Was wird aus dem alten Krankenhaus in Lichtenfels?
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Mittwoch, 04. März 2015
Für ein Zentrum diverser Arztpraxen am Stadtrand von Lichtenfels scheint es nicht viele Befürworter zu geben. Der Landkreis bedient sich bei der Ideenfindung zur Nachnutzung des alten Klinikums auch eines externen Beraters.
Seit die Entscheidung für den Ersatzneubau des Helmut-G.-Walther-Klinikums gefallen ist, stellt sich die Frage nach der Nachnutzung des bisherigen Gebäudes. Es ist ein Stück Landkreis-Identität, dieses fünfstöckige Haus, das 1973 seinen Betrieb aufnahm. Es aufzugeben und auf benachbartem Grund ein neues Krankenhaus zu errichten, war kein leichter und ein durchaus umstrittener Entschluss. Letztlich aber überzeugten die Expertendarstellungen, wonach bei einer Sanierung das Gebäude bis aufs Skelett entkernt hätte werden müssen, um heutigen Anforderungen annähernd gerecht zu werden. Dies bei laufendem Betrieb und mit einem Kostenaufwand, der sich von dem eines Neubaues nur unwesentlich unterscheiden würde.
Die letzte Option
Beim Gedanken an einen Abriss "unseres Krankenhauses", wenn es denn ausgedient hat, erschauern aber immer noch selbst diejenigen, die den Neubau entschlossen auf den Weg gebracht haben. Das Gute: Es gibt keinen Zeitdruck in der Frage der Nachnutzung, und "es gibt keine Denkverbote", wie Landrat Christian Meißner (CSU) betont.
Nachfragen in den verschiedenen Kreistagsfraktionen zeigen, dass ein Abriss als letzte Konsequenz gesehen wird. Vielmehr ist man bestrebt, eine "geeignete" und wirtschaftliche Nutzung für das Gebäude zu finden. Aber was ist geeignet?
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des neuen Klinikums ist in den Jahren 2017/2018 zu rechnen. Eine Nachnutzung, die sich an die bisherige anlehnt, erscheint der SPD-Kreistagsfraktion erstrebenswert, wie Winfred Bogdahn berichtet. Genannt worden seien da eine mögliche Erweiterung des Dialysezentrums, eine ambulante oder teilstationäre Reha-Klinik, eine Erweiterung der bestehenden Krankenpflegeschule, Abteilungen für Geriatrie oder Palliativmedizin, auch ein Bereich für Altenpflege oder als Berufsakademie für das Gesundheitswesen. Denn mit einer der genannten Optionen alleine dürfte das Haus nicht zu füllen sein.
Die Überlegung, dort ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit diversen Praxen anzusiedeln, ist für Bogdahn nicht mehr aktuell - wegen der Nachteile für die Stadt Lichtenfels und auch für umliegende Orte, die zu erwarten sind, falls sich Inhaber verschiedener Praxen dafür entscheiden würden, ihren Standort in ein solches Zentrum zu verlagern.
Kritischer Einwand
Die Diskussion um Bemühungen zur Belebung der Lichtenfelser Innenstadt hat jüngst der Lichtenfelser Orthopäde Axel Keilhack zum Anlass genommen, offen vor einer solche Verlagerung zu warnen. Damit würde eine erhebliche Fluktuation von Menschen für die Stadt verloren gehen. Keilhack war - wie Ärzte, Apotheker und weitere medizinische Dienstleister in Stadt und Landkreis - vom Landkreis angeschrieben worden, um das grundsätzliche Interesse an dieser Überlegung zu erkunden. Über das Ergebnis dieser Umfrage hält sich der Landrat bedeckt, nennt auf Nachfrage unserer Zeitung keine Zahlen, ob und wenn ja wie viele Angeschriebene überhaupt in ein MVZ umziehen möchten. Sicher ist, dass Axel Keilhack mit seiner ablehnenden Haltung keine Einzelmeinung vertritt.
Der Landrat stellt klar, die künftige Entwicklung im Bereich des neuen und alten Klinikums hänge maßgeblich von der künftigen Stadtentwicklungsplanung der Kreisstadt ab. Ohne ein Gesamtkonzept der Stadt mache eine Entwicklung des Areals um das Klinikum - egal wie diese aussieht - keinen Sinn. Diesbezüglich stehe er auch in engem Kontakt mit dem Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich.
Diese enge Abstimmung mit der Stadt sehen auch die Freien Wähler unbedingt geboten, wie deren Fraktionssprecher Heinz Petterich unterstreicht. Ansonsten sei "alles noch offen".
Ebenfalls angesprochen wurde in den Reihen der Kreisräte die Idee einer Kooperation mit einer Hochschule. Man könnte dann unter einem Dach Apartments für die Studenten beziehungsweise Lehrgangsteilnehmer anbieten und die Region nachhaltig stärken, was den besonderen Charme dieses Gedankenspiels ausmacht. Ein potenzieller Partner für die Umsetzung ist indes noch nicht in Sicht.
"Offen und transparent"
Die Kreisräte, vor allem jene, die im Bauausschuss Klinikum vertreten sind, setzen nun auch auf Anregungen von außen. Schon im Spätherbst wurde ein externes Büro damit beauftragt, Möglichkeiten einer Nachnutzung auszuloten. Das Thema wird das Gremium weiterhin beschäftigen, betont Landrat Meißner. Dessen Umgang mit dieser Frage findet jedenfalls schon über Fraktionsgrenzen hinweg Zustimmung: "Die Art und Weise, wie der Landrat das Ganze handhabt - offen und transparent - trifft sich mit unserer Position", so SPD-Fraktionssprecher Bogdahn.