Weismain leuchtet warmweiß
Autor: Christian Bauriedel
Weismain, Donnerstag, 17. Januar 2013
Die ganze Woche schon bevölkern Studenten der Coburger Hochschule die Altstadt von Weismain. Sie installieren über 200 Lichtquellen, damit bei der Eröffnung von "Weismain leuchtet" die Fassaden in voller Pracht erstrahlen können. Ein Testlauf hat schon vorher einen imposanten Eindruck gemacht.
           
Die Tage sind kurz. Gerade hell geworden, ist es schnell wieder stockfinster. Es hat begonnen zu schneien. Die Flocken wirbeln und es ist klamm. Eigentlich lädt nichts dazu ein, länger als nötig draußen zu bleiben. Lieber nach Hause und die Türe hinter sich zu machen. Für die Aktion "Weismain leuchtet" ist es genau die richtige Jahreszeit, da ist sich Michael Müller sicher. "Die beleuchtete Architektur soll die Menschen auf die Straße locken. Sie sollen verweilen und die Eindrücke genießen", erklärt er das Konzept.
  
  Erfahrener "Lichtmüller"
  Müller ist Dozent für Lichtgestaltung an der Hochschule Coburg. Dort nennen ihn alle nur "den Lichtmüller", erzählt er schmunzelnd zwischen dutzenden Kisten, voll mit Kabelrollen und jeder Menge Strahlern und LED-Leisten. Er steht im Gang des Kastenhofes, hinter der Weismainer Kirche. 
Die ganze Woche ist er schon mit seinen Studenten in der Stadt rund um Marktplatz und Kirche unterwegs und bringt die Altstadt-Fassaden zum Strahlen. Dabei kommen zwei Hebebühnen zum Einsatz, um auch in luftiger Höhe von bis zu 32 Meter für Helligkeit zu sorgen.
Zwei Kilometer Kabel verlegt
Insgesamt zwei Kilometer Kabel haben seine Studenten verlegt. Heute, am Freitagabend, um 18 Uhr wird die Aktion im Seminarraum der Umweltstation Kastenhof eröffnet. Bis dahin werden über 200 Leuchtpunkte gesetzt sein. "Natürlich muss ich ihnen hier und da unter die Arme greifen", sagt Müller bei einem Rundgang durch die Stadt. Wo setzt man den Strahler? Welche Stärke muss die Lichtquelle haben? Und auch auf die Farbe kommt es an: "Weismain wird nicht quietschbunt beleuchtet werden, sondern mit neutralen Farben bestrahlt", sagt der Lichtexperte. Es gebe die Mischungen kaltweiß, neutralweiß und warmweiß, die auch in der Natur vorkommen, etwa in den Morgenstunden oder bei Sonnenuntergängen. Die Studenten können also viel über die Wirkung des Lichts lernen.
Als Teil ihres Seminars werden sie nach der praktischen Umsetzung auch eine Präsentation halten. Am Schluss wird es eine Note geben. Vor Ort zählt aber weniger der Schein an der Uni, als der Schein an der Wand.
Stefanie Brückner stapft dick eingepackt um die Weismainer Kirche. Die 25-Jährige aus Obersdorf ist im dritten Semester. Zwar ist es schon ihr zweites Lichtprojekt - auch bei "Kronach leuchtet" war sie schon dabei - aber ihr Dozent hat immer noch viel praktische Tipps. Gerade verändert sie den Abstrahlwinkel einer Lampe an der Kirche. An ihrer Hose hängt ein Bündel mit Kabelbindern zum Befestigen. "Die Schlepperei ist das eine. Das Ausrichten der Leuchten ist aber das eigentlich Anspruchsvolle", sagt sie und steckt einen neuen Strahler an.
Leuchten wiegen bis zu zehn Kilo
In kleinen Teams schwärmen die Lichtdesigner aus. Los geht es am Mittag, Schluss ist erst gegen vier Uhr morgens. In großen Plastikzubern transportieren sie ihr Equipment. "Eine der großen Entladungslampen wiegt allein um die zehn Kilo. Mit den Kabeln kann so ein Bottich dann schon mal locker einen Zentner wiegen", schätzt Müller. Dazu kämen noch die Wege. Bei anderen Projekten sei er schon auf über zehn Kilometer in einer Nacht gekommen. Aber der Aufwand lohnt sich. Die Passanten bleiben stehen, bewundern die Häuser. Und sie kommen mit den Studenten ins Gespräch. Ein Anwohner wünscht sich auch für seine Hauswand das warme Licht. Der örtliche Optiker hat sich spontan ein paar Tipps für die Außenbeleuchtung seines Geschäfts geben lassen. Man müsse es ja nutzen, wenn schon mal die Lichtexperten zu Besuch sind.