VdK-Vorstände, die Anwälte der Schwachen
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Dienstag, 16. April 2013
Heinz Wittmann und Guido Neuner stehen an der Spitze des VdK im Kreis Lichtenfels. Sie setzen sich dafür ein, dass soziale Ungerechtigkeiten verschwinden oder zumindest abgemildert werden.
Vom Artikel 1 des Grundgesetzes hält Heinz Wittmann sehr viel: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das sei genau das, was sich der VdK auf die Fahnen geschrieben habe: Den Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, wenn notwendig zu erstreiten. Und das werde in unserer Gesellschaft von Tag zu Tag wichtiger.
"Unser Kerngeschäft ist das Sozialrecht", sagt Heinz Wittmann. Der 62-jährige Bankkaufmann steht seit 2009 ehrenamtlich an der Spitze des VdK-Kreisverbandes und ist soeben wiedergewählt worden. Seine Aufgabe sieht er darin, mit der Politik zu ringen, um Menschen zu helfen, die allein zu schwach dazu wären. Die kommunale Ebene ist ebenso sein Parkett wie die Landes- und Bundesebene.
Denn Heinz Wittmann will etwas bewegen.
Wenn er einen Missstand in der Sozial- oder Gesundheitspolitik ausgemacht hat, geht er ans Werk, organisiert zusammen mit seinen Kollegen in der Bezirks- und Landesleitung des VdK Widerstand und versucht, etwas zu verändern.
Gemeinschaft mit großem Zulauf
Der VdK sei nach dem Krieg als "Verband der Kriegsbeschädigten, Hinterbliebenen und Sozialrentner" entstanden, erklärt Heinz Wittmann. Dieses Bild habe sich in mehr als 65 Jahren stark verändert. Heute sei der VdK als größter Sozialverband Deutschlands Ansprechpartner für jedermann. Jeder dritte Rentner müsse sich heute schon einen Zweitjob suchen, um über die Runden zu kommen, verdeutlicht Wittmann. "Und das Ganze wird schlimmer." Die Menschen suchten deshalb Rat und Hilfe beim VdK; jeden Tag träten dem Landesverband Bayern durchschnittlich 140 neue Mitglieder bei.
Die Schicksalsgemeinschaft des VdK habe einen Riesenzulauf, vergleichbar sei das in Deutschland nur mit dem ADAC, fährt Heinz Wittmann fort. Der Kreisverbandsvorsitzende, der sich als Bindeglied zu den Ortsverbänden sieht, referiert häufig bei örtlichen Versammlungen. "Wenn ich auf diese Themen eingehe, ist's im Saal mucksmäuschenstill, weil es jeden betrifft", sagt er.
Der VdK organisiere zwar Protestaktionen auf kommunaler und auf Bundesebene, doch der Protest sei niemals Selbstzweck. "Uns geht es nicht nur um Forderungen, wir geben auch Lösungsvorschläge", sagt er, denn das sei wichtig, wenn man erfolgreich sein möchte im Kampf gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.
"Ich habe eine soziale Ader"
Doch auch bei Berufs- oder Arbeitsunfähigkeit vertritt der VdK die Betroffenen. Guido Neuner (62) ist einer der drei stellvertretenden Kreisvorsitzenden. "Wir verstehen uns als Anwalt der Schwachen", sagt der gelernte Braumeister, der in Nedensdorf wohnt. Guido Neuner hatte 1988 aus gesundheitlichen Gründen Rat und Hilfe beim VdK gesucht. Der Sozialverband habe ihn damals so gut und überzeugend beim Versorgungsamt vertreten, dass er sich entschloss, dabei zu bleiben. "Ich habe eine soziale Ader", sagt er; die habe ihn bewogen, als ehrenamtlicher Mitarbeiter des VdK anderen Menschen zu helfen.
Betätigungsfelder für den VdK gibt es zuhauf, wobei die Rechtsberatung ausschließlich von hauptamtlichen Mitarbeitern getragen wird. In der Pflegeakademie in Neuburg/Donau kümmert sich der VdK ferner um die Belange der pflegenden Angehörigen, denn deren soziales Engagement laufe volkswirtschaftlich gesehen häufig auf einen Ein-Euro-Job hinaus, rechnet Heinz Wittmann vor. Das sei nicht okay.
Die Ortsverbände sind es aber, die das soziale Netzwerk des VdK mit Leben erfüllen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter stellen ihre Zeit zur Verfügung, um anderen zu helfen - etwa bei Mobilitäts-, Bringe- oder Besuchsdiensten. "Eine Zeitspende kann wichtiger sein als eine Geldspende", fasst der Kreisvorsitzende zusammen.
"Pflege geht jeden an", unterstreicht Heinz Wittmann, denn jeder könne durch Krankheit oder Unfall zum Pflegefall werden. Ehrenamtliche Pflegebegleiter seien deshalb ebenso ein Thema für den VdK wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente oder die Mütterrente.
Etliche "Meilensteine des Sozialrechts" habe der VdK in den vergangenen 65 Jahren setzen können. Heinz Wittmann zählt einige davon auf, und man merkt ihm an, dass er darauf stolz ist. Nicht umsonst, sagt er, habe der VdK gerade in Oberfranken, wo die Durchschnittsrenten sehr gering seien, überdurchschnittlich viele Mitglieder.
Und wie hat Heinz Wittmann den Weg zum VdK gefunden? "Ich hatte 1982 einen schweren Unfall", antwortet er. Ein Panzer sei damals in Sonnefeld über das Auto gefahren, in dem er saß. Dabei wurde er schwer verletzt. Damals habe er sich geschworen: "Wenn ich da wieder rauskomme, möchte ich Menschen helfen, denen es schlechter geht als mir." Den Schwur, den er sich selbst gab, hat er bis heute gehalten.
Der VdK im Kreis Lichtenfels
Kreisvorstand Der kürzlich neu gewählte Vorstand des VdK-Kreisverbands Lichtenfels: Heinz Wittmann, Kreisvorsitzender; Guido Neuner, stv. Kreisvorsitzender; Martina Eberth, stv. Kreisvorsitzende; Monika Faber, stv. Kreisvorsitzende; Sylvia Heib, Vertreterin der Frauen; Margarete Zillig, stv. Vertreterin der Frauen; Susanne Lutter, Vertreterin der jüngeren Mitglieder; Edgar Hoh, Schriftführer; Klaus Häublein, Kassier; Markus Pülz, Margarete Zillig, Michael Fraunholz, Dieter Werthmann und Klaus Häublein, Beisitzer im Kreisvorstand.
Kontakt Der VdK-Kreisverband ist per E-Mail unter info@vdk-lichtenfels.de oder href="mailto: kv-lichtenfels@vdk.de" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">kv-lichtenfels@vdk.de zur erreichen. Telefonisch ist der Kontakt zum Kreisverband unter 09571/2554 herzustellen und per Fax unter 09571/72632. Die Postanschrift lautet: VdK-Kreisgeschäftsstelle Lichtenfels, Viktor-von-Scheffel-Straße 27, 96215 Lichtenfels.
Beratung In Rentenfragen berät der VdK in seiner Geschäftsstelle in Lichtenfels jeden Mittwoch zwischen 8 und 16 Uhr; es ist jedoch ratsam, einen Termin zu vereinbaren, um längere Wartezeiten zu vermeiden.
Mitglieder Derzeit hat der Kreisverband Lichtenfels 5650 Mitglieder in 24 Ortsverbänden, der Bezirksverband Oberfranken hat 85.800 Mitglieder.
Mitgliederstruktur Das Alter der rund 500 jüngeren Mitglieder des Kreisverbands liegt zwischen 20 und 55 Jahren.