Druckartikel: Weismainer Kolpinggruppe bietet Klamauk und Komik auf Kur

Weismainer Kolpinggruppe bietet Klamauk und Komik auf Kur


Autor: Roland Dietz

Weismain, Sonntag, 18. November 2018

Die die Theatergruppe der Kolpingsfamilie brachte einen Dreiakter mit viel Lokalkolorit auf die Bühne.
Endlich "Frischfleisch" auf der Kur von links nach rechts Jaqueline (Karolina Wolf) Oswald Kraus (Frank Eitzenberger) Emil Lautenschläger (Christian Herold) und Chantal (Martina Motschenbacher)  Foto: Roland Dietz


Einen herrlichen Klamauk in drei Akten durften die Besucher im voll besetzten Kolpingshaus erleben. "Wenn einer eine Reise tut" war der Titel des Volkstheaterstücks, welches die Theatergruppe der Kolpingsfamilie auf die Bühne brachte.

"Die beim Theater im Fernsehen machen das auch nicht besser", meinte Johannes Tremel, ein jährlicher Stammgast in Richtung heimischer Schauspieler. Aber einen wesentlichen Teil des Erfolgs geht auf das Konto des Teams in der Maske um Anja Bornschlegel im Hintergrund. Durch sie wurden die einzelnen Charaktere lebendig.

Schrullige Ehefrauen

Die Schauspieler gaben dies mit ihrem Spiel an das Publikum weiter. Egal ob die Feuerwehrleute an der Bushaltestelle, die schrulligen Ehefrauen in urkomischen Jogginganzügen, Heiratsschwindler in Smokings oder die Ehemänner als Frauen verkleidet, was schon ein wenig an Waldtraud und Mariechen erinnerte, hier wurde viel Herzblut eingearbeitet.

Die Szenerie , die im ersten Akt an einer Bushaltestelle in Weismain spielte oder im Vorzimmer eines Masseurs beim Kuraufenthalt, war mit viel Liebe zum Detail ausgestattet und hatte ihren besonderen Charme.

Zum Inhalt: Sturzbetrunken kommen die Feuerwehrleute und Freunde Oswald Krause (Frank Eitzenberger), Emil Lautenschläger (Christian Herold ) und Max Kaiser (Markus Leikeim) von der Feuerwehrübung am Samstagmorgen um 4 Uhr an der Weismainer Bushaltestelle an. Zuerst haben sie nur Bedenken wegen eines "Tusnamis" in Weismain, der alles mitreißt wenn der "Korches in die Weismo fällt". Und dann denken sie über das aufkommende Unheil nach. Nach 20 Jahren, in denen sie gemeinsam auf Kur fuhren - ohne ihre Frauen, versteht sich - ist diesmal ein gemeinsamer Urlaub geplant - mit den Damen. "Maurizinius" und eine Mittelmeerkreuzfahrt sind angesagt.

Ein Rippchen namens Chantal

Doch ihre Frauen hatten dies nur als Vorwand ins Auge gefasst. Berta Lautenschläger (Tina Lauterbach) und Helga Krause (Andrea Dembowski) haben sich zur Mitfahrt zur Kur in Bad Füssing entschieden. Urkomisch, wie Helga ihren betrunkenen Gatten für die Busfahrt umkleidet und die Männer bei Anwohnerin Marie (Melanie Mager) Kaffee kochen lassen. Doch "Überraschung", sie dürfen doch in ihr geliebtes Bad Füssing, allerdings diesmal mit ihren Ehefrauen. "Wenn du die eigene Frau mit zur Kur nimmst, ist das, wie wenn du ein Bier bekommst, es aber nicht trinken darfst", meinen sie dazu.

Dass bei diesen Vorzeichen der Kururlaub zwischen Tango und Fango, männlichen wie weiblichen Kurschatten, ganz anders abläuft als gewohnt, ist also vorprogrammiert, und schnell stört der Ehepartner beim Kurgenuss, Langweile macht die Runde. So machen die Herren den Damen den Vorschlag, getrennt die Kurtage zu verleben, man will ja für seine Gattinnen nur das Beste. Diese willigen nach langem Hin und Her ein. Die guten Ratschläge von Masseur Harry Gruber (Uwe Dück) und seiner jungen Assistentin Susi Weber (Isabella Meindlschmidt) haben schon etwas geholfen. Weitere Hilfe kommt dann in Form von der wöchentlichen "Frischfleischlieferung". Dabei entdecken Oswald und Emil zwei "saftige Rippchen" Chantal (Martina Motschenbacher) und Jaqueline (Karolina Wolf), mit denen sich eine Besserung der Situation der Ehemänner einstellt. Schnell ist man sich beim Badevergnügen näher gekommen. "Du schwimmst durch das Wasser wie ein Delfin", bekommt Oswald zu hören, der sehr selbstbewusst antwortet, dass dies an seinem stromlinienförmigen Körper liege. So geht am Abend gemeinsam aus. Aber auch die Ehefrauen sind ins Blickfeld von zwei Herren von Welt aber ohne Geld, kurz Heiratsschwindler geraten, die sich bei den schrulligen Damen einen finanziellen Erfolg ausrechnen.

Baron von und zu Stadelhofen

Schnell bringen der angebliche Adlige Ferdinand von Freienfels (Steffen Ziegler) und Adalbert, Baron von und zu Stadelhofen, (Johannes Russ) Cocktails, um die beiden Damen aus der tiefsten Provinz zu imponieren. So entsteht sicherlich eine der besten Szenen des Stückes. Zum Totlachen ist, wie Betty mit ihren stinkenden Füßen und Helg, in ihren grässlichen Jogginganzügen sich mit kräuselnden Dauerwellen und halbblind ohne ihre Brillen nach ihren Gläsern und Strohhalmen tasten. Doch auch sie sehen ein, dass es ohne Friseur und Boutique-Besuch nicht gehen wird.

Schnell wird das Aushalten ihrer "Sahneschnitten" den Ehemännern zur Last, und Emil und Oswald haben Angst um ihre Damen. Diese steigert sich bei Oswald noch weiter, als die Möglichkeit im Raum steht, der Vater von Masseurassistentin Susi zu sein. Es muss etwas getan werden. Emil und Oswald steigen in Frauenkleider, um die beiden Aufschneider von ihren geliebten Ehefrauen wegzubekommen. Diese, jetzt herausgeputzt, stellen aber schnell fest, dass es sich um Betrüger handelt und nach kurzem Zoff merken alle, dass es sich ausgekurt hat.

Auch das Foto von Susi, das Oswald in jungen Jahren zeigt, war nur ein finanzieller Freundschaftsdienst an Helga, die damit ihren Gatten zu Hause an der kurzen Leine halten will. Das Wichtigste an einem Kururlaub ist Diskretion, ist ihre Meinung, bevor sie am Ende in die starken Arme von Masseur Harry fällt.

Mit langem Beifall werden die Schauspieler vom Publikum belohnt Es war einmal mehr ein Dreiakter mit viel Lokalkolorit, feinen Anzüglichkeiten und Gesten, uriger Komik und moralischen Seitenhieben und nicht zuletzt hervorragenden Schauspielern, die diesen Abend zu Erlebnis machten.