Vollbremsung verhindert Schlimmeres
Autor: Maximilian Glas
Lichtenfels, Dienstag, 14. Juni 2016
Ein Unbekannter hat am Sonntag Steine auf eine Bahnstrecke in Lichtenfels gelegt und den Lokführer eines Personenzugs zu einer Vollbremsung gezwungen.
Auch am Dienstagmittag sind die Spuren eines Zwischenfalls an einer Bahnstrecke, der sich am frühen Sonntagmorgen in Lichtenfels ereignet hatte, noch deutlich sichtbar: Verschmorte Stromkabel und verrußte Steinplatten liegen wenige Meter neben den Gleisen auf Höhe des Oberwallenstadter Wegs. Seit Montag sind Bahnmitarbeiter damit beschäftigt, Stromkabel zu erneuern und wieder miteinander zu verbinden. Dass der Vorfall mit einem Sachschaden von mehreren Tausend Euro und einigen Zugverspätungen verhältnismäßig glimpflich ausging, ist vor allem dem schnellen Handeln des Lokführers zu verdanken.
Kurz vor 7 Uhr war am Sonntag ein Regionalexpress von Michelau nach Lichtenfels unterwegs. Auf Höhe des Oberwallenstadter Wegs erkannte der Lokführer eine Person und mehrere Steine auf dem Gleis. Sofort leitete der 45-Jährige eine Vollbremsung ein und konnte dadurch einen Aufprall verhindern.
Nach Erkenntnissen der Polizei hat sich der bislang unbekannte Täter mit Steinen aus dem Gleisbereich bedient. Als der Zug bremste, kletterte der Unbekannte die Böschung hinauf und flüchtete vermutlich in Richtung Oberwallenstadter Weg. Der Eingriff in den Bahnverkehr war dabei nicht die einzige Straftat des Mannes. Als der Lokführer ausstieg und die Steine beseitigte, bemerkte er an einem Stromkasten einen Schwelbrand, den er selbst löschen konnte. Der Zug konnte dadurch bereits wenige Minuten später weiterfahren.
Weder der Lokführer noch die Passagiere wurden durch die Schnellbremsung verletzt. Nachdem die Polizei alarmiert worden war, entdeckte diese in unmittelbarer Nähe weitere Brandsicherungsanlagen, die der Unbekannte angezündet hatte. Der entstandene Sachschaden beläuft sich auf mehrere Tausend Euro.
Einschränkungen im Bahnverkehr
Auch für den Bahnverkehr hatte der Vorfall am Sonntag und Montag Konsequenzen. "Durch das von dem Täter entzündete Feuer fiel ein Signal aus", erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage. Bis zur endgültigen Reparatur des Signals am Montagnachmittag gegen 16 Uhr kam es zu Verspätungen bei insgesamt 61 Zügen.
Die Verspätungen lagen zumeist bei zwei bis zehn Minuten, die längste Verspätung kurz nach dem Vorfall am Sonntagmorgen betrug 23 Minuten, so der Bahn-Sprecher. Die Kriminalpolizei Coburg hat die Ermittlungen wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und wegen vorsätzlicher Brandstiftung aufgenommen. "Das war kein Dummejungenstreich mehr, da steckte kriminelle Energie dahinter", sagt Jürgen Stadter.
Am Dienstagnachmittag gab es noch keine Hinweise auf den Täter. Die Kripo Coburg bittet unter der Telefonnummer 09561/6450 um Hinweise. Bei dem Unbekannten handelt es um eine männliche Person, etwa 1,80 Meter groß und von schlanker Statur. Zur Tatzeit trug er grau-beige Oberbekleidung.
Wer kann Erkenntnisse zu der beschriebenen Person liefern? Wer hat am Sonntagmorgen im Bereich des Oberwallenstadter Wegs verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Wer hat dort oder auch auf der gegenüberliegenden Bahnseite im Bereich der Kronacher Straße eine verdächtige Person beobachtet?