Weihnachten in einem Lichtenfelser Seniorenheim: "Der Ersatz für die Familie"
Autor: Franziska Rieger
Lichtenfels, Dienstag, 05. Dezember 2017
Im Interview erzählen Heimleiterin Angelika Lauer und Bewohnerin Brigitte Bischoff davon, wie die Weihnachtszeit im Pflegeheim Elisabeth gefeiert wird.
An Weihnachten kommt traditionell die ganze Familie zusammen, um zu feiern. Das ändert sich oftmals für ältere Menschen, die in einem Seniorenheim leben. Dass Weihnachten in einem Pflegeheim kein Grund zur Traurigkeit ist, zeigt das Beispiel des Elisabeth Pflegeheims in Lichtenfels. Im Interview sprechen Heimleiterin Angelika Lauer und Bewohnerin Brigitte Bischoff über Weihnachtserinnerungen und wichtige Traditionen.
Welche besonderen Wünsche haben die Bewohner zur Weihnachtszeit?
Brigitte Bischoff: Naja, manche Wünsche haben wir schon. Viele sagen, was sie gerne Essen möchten. Unser Koch ist da flexibel. Der macht das sehr gut und erfüllt jeden Wunsch, wenn man einen hat. Wir bekommen auch selbstgebackene Kuchen und Torten.
Angelika Lauer: Klar, gibt es Wünsche. Die Leute möchten mal einen neuen Pulli zu Weihnachten oder man braucht eine neue Jacke oder ein paar gestrickte Socken, weil man das von früher so gewohnt war. Ein Festessen haben wir natürlich. Wir haben schon unsere Menü-Karte für die Feiertage geschrieben, da ist wieder für alle etwas dabei, bis zum Dessert.
Am Sonntag hat die Adventszeit begonnen, die erste Kerze wurde angezündet. Wie feiern Sie denn die Adventszeit im Pflegeheim Elisabeth?
Angelika Lauer: Wir fangen im November schon an, das Haus zu schmücken. Außerdem haben wir jedes Jahr ab dem ersten Advent einen Basar, für den die Bewohner alles vorbereiten. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel Gelee aus unseren eigenen Weintrauben gekocht, den verkaufen wir auf dem Basar. Wir basteln regelmäßig gemeinsam und backen zusammen Plätzchen und Stollen. Es gibt adventliche Singstunden und eine Nikolausfeier, bei der ich für jeden Hausbewohner ein eigenes Gedicht schreibe und vorlese.
Brigitte Bischoff: Das ist immer sehr sehr schön.
Wird auch etwas außerhalb des Heimes unternommen?
Angelika Lauer: Wir besuchen zum Beispiel immer den Weihnachtsmarkt in Lichtenfels. Dort haben wir oft so gute Erlebnisse, da kommt kein Geschenk hin. Das ist Weihnachten, auch für uns.
Nicht jedes Pflegeheim leistet sich eine so organisierte Adventszeit.
Angelika Lauer: Wir planen fast jeden Tag etwas, dazwischen muss die Arbeit auch noch laufen. Und man darf die Bewohner auch nicht zu sehr überfordern.
Wie wird der Heilige Abend im Pflegeheim Elisabeth gefeiert?
Angelika Lauer: Es gibt einen Gottesdienst mit Lesung, denn für uns sind die Weihnachtsgottesdienste sehr wichtig. Ich lese an Heiligabend das Evangelium vor. Dann gibt es ein festliches Essen. An Heiligabend feiern wir im kleinen Kreis. Wir sitzen zusammen und lesen ein paar Geschichten vor. Wenn ich das Christkind in seiner Krippe aufdecke und wir zusammen "Heilige Nacht" singen, ist das immer sehr emotional. Das ist auch für uns Weihnachten. Und an den Weihnachtsfeiertagen, sage ich, sind eigentlich mal die Angehörigen dran. Wenn es Angehörige gibt.
Fühlen sich manche Bewohner an Weihnachten einsam?
Angelika Lauer: Ich merke da eigentlich nichts. Weil wir die Leute abholen und wirklich in alles miteinbeziehen.
Bischoff: Wir sitzen auch immer zusammen und dann kommen mal welche an meinen Tisch und wir unterhalten uns und wir erzählen viel von früher, wie es war.
Wie geht man mit Bewohnern um, die nicht von ihren Angehörigen besucht werden?
Angelika Lauer: Die gibt es immer. Aber die kommen auch das ganze Jahr nicht. Wir haben nur wenige Bewohner, die zwar Angehörige und Kinder haben, die ich aber nicht kenne. Ich habe immer versucht mit diesen Kontakt aufzunehmen. Um diese Bewohner muss man sich besonders kümmern. Da machen wir es immer so, dass diese zu Weihnachten immer noch ein extra Geschenk bekommen. Das packe ich dann selbst ein und bringe es selbst. Ein Geschenk bekommen aber alle Bewohner.
Brigitte Bischoff: Wir haben hier eine Heimbewohnerin, die zwei Söhne hat und die kümmern sich überhaupt nicht um sie. Darüber ist sie schon sehr traurig.
Angelika Lauer: Sie weint dann auch manchmal los, was ja ganz normal ist. Klar, wenn sie merkt, dass die Heimbewohner von ihren Familien etwas geschenkt bekommen und Besuch bekommen. Wenn ich auf Station bin und solche Bewohner sehe, da kann ich nicht einfach vorbei, die muss ich einfach mal in den Arm nehmen. Da sind wir der Ersatz für die Familie.
Wie verhält es sich denn mit den Besuchen zur Adventszeit?
Angelika Lauer: Die werden in der Adventszeit meistens mehr, weil viele ein schlechtes Gewissen haben. Das beobachte ich auch oft von den Nachbarn oder weitläufigeren Verwandten. Die meinen dann, mal zur Adventszeit kommen zu müssen und sind dann ganz froh, wenn die Heimbewohner beschäftigt sind.
Was immer schön ist, sind Pfarrgemeinden, die ihre ehemaligen Bewohner im Heim besuchen. Von Weidhausen kommt immer jemand von der Gemeinde und zeigt, dass die nicht vergessen sind.
Welche Erinnerungen haben die Bewohner an ihre früheren Weihnachtsfeste?
Angelika Lauer: Dass es nichts gab. Gerade in den Kriegszeiten, als unsere Bewohner noch Kinder waren und nicht wussten, ob der Vater und die Geschwister wieder heim kommen. Aber die Leute sagen immer wieder, dass sie sich immer einen einfachen Fichtenzweig aus dem Wald geholt haben, auch wenn sie kein Geld hatten. Als Geschenke gab es nur Nüsse und Äpfel, ein Honig war da schon etwas Besonderes, das hat mir mal eine Bewohnerin erzählt.
Frau Bischoff, wie haben Sie denn früher Weihnachten gefeiert?
Brigitte Bischoff: An Heiligabend hat mein Vater immer den Baum geschmückt. Und an Heiligabend habe ich ein Gedicht aufgesagt. Der Weihnachtsmann, das war mein Vater, der sich verkleidet hat. Aber das wusste ich ja nicht. Als ich vier war, ist mir dann aufgefallen, dass der Weihnachtsmann dieselben Schuhe anhat, wie mein Vater (lacht).
Welche Geschenke gab es?
Brigitte Bischoff: Als ich noch Klein war, habe ich eine Puppenstube bekommen, aber die wurde nicht neu gekauft, sondern das war die Puppenstube von meiner Mutter. Das hat meine Mutter dann alles neu gemacht, so sparsam waren wir.
Das Gespräch führte Franziska Rieger
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