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Verantwortlich für alle Bereiche des BRK


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Dienstag, 19. März 2019

Thomas Petrak steht für alle Dienstleistungen des BRK auf Kreisebene in der Verantwortung. Er ist oberster Vorgesetzter von 450 Mitarbeitern.
Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak (links - hier mit Rettungsdienstleiter Klaus Rübensaal) ist Vorgesetzter für Mitarbeiter in sämtlichen Bereichen des BRK. Foto: Felix Baumer, BRK


Es kann Freude und Last sein, Verantwortung zu tragen. Freude, wenn alles gut läuft. Zur Bürde kann es werden, wenn gesetzliche Vorschriften umgesetzt werden müssen, deren Sinnhaftigkeit sich einem nicht erschließt. Beides erlebt Thomas Petrak immer wieder: Seit nahezu 24 Jahren ist er Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Wir haben ihn aus Anlass unserer Themenwoche "Verantwortung" um ein Interview gebeten. Es fand in seinem Büro im BRK-Rettungszentrum in Lichtenfels statt. Bei offener Tür - ein Hinweis darauf, wie er seine Rolle als Vorgesetzter versteht.

Herr Petrak, Personalverantwortung ist einer Ihrer wichtigsten Aufgabenbereiche. Was tun Sie, wenn im Pflegeheim etwa jetzt zur Grippezeit reihenweise Mitarbeiter krank würden?

Thomas Petrak: Wir sind schon stark gefordert, Lösungen zu finden, wie wir angesichts des Fachkräftemangels die Stellen besetzen. Wir müssen so viel Personal vorhalten, dass wir auch Krankheitsausfälle mit abdecken. Wenn es überhand nähme, würden Listen abtelefoniert, um Mitarbeiter für Mehrarbeit zu gewinnen. Wir haben ein Team, das sich gegenseitig stützt.

Gerade in der Heimpflege ist neben fachlicher Qualifikation die Menschlichkeit wichtig. Wie gehen Sie bei Einstellungen vor?

Im Vorfeld finden nicht nur die Bewerbungsgespräche statt, sondern wir verlangen von Mitarbeitern Führungszeugnisse und wollen die Berufsurkunden im Original sehen. Natürlich ist klar: Man kann in den Menschen nicht hineinschauen. Teammitglieder schildern ihren Eindruck. Wenn es aber zu Problemen kommt, hat man als Geschäftsführer die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht schön, gehört aber dazu.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Adressat für Beschwerden?

Es ist mir lieber, wenn mich jemand anruft, als wenn er draußen über uns schimpft. Dann habe ich keine Möglichkeit, intern dem nachzugehen. Verantwortung heißt auch, einen gewissen Seismographen für bestimmte Entwicklungen zu haben, die sich im Aufgabenfeld ergeben. Ist da was im Team, muss ich da noch mal nachfragen? Mit Scheuklappen können Sie das nicht bewältigen. Manchmal wäre es natürlich schön, seine Tür einfach zuzumachen. Aber man kann Probleme nicht aufschieben, sie kommen wie ein Bumerang zurück.

Wenn über Missstände in Pflegeheimen anderswo berichtet wird - was macht das mit Ihnen?

Solche Berichte gehen nicht spurlos an einem vorbei. Zuerst kannst du's nicht glauben, denn meine Wahrnehmung in unserem Bereich ist ja anders. Ich sehe ja die Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und denke mir: Was ist in jener Organisation so schief gelaufen, dass so etwas passiert? Dann denkst du darüber nach, ob du alles so organisiert hast, um solche Vorkommnisse auszuschließen. Ich hinterfrage aber auch die oftmals skandalisierenden Berichte. Ein Mitarbeiter muss nicht Dinge tun, die strafbar sind. Er hätte sofort ein Instrument gegen seinen Vorgesetzten in der Hand.

Wie ist es mit Gesetzesvorgaben, die Sie nicht richtig finden, aber umsetzen müssen?

Ich könnte natürlich sagen: Wir vollziehen das einfach. Aber nach meiner Erfahrung ist die Rückmeldung auch für diejenigen, die Vorschriften erlassen, ganz, ganz wichtig. Man muss fundiert begründen und hartnäckig bleiben. Bei der Gastkinderregelung hat das sogar zu einer Gesetzesänderung geführt. Eltern in Bayern durften nicht frei entscheiden, in welche Einrichtung sie ihr Kind geben, sondern dies war abhängig von der Wohngemeinde. Damals bin ich sogar mit einem Vater nach München zum Petitionsausschuss gefahren.

Es lohnt sich also, in die Offensive zu gehen?

Wenn Mitarbeiter im Bereich Pflege gewisse gesetzliche Rahmenbedingungen als schlecht empfinden, lasse ich sie damit nicht allein. Ich setze mich für sie ein, wenn ich mit Politikern rede oder Briefe schreibe. Das ist ein wichtiges Signal. Umgekehrt setzen die sich auch für die Ziele des Roten Kreuzes ein. Info - BRK Im Landkreis Lichtenfels ist das Rote Kreuz Träger von zwei Altenwohn- und Plegeheimen, einer Sozialstation mit sechs Stützpunkten für ambulante Pflege, zwei Kindertagesstätten, einem Jugendtreff, einem Schülerwohnheim sowie dem Mehrgenerationenhaus und erbringt weitere soziale Dienstleistungen. Rettungsdienst wird von fünf Standorten aus geleistet. Rund 450 Beschäftigte sind im BRK-Kreisverband tätig. Hinzu kommt eine Vielzahl von Ehrenamtlichen. Die Einrichtungen haben eigene Leitungen. Übergeordneter Vorgesetzter ist der Kreisgeschäftsführer. Darüber steht der Vorstand mit Christian Meißner an der Spitze.