Vom Feld direkt auf den Teller
Autor: Günter Flegel
Bad Staffelstein, Mittwoch, 06. Mai 2020
Wer einen Besuch im Supermarkt wegen der Corona-Pandemie vermeiden möchte, hat auf dem Land zahlreiche Alternativen. In der Metzgerei Strauß gibt es Gerichte, die fertig gekocht in Gläsern erhältlich sind. Kartoffeln können kontaktlos in Unterzettlitz bei HZ Gemüsebau gekauft werden.
Bad StaffelsteinAuf ihrem drei Hektar großen Feld bauen Michael Zillig und Patrick Helmreich unter anderem Frühkartoffeln an. Nur wenige hundert Meter weiter pflanzen sie außerdem Zwiebeln und Knoblauch. "Zwiebeln und Knoblauch sind eher ungewöhnlich für unsere Region", berichtet Helmreich. Dafür gebe es hier einige Anbieter vor Ort, die Kartoffeln vermarkten. Ihr Unternehmen HZ Gemüsebau haben die beiden im April 2019 gegründet. "Seitdem sind unsere Kartoffeln in Supermärkten erhältlich - je 2,5 Kilogramm werden in eine Papiertüte verpackt verkauft", sagt der Unterzettlitzer. Natürlich könnten die Kartoffeln auch in größeren Mengen gekauft werden. "Von mehlig bis festkochend bauen wir verschiedene Sorten an", erzählt Zillig. Während mehlige Sorten eher für Klöße oder Kartoffel geeignet sind, eignen sich festkochende Sorten beispielsweise für einen Kartoffelsalat.
Kontaktloses Verkaufen
Seit dem Ausbruch von Corona haben die Kunden die Möglichkeit, Kartoffeln kontaktlos bei Zillig und Helmreich zu kaufen. "Die Leute rufen im Vorfeld an, und wir stellen die Kartoffeln dann draußen auf der Bank bereit. Das Geld wird in einem Umschlag auf die Bank gelegt", beschreibt Helmreich das Vorgehen. Demnächst soll ein Verkaufsraum mit Vertrauenskasse in Unterzettlitz eingerichtet werden. "Den Kühlraum haben wir bereits. Allerdings wollen wir noch eine Mauer um den Raum herum bauen", sagt Helmreich. Sein Kollege Zillig freut sich vor allem, dass die Kunden die selbst angebauten Kartoffeln wertschätzen: "Die Leute kommen immer wieder zu uns."
Gerichte aus dem Glas
Nur wenige Kilometer weiter betreiben Ute und Bernd Strauß seit 2003 ihre gleichnamige Metzgerei in Staffelstein. Zu den Produkten, die sie normalerweise anbieten, sind mit der Corona-Krise noch weitere dazugekommen: "Wir haben schon immer eingeschweißte Bratwürste, Blaue Zipfel, Leberknödel sowie Sauerkraut und Blaukraut in unserem Sortiment", zählt Ute Strauß auf. Kürzlich sind in Gläsern verpackte, fertige Speisen dazugekommen. "Weil unser Partyservice weggefallen ist, mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen", berichtet Bernd Strauß. So werden nun auch Rouladen, verschiedenes Geschnetzeltes, Sauerbraten, Rehragout und Rindfleisch mit Kren angeboten.
Die Gerichte sind so verpackt, dass ein Glas eine Portion für eine Person enthält. "Wir kochen noch nach Omas Rezepten", sagt Bernd Strauß stolz. "Alles ist richtig selbst gemacht", wirft seine Ehefrau ein. In den Gläsern halten sich die Gerichte bis zu drei Wochen. "Um die Speisen haltbar zu machen, werden die gefüllten Gläser noch einmal komplett in heißem Wasser gekocht", schildert Ute Strauß das Vorgehen. Von den fertigen Gerichten isst sie am liebsten Rouladen, ihr Mann bevorzugt das Rehragout. "Dazu passen Klöße und Blaukraut", sagt Ute Strauß.Ob die fertigen Gerichte nach Corona weiterhin in der Metzgerei Strauß angeboten werden, ist unklar. "Das hängt von der Nachfrage der Kunden ab", sagt Bernd Strauß. Er und seine Frau sind froh, dass sie in wenigen Tagen ihren Biergarten wieder öffnen dürfen. "Wir planen bereits, wie wir die Vorsichtsmaßnahmen umsetzen können. Das ist natürlich eine Herausforderung", berichtet Ute Strauß.
Einfach lecker: Corona-Küche
In den Supermärkten ist derzeit kaum Backhefe zu bekommen. Die wurde zu Beginn der Krise ebenso gehamstert wie Klopapier. Dafür, dass jetzt zuhause selbst mehr gebacken und gekocht wird, gibt es keine handfesten Belege. Dabei kann die Corona-Küche so lecker sein. Einkaufen ist momentan eher lästig, weil ein Mundschutz getragen werden muss und weil das Risiko recht groß ist, dass das gewünschte Produkt ausverkauft ist. Wirklich schlimm ist das nicht, kann man doch die Tugenden von Omas Küche und Keller wiederentdecken.
Früher wurde mangels Einkaufsgelegenheiten und Mobilität vor allem auf dem Land viel bescheidener gekocht. Gastwirte, die traditionelle Hausmannskost anbieten, können sich (in normalen Zeiten) vor dem Kunden-Ansturm kaum retten. Gebratene Leberwürstchen, Bratkartoffeln, ein frischer Salat: ein Genuss, den man auch in der eigenen Küche im Handumdrehen zaubert. Drei Dinge, die zu beachten sind:
Die Vorratskammer
Wer den Einkauf gut plant, kann problemlos alle Zutaten in einem Aufwasch kaufen. Doch was gehört in die Vorratskammer? Kartoffeln, Karotten, anderes haltbares Gemüse (Weißkohl), frisches haltbares Obst (Äpfel) und eine Auswahl an Gemüse und Obst als Konserve (Mais, Oliven, Gurken, Apfelbrei ...) oder Tiefkühlware. Tiefgekühltes Obst und Gemüse hat gegenüber frischen Produkten keine Nachteile, Nährwert und Vitamingehalt sind teils sogar höher, weil Frisches, falsch gelagert, schnell an Wert verliert. Mehl, Zucker, Salz, Milch, Eier, Öl ,Trockenhefe (sofern erhältlich), Backpulver, Gewürze und (getrocknete) Kräuter, Nudeln, Reis und Gries, Butter, Margarine, Gemüsebrühe (Instant), Sahne, Reibekäse, Tomatenmark, pürierte Tomaten. Außerdem frisch gekauft oder als Vorrat für die Tiefkühltruhe: Fleisch und Geflügel je nach Geschmack, portioniert, Hackfleisch, Fisch (ganz oder Filet). Frisch dazu: Wurst und Käse, Brot und Brötchen.