Verpackte Kirchtürme in Vierzehnheiligen und Lichtenfels
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Sonntag, 14. August 2016
Die Türme dreier Gotteshäuser am Obermain sind eingerüstet. Über die Kosten herrscht noch keine Klarheit.
Seit Sommer 2013 sind die Türme der Basilika Vierzehnheiligen, ein Wahrzeichen des oberen Maintals, eingerüstet. Es war klar, dass man sich mit diesem Anblick über Jahre würde arrangieren müssen - und die Zeitspanne war länger, als zunächst angenommen. "Wir sind da sehr stark temperaturabhängig", erklärt Walter Christa vom Staatlichen Bauamt Bamberg, das die Regie über die Arbeiten führt. Wenn man Pech habe, komme man zwischen Mitte Oktober und Ende April wenig voran. Fugen härten beispielsweise nicht aus, wenn es zu kalt ist. Außerdem habe mehr gemacht werden müssen als in der Ausschreibung ursprünglich vorgesehen. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen etwa, eine Behandlung der Kapitelle.
Angefangen hatte alles mit einem Stück Kupferblech, das sich aus dem Strahlenkranz einer Turmspitze gelöst hatte und heruntergefallen war. Von einem Kran aus war dann festgestellt worden, dass in die hölzerne Unterkonstruktion Wasser eingedrungen war. Der Sandstein wies ebenfalls Schäden auf. Und da allein das Einrüsten drei Monate in Anspruch nahm, musste natürlich genau hingeschaut werden, dass man auch sämtliche Arbeiten, für die ein Gerüst vonnöten ist, erledigt, solange es steht.
Inzwischen hat Walter Christa grünes Licht für den Abbau gegeben, womit in den nächsten Wochen begonnen werden soll. "Das ist ähnlich aufwendig wie der Aufbau", erklärt er. Wie bei einem Reißverschluss greife dabei eines ins andere. Spätestens Ende November sollte der Blick auf die Basilika nicht mehr an die Bauarbeiten erinnern, die im September zum größten Teil abgeschlossen werden.
Dass mit der längeren Dauer auch die Kosten gestiegen sind, ist klar - um wieviel, da hält sich das Bauamt noch bedeckt. Man befinde sich gerade in der Abrechnungsphase.
Ende in Sicht - oder auch nicht
Ein Ende der Arbeiten ist auch an der katholischen Stadtpfarrkirche von Lichtenfels in Sicht. Das Schieferdach des Turmes musste dabei neu eingedeckt werden. Bemerkbar gemacht hatte sich der Schaden auch dort mit dem Herunterfallen kleinerer Teile."Wir haben erst versucht, das punktuell zu reparieren", sagt Stadtpfarrer Roland Neher. Aber die Schalung sei durch eingedrungenes Wasser schon weich gewesen, so dass sie erneuert werden musste.
Der 72 Meter hohe Turm gehört zu den ältesten Teilen der Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Die Kosten für die Sanierung wurden grob auf eine halbe Million Euro geschätzt. "Ich würde mich freuen, wenn es weniger wird", sagt Pfarrer Neher, denn danach richtet sich auch der Eigenanteil aus Lichtenfels. Die Erzdiözese werden zwei Drittel der Kosten tragen. Auf weitere Zuschussgeber hofft man natürlich. Gut angekommen sei eine Spendenaktion, die erst vor einer Woche gestartet wurde, berichtet Neher. Heruntergenommene Schieferschindeln wurden mit einem Stempel samt Jahreszahl versehen und als "Bausteine" für mindestens zehn Euro verkauft. Davon sind noch etliche da.
Das Gerüst wird bis zum Korbmarkt wohl noch nicht verschwunden sein, wie der Pfarrer annimmt. Doch da der Bauzaun zurückgestellt und heuer erstmals auch der Pfarrgarten mitgenutzt werde, dürfte das keine Beeinträchtigung werden.
Feiern neben dem Gerüst - die evangelische Kirchengemeinde kennt das seit ihrem Gemeindefest. Denn auch an der Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels wird gearbeitet. In den Turm ist Wasser eingedrungen, am Dachstuhl zeigen sich Schäden, die Glocken können derzeit nicht mehr geläutet werden. Mit Kosten von zirka einer Million Euro wird gerechnet, wie Pfarrer Ralph-Peter Zettler bestätigt. Zuschüsse verschiedener Stellen werden erwartet. Gut 55 000 Euro an Spenden hat man schon gesammelt.
Was aber tatsächlich auf die Gemeinde zukommt, ist noch so ungewiss wie das genaue Ausmaß der Schäden.