Wenn Pflanzen Durst haben
Autor: Cindy Dötschel
Marktgraitz, Sonntag, 19. Juli 2020
Früh nehmen die Pflanzen das Wasser am besten auf. Weil sie noch nicht von der Sonne aufgeheizt sind, kann an heißen Sommertagen so außerdem verhindert werden, dass sie einen Kälteschock bekommen. Was beim Gießen noch zu beachten ist.
Jetzt im Juli sind die Pflanzen in Kerstin Schmidts Gewächshaus fast so hoch, dass sie bis an die Decke ragen. Selbst auf die Wege zwischen dem Hochbeet in der Mitte und dem ebenerdigen Beet, das an den Wänden entlang angelegt ist, ragen die Blätter.
"Hier wachsen unter anderem zwölf Tomatensorten, Gurken, Honigmelonen, Chillis, Kräuter", erzählt Kerstin Schmidt, Mitarbeiterin der Umweltstation Weismain, und zeigt auf eine der Gurken, die so groß ist wie eine Hand. In einer Ecke des Gewächshauses steht ein volles Regenfass. Durch ein Rohr, das zu einem höher gestellten Regenfass im Freien führt, läuft immer wieder Wasser nach.
"Pflanzen bestehen bis zu 95 Prozent aus Wasser, sie nehmen ihre Nährstoffe über das Wasser auf und brauchen es zum Wachsen", sagt Kerstin Schmidt. Wenn Pflanzen kein Wasser bekommen, vertrocknen sie und werden welk. Vor allem an heißen, trockenen Tagen ist es deshalb wichtig, zu gießen. Dabei ist einiges zu beachten.
Die richtige Menge an Wasser
In ihrem knapp 1000 Quadratmeter großen Garten in Redwitz wässert Schmidt ihre Pflanzen immer am Morgen. "Wer abends gießt, lockt Schnecken an. Außerdem werden Schimmel und Mehltau gefördert", sagt die 49-Jährige. Auch könne das Wasser durch den aufgewärmten Boden schneller verdunsten. "Wenn die Pflanzen tagsüber in der Sonne stehen und aufgeheizt sind, können sie durch das kalte Wasser außerdem einen Kälteschock bekommen", warnt Schmidt. Infolge dessen sind sie geschwächt und anfälliger für Schimmelbildung.
Wie viel Wasser die einzelnen Pflanzen benötigen, hängt von der jeweiligen Art und der Beschaffenheit des Bodens ab. "Mit einem Liter Wasser wird ein Quadratmeter Boden etwa einen Zentimeter durchfeuchtet", weiß Schmidt. Weil die Wurzeln aber 20 bis 30 Zentimeter tief in die Tiefe gehen, ist deutlich mehr Wasser nötig. "Bei einem sandigen Boden wären 20 Liter pro Quadratmeter nötig, um den Boden entsprechend zu durchfeuchten. Für einen lehmigen Boden wären es 50 Liter." Dann würden die Pflanzen eine Woche klar kommen, ohne gegossen zu werden.
Mehr Bedarf im Juli und August
Aber es gibt auch große Unterschiede zwischen den Pflanzenarten. Tomaten und Gurken würden natürlich mehr Wasser brauchen als Kräuter. Wenn es regnet, sinkt der Bedarf an Wasser. In der Hauptwachstumsphase, die im Juli und August ist, verbrauchen die Kulturen mehr Wasser. "Momentan gieße ich meinen Kohl ein- bis zweimal die Woche mit drei bis fünf Litern", erzählt die Redwitzerin. Bei Gemüse, wie Roter Beete oder Sellerie, ist der Wasserbedarf am höchsten, wenn diese Knollen ansetzen.
Möhren haben den größten Wasserbedarf, wenn sie so dick sind wie Bleistifte. Bei Salat steigt der Bedarf, wenn sich die ersten Köpfe ausbilden. "Ab diesem Zeitpunkt sollte die Erde nicht mehr ganz austrocknen. Es ist wichtig, dass immer eine Grundfeuchte da ist."