Druckartikel: Wald ist etwas Bleibendes, das Erlöse bringt

Wald ist etwas Bleibendes, das Erlöse bringt


Autor: Stephan Stöckel

Michelau im Steigerwald, Donnerstag, 28. Sept. 2017

Wertvolle Tipps rund um den Waldbesitz vermittelten WBV-Geschäftsführerin Iris Götting-Henneberg und Förster Wolfgang Weiß interessierten Eigentümern.
Wer ein Stück Wald erbt, für den tun sich viele Fragen auf. Antworten darauf gab es bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein und der Bayerischen Forstverwaltung.Forstverwaltung Thüringen


"Ich hätte mir nie im Leben Wald gekauft", machte die ältere Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte, aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Das Stück Wald hat die Michelauerin vor elf Jahren über ihre Eltern geerbt. Ihr Cousin, der in seiner Freizeit als Waldbauer tätig sei, kümmere sich um das Grundstück. "Ich selbst habe von der Waldbewirtschaftung keinen blassen Schimmer. Aus diesem Grund bin ich zur Informationsveranstaltung "Ich habe Wald geerbt, was nun?" in den Gasthof Spitzenpfeil gekommen."
Eine Frage, die sich so mancher Laie stellt, der unverhofft zum Waldbesitzer wird. Aber kommt das Ganze auch oft vor? "Häufig ist übertrieben. Aber mitunter kommt es schon vor, dass Leute, wie diese ältere Dame, die in ihrem Leben nie etwas mit Forstwirtschaft am Hut hatte, plötzlich zum Eigentümer eines Stück Waldes wird", sagte Förster Wolfgang Weiß vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg im Gespräch mit dem Fränkischen Tag.
Gemeinsam mit Iris Götting-Henneberg, Geschäftsführerin der Waldbesitzervereinigung (WBV) Lichtenfels-Staffelstein, gab er wertvolle Tipps rund um den Waldbesitz. Mit genauen Zahlen, wie viele Laien es unter den Waldbesitzern gibt, vermochte Weiß nicht aufzuwarten. "Das liegt an der fränkischen Realteilung. Wir haben in Oberfranken eine kleinteilige Forstwirtschaft. Oftmals sind die Grundstücke nur einen halben Hektar groß", erläuterte der Experte die Gründe.
Angesichts der Masse an Eigentümern, habe man nicht die Kapazitäten in der Forstverwaltung, um auf alle von ihnen zuzugehen, erklärte Weiß. Auch bei den Waldbesitzervereinigungen seien nicht alle Eigentümer organisiert.
Götting-Henneberg wiederum stellte drei Arten von Eigentümern vor: "Die einen wissen, dass sie einen Wald haben, und bewirtschaften ihn auch. Die anderen wissen von ihrem Eigentum, kennen aber die Grenzen nicht. Und dann soll es noch Leute geben, die nicht einmal wissen, dass sie Wald besitzen."
Die Fachfrau verwies auch darauf, dass immer mehr Walderben weit entfernt von ihren Bäumen wohnten. "Dadurch wird es für uns als WBV immer schwieriger, an die Leute heranzukommen", stellte sie fest. Zugleich verdeutlichte sie, wie wichtig es ist, sich um sein Eigentum zu kümmern. Denn mit dem Besitz von Bäumen gingen auch zahlreiche Rechte und Pflichten einher.
Götting-Henneberg appellierte an die Waldbesitzer, sich an die Verkehrssicherungspflichten entlang öffentlicher Straßen und Bahnlinien zu halten und so zu arbeiten, dass sich der Borkenkäfer nicht verbreiten kann. "Sie sind dafür verantwortlich, dass in dem Wald sauber gearbeitet wird", schärfte sie den Zuhörern ein, von denen so mancher fleißig mitschrieb.
Die Referentin gab den Zuhörern konkrete Tipps an die Hand. Eine Karte mit dem eigenen Flurstück erhalte man beim Grundbuchamt, das sich im Amtsgericht Lichtenfels befindet. Überschreite die Fläche einen Grenzwert von 0,25 Hektar, dann entstehe eine Pflichtmitgliedschaft bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Den jährlichen Grundbeitrag bezifferte sie mit 75 Euro. Wer sich nicht selbst um seinen Wald kümmern will, der könne ihn treuhändisch von der WBV verwalten lassen und einen entsprechenden Waldpflegevertrag mit der WBV abschließen, sagte Götting-Henneberg.
Über die verschiedenen Fördermöglichkeiten informierte Weiß. "Gefördert werden klimatolerante Verjüngungen. Die Höhe der Fördergelder richtet sich nicht mehr nach der Größe der Fläche, sondern nach der Anzahl der Bäume", sagte der Fachmann. Zudem teilte er mit, dass jeder Waldbesitzer Anspruch auf eine kostenlose Beratung bei den Forstämtern habe.
Götting-Henning riet den Zuhörern, ihren Wald zu vererben, anstatt zu verkaufen. "Wald ist etwas Bleibendes, das materielle Erlöse bringt", lautete ihr Fazit. Ganz in diesem Sinne will auch die ältere Dame, die an diesem Abend viel über die Grundlagen der Waldbewirtschaftung gelernt hat, ihren Familienbesitz weiter behalten.
Nähere Informationen gibt es im Netz unter www.aelf-co.bayern.de (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg) und www.wbv-lif-sta.de (Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein).