Druckartikel: Weihnachtsboten aus Hochstadt

Weihnachtsboten aus Hochstadt


Autor: Manuel Stark

Hochstadt, Sonntag, 22. Dezember 2013

Aus Liebe zur Natur: Hubert Jung zieht Christbäume heran und verkauft sie. Den FT-Lesern erzählt er, wie es dazu kam.
Das Verpacken der großen Bäume kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Dann hilft nur Muskelkraft und kräftiges Ziehen, um die stacheligen Weihnachtsboten in das Netz zu bringen. Fotos: Manuel Stark


Das teilweise stachelige Hobby von Hubert Jung kommt vielen zur Weihnachtszeit zu Gute: Der 70-jährige Hochstadter züchtet und verkauft Weihnachtsbäume. Seine Ware ist dabei so beliebt, dass sie noch über die Grenzen des Landkreises Lichtenfels hinaus Interessenten findet.
Es ist ein trüber und regnerischer Dezember-Morgen. Hubert Jung steht vor seinem Wohnhaus in Hochstadt und blickt auf die vielen Nadelbäume, die teilweise auf der Wiese seines Gartens, teilweise auf den Pflastersteinen seiner Hofeinfahrt darauf warten, für das diesjährige Weihnachtsfest ausgewählt zu werden. Bäume sind genug da, nur die Käufer fehlen noch.
"Bei diesem Wetter hat einfach niemand Lust aus dem Haus zu gehen", erzählt er.

Gerade bei einem so von der Stimmung der Käufer abhängigen Produkt wie einem Weihnachtsbaum spielt das Wetter eine entscheidende Rolle: Ist es zu trüb und regnerisch, wollen die Leute nicht aus dem Haus, ist es hingegen sonnig und klar, gehen sie lieber wandern oder spazieren und wollen von der vorweihnachtlichen Stimmung nichts wissen. Das Auskosten der Sonnenstrahlen hat dann Vorrang vor der Auswahl eines passenden Nadelbaumes für das Fest.

Seit 14 Jahren im Geschäft

"Wenn so ein Glitzern in der Luft liegt und es schön schneit, oder wenn man von hier aus den Sonnenuntergang beobachten kann, dann kommen die Leute", sagt Jung und deutet über die Hochstadter Anhöhe. Seit 1999 verkauft Hubert Jung Weihnachtsbäume. Ihm gingen sein Vater und Schwiegervater voraus, die bereits 1968 die ersten Bäume feil boten, damals noch in Michelau. Sie fingen damals mit einer nur ein Tagwerk kleinen Fläche an, auf der sie die ersten Bäume pflanzten. Im Laufe der Zeit kauften sie immer wieder neuen Grund dazu, bis die heutige Größe von acht Hektar erreicht wurde. Eine beachtliche Fläche, auf der sich ein großer Bestand von Nordmann-Tannen, dem inzwischen typisch deutschen Weihnachtsbaum, finden lässt.
Für einige Liebhaber hält Jung aber auch an einem kleinen Bestand von Blaufichten fest. Sie sind wegen ihres Geruchs und den stacheligen Nadeln, die Kleinkinder oder Hunde von Spielereien am Baum fern halten, für viele Leute eine wichtige Besonderheit.
Auch wenn Hubert Jung durch die Fürsorge für seine Kunden und die Qualität seiner Bäume einen exzellenten Ruf genießt - leben kann er vom Erlös der Bäume nicht; dieser hilft lediglich dabei, seine Rente etwas aufzustocken. Um die Baum-Arbeit hauptberuflich zu betreiben, wäre eine mindestens fünfmal so große Fläche notwendig, wie er sie besitzt. Dieses Ziel hatte Hubert Jung aber ohnehin nie: "Das ist aus einer Laune und aus der Liebe zur Natur heraus entstanden, und so soll es auch bleiben", erzählt er.
Viel Zeit verschlingt die Arbeit mit den Bäumen trotzdem. Ab Kniehöhe muss Jung damit beginnen, sich intensiv um die verschiedenen Bäume zu kümmern, einen krummen oder schief gewachsenen Weihnachtsbaum kauft schließlich niemand. Zudem haben die Kunden oft ganz unterschiedliche Größenwünsche, und von einem bis sieben Meter erfüllt Jung sie alle.

Kein Gedanke ans Aufhören

Doch bis zum Verkauf ist es ein langer Weg. Während der bis zu acht Jahre dauernden Wachs- und Pflegezeit kann viel passieren: Schädlingsbefall, Mangel an Nährstoffen, Dürreperioden. Und mit jeder Missernte gehen nicht nur die Bäume, sondern auch zwei bis drei Jahre harter und intensiver Arbeit von Hubert Jung verloren. Trotzdem hat er Freude an seinem Hobby und denkt auch gar nicht ans Aufhören: "Auch mit 70 brauch ich Bewegung und Arbeit, am besten an der frischen Luft."
Wer die Familientradition weiterführt, wenn er irgendwann aufhört, ist nicht klar. Zwar hat er vier Söhne, aber die haben alle ihren eigenen Beruf, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Am meisten Interesse hat wohl der jüngste, aber der ist selbstständig und viel unterwegs. Sorgen um die Zukunft macht sich Hubert Jung dennoch nicht: "Irgendwie wird es schon weitergehen", meint er.