Was sagt Christian Werner zu seinem viral gegangenen Facebook-Post?
Autor: Niklas Schmitt
Lichtenfels, Mittwoch, 29. Mai 2019
Aufregung um einen Facebook-Post. Christian Werner erfährt viel Zuspruch für seinen engagierten Post. Was genau los war, erzählt er im Interview.
Um kurz vor zwölf am Mittwoch hatte Christian Werner, Geschäftsführer mehrerer Edeka-Filialen in Lichtenfels und Umgebung, einen Vorfall bei Facebook gepostet. Es ging darum, dass eine junge Mutter zu ihrem Kind gesagt hatte, dass es, wenn es nicht gut in der Schule sei, auch einmal hinter der Fleischtheke lande.
Auf eine direkte Ansprache reagierte die Frau nicht, so dass Werner den Fall bei Facebook teilte. Am Nachmittag wurde seine Nachricht bereits über 350 mal kommentiert und rund 1600 mal geteilt. Von "Respekt" war sehr häufig die Rede. Das war es auch, was Werner von der jungen Mutter vermisst hatte. Was sagt er selbst zu dem Fall und dem großen Zuspruch, den sein Post nach sich gezogen hat?
Fränkischer Tag:Herr Werner, wie hat sich die Situation genau zugetragen?
Christian Werner: Es war Zufall, ich war gerade auf dem Weg vom Büro ins Lager und habe mitbekommen, dass eine junge Mutter mit Kind im Bereich bei den Tiefkühltruhen in der Nähe der Fleischtheke stand und dann mit dem Finger in Richtung der Verkäuferin gezeigt hat und sinngemäß meinte, wenn du in der Schule weiter nichts lernst, landest du auch mal da hinten. Auf die Frage, wie sie das denn meine, hat sie mich nur angesehen, sich umgedreht und ist gegangen. In dem Fall war zwar persönlich niemand betroffen, aber in extremeren Fällen sprechen wir die Leute schon an. Hier ging es für mich auch ein bisschen darum, "wir und die", warum soll ein Mensch schlechter sein aufgrund seiner Arbeit?
Wie motiviert man seine Mitarbeiter, wenn sie mit so etwas konfrontiert werden?
Es wird für uns immer schwieriger. Andersrum angefangen: Das war jetzt eigentlich ein harmloser Fall. Normalerweise ist es so, dass Kunden kommen, sich aus irgendwelchen Gründen beschweren und dann ausfallend werden. Und viele Mitarbeiter trauen sich gar nicht, in solchen Fällen zu uns zu kommen. Es ist also eher Zufall, wenn wir sowas überhaupt mitbekommen. Viele Mitarbeiter schlucken das erstmal, weil sie oft die unbegründete Angst haben, wenn ich da jetzt was sage, könnte das negative Auswirkungen auf meinen Job haben. Unsere Aufgabe ist, den Mitarbeitern mitzugeben: natürlich dürft ihr zu uns kommen, ihr müsst sogar. Natürlich ist es letzten Endes auch meine Aufgabe als Chef, schützend hinter meinen Mitarbeitern zu stehen. Die müssen sich nicht alles gefallen lassen. Was wir gepostet haben, war nur der Tropfen auf den heißen Stein. Da gab es ganz andere Vorfälle. Was wir festgestellt haben in den letzten Jahren ist, dass die Verhaltensweisen aus den sozialen Medien in die Wirklichkeit rüberschwappen. Wobei man auch sagen muss, dass wir in unseren fünf Filialen etwa 8000 Kunden am Tag haben; wenn da jeden Tag zwei solcher Kunden dabei sind, dann ist das viel. Aber die hinterlassen oftmals so ein negatives Bild. Ich motiviere meine Mitarbeiter dadurch - deswegen auch der Post - , dass ich ihnen sage: wir sind da für euch. Solche Fälle gab es schon immer, aber die Häufung ist ein Thema. Früher war immer der Standardsatz: der Kunde ist König. Eigentlich bin ich für eine andere Ausdrucksweise: Der Kunde ist Gast und wir sehen uns mehr als Gastgeber. Als Gastgeber ist es natürlich unsere Aufgabe, dass sich alle Teilnehmer der Party wohlfühlen. Aber auch Gäste, die sich daneben benehmen, darauf hinzuweisen und im Extremfall auch der Feier zu verweisen.
Kommen solche Äußerungen häufiger vor?