 Tonnen schwere Ungetüm mit 460 PS beim Finale des Wettbewerbs "Zieh den Strolch".

Gewonnen haben sie zwar nicht, nur die Herzen der vielen Kapitäne der Landstraße. Ein halbes Dutzend von ihnen schoben den Koloss mit Hannah Benjamin am Steuer zunächst unsichtbar für das Publikum. So erklärten sich Wunder, die die Klinik-Clowns bei ihren Besuchen von Schwerkranken immer wieder vollbringen.

Den Wettkampf entschieden die "Sieben Zwerge" aus Fulda für sich mit 25 Sekunden über eine Strecke von 50 Metern. Auch die heimischen Teams, unter ihnen die starken Frauen und Männer des Veranstalters "Franken-Strolche", erzielten respektable Leistungen.

Richtige Sitzhaltung wichtig

Ein Thema, das von den Fernfahrern oft ignoriert wird, ist entspanntes Fahren. Dazu leistete die Bewegungsfachkraft der AOK Coburg, Frank Schnabel, einen interessanten Beitrag. "Lkw fahren heißt vor allem: viel sitzen, wenig bewegen. Das geht auf Nacken und Rücken. Kleine Übungen und die richtige Sitzhaltung helfen bei Verspannungen", stellte er fest. Auf langen Strecken am Steuer könne man mit einfachen Übungen die Muskeln entspannen.

Dazu holte er sich einige Fahrer vor die Bühne und führte mit ihnen einige Übungen durch. Auch das Publikum im Biergraten wurde aufgefordert, mitzumachen. "Ziehen Sie während der Fahrt kurz die Schultern hoch, oder pressen Sie den Rücken in den Sitz", riet Schnabel. Die Muskeln werden zehn Sekunden angespannt und dann locker gelassen. Das fördere die Durchblutung. Beim Autofahren sei die Gefahr, sich zu verspannen, noch größer als beispielsweise am Arbeitsplatz. Der Fahrer könne sich nicht frei bewegen, muss sich konzentrieren und verkrampfe dadurch Beine, Nacken-Schulter-Gürtel sowie die Stützmuskeln der Lendenwirbelsäule. Zudem wird die Wirbelsäule durch die ständigen Vibrationen beim Fahren gestaucht. Die Lockerungsübungen hätten aber enge Grenzen, denn die Verkehrssicherheit dürfe nicht außer Acht gelassen werden.

Gesundheitspausen erlauben

Schnabel appellierte an die Unternehmer, ihren Fahrern Gesundheitspausen, zum Beispiel an Raststätten oder auf Lkw-Parkplätzen zu erlauben. Das Manko sei dort die ungesunde Luft durch Abgase. Er machte den Vorschlag, an Parkplätzen Ausgänge zu schaffen, damit die Fahrer, entfernt von der Straße, ihre Übungen machen könnten.

Der Sonntag begann mit einer Morgenandacht im Biergarten. Fernfahrerseelsorger und Moderator, Norbert Jungkunz, benutzte dazu die neue Trucker-Bibel "Ontour". Es folgte ein Talkrunde zu heiklen Themen wie zum Beispiel Lenkzeiten oder Sonntag-Fahrverbot.

Grenzerfahrungen mit der Aktion "Toter Winkel" wurden am Nachmittag ausgetauscht. Jedes Jahr sterben im Schnitt 28 Radfahrer in Deutschland, weil Lkw-Fahrer sie beim Abbiegen übersehen. Dabei gibt es längst Möglichkeiten, die Gefahr deutlich zu senken. Durchschnittlich 3200 Kollisionen von Lkw und Fahrradfahrern jährlich vermeldet die Unfallforschung der Versicherer (UDV). Über 40 Prozent aller Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern könnte ein elektronischer Abbiegeassistent verhindern. Erfasst der Abbiegeassistent einen Radfahrer, schaltet sich auf der Beifahrerseite eine gelbe Warnleuchte ein.

Road-Show zum Abschluss

Droht Kollisionsgefahr, blinkt eine rote Leuchte und ein akustisches Warnsignal ertönt zusätzlich. Bremsen muss der Fahrer dann allerdings selbst, eine automatische Notbremsfunktion gibt es nicht. Zum Abschluss des Trucker-Festivals gab es noch eine Road-Show und in der Stadthalle wurden die Siegerpokale des Wettbewerbs "Zieh den Strolch" übergeben.