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Unterwallenstadter Kapelle ein Vorzeige-Objekt


Autor: Ramona Popp

Unterwallenstadt, Donnerstag, 18. Juni 2015

Die Bayerische Architektenkammer hat die St.-Bartholomäus-Kapelle Unterwallenstadt zu einem ihrer Vorzeige-Objekte auserkoren. Das ist eine besondere Anerkennung für die außergewöhnliche Sanierung von 2012.
Architekt Johannes Morhard sowie Josef Springer und Josef Breunlein vom Kapellenerhaltungsverein Unterwallenstadt (Bild rechts, v. l.) erinnern in dem hell und feinfühlig gestalteten Kirchenraum an die wuchtige hölzerne Empore, die durch ein leichtes Stahlgeländer ersetzt wurde. Foto: R. Popp


Viele Köche verderben den Brei - und Ausnahmen bestätigen die Regel, auch bei diesem Sprichwort. Denn mit der Sanierung der Unterwallenstadter St.-Bartholomäus-Kapelle ist etwas geschafft worden, was nicht nur optisch vorbildlich ist. Es gab viele Beteiligte, verschiedene Meinungen und engagierte Diskussionen, aus denen schließlich eine Lösung entwickelt wurde, mit der heute alle sehr zufrieden sind. Dass so etwas möglich war, daran hatte Architekt Johannes Morhard einen beträchtlichen Anteil, wie Josef Springer findet. Seine Geduld sei äußerst wichtig gewesen, erklärt der Vorsitzende des Kapellenerhaltungsvereins rückblickend: "Wenn wir uns heiß geredet haben, ist er cool geblieben", immer auf ein gutes Ergebnis vertrauend.



"Immer cool geblieben"

Vielleicht freut es deshalb Morhard jetzt ganz besonders, dass nun auch Außenstehende dieses besonnene Vorgehen würdigen. Die Architektenkammer hat die Kapelle in die Kategorie herausragende Architektur in Bayern gewählt. Auf das kleine Gotteshaus, in dem etwa 60 Personen Platz haben, wird in der Veranstaltungsreihe "Architektouren" hingewiesen. In dem eigens hierzu erstellten Büchlein ist der Kapelle eine Seite gewidmet. Interessiertes (Fach-)Publikum kann sich von der gelungenen Sanierung, die vor knapp drei Jahren abgeschlossen wurde, ein Bild machen.
Wer St. Bartholomäus einen Besuch abstattet, findet einen in hellen Grau- und Beigetönen gehaltenen Kirchenraum vor, dessen Einrichtung sich zurücknimmt, so dass sich der Blick auf das Wesentliche konzentriert. Die künstlerische Ausstattung, der Hochaltar mit einem Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, die Darstellung des Martyriums des Heiligen Bartholomäus an der Decke des etwa zeitgleich entstandenen Langhauses und die Heiligenfiguren aus Holz sind sehenswert.
Nichts erinnert mehr daran, dass eine wuchtige Empore aus dunklem Holz einmal den Raum optisch erschlagen hat, dass braune Holzbänke ihn zusätzlich eng erschienen ließen. Die liturgisch nicht mehr verwendbare Kanzel und der hölzerne Volksaltar werden hier ebenfalls nicht vermisst. Sie wurden auf dem Dachboden eingelagert. In den Mittelpunkt rückte die etwa 200 Jahre alte und 250 Kilo schwere Sandsteinplatte des einstigen Nebenaltars. Sie scheint auf der Konstruktion aus dünnen Stahlstreben beinahe zu schweben.

Marodes Dach stand am Anfang

Am Anfang aller Veränderungen stand eine unausweichliche Dachsanierung. Man musste mit herabfallenden Ziegeln oder Putzbrocken rechnen, Teile des Gebälks waren morsch. Im Kapellenerhaltungsverein, der gemeinsam mit der Katholischen Kirchenstiftung "Unsere liebe Frau" als Bauherr fungierte, setzte man auf fachkundige Begleitung eines Architekten. Unübersehbar waren jedoch auch die Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit an den Wänden, wodurch sich bereits an den nahe daran stehenden Holzbänken Stock und Schimmel gebildet hatte. Bei Regen lief Wasser zur Tür herein. Und wenn beim Weihnachtskonzert eine Heizquelle eingeschaltet wurde, flog die Sicherung raus, weil die Elektroinstallation aus den Anfängen der Nachkriegszeit dafür nicht konzipiert war. "Die Sanierung hat eine eigene Dynamik bekommen", beschreibt es Josef Breunlein. Er ist Zweiter Vorsitzender des Kapellenerhaltungsvereins, der sonst Weihnachtskonzert und Kirchweih organisiert und dem rund 110 Mitglieder angehören. Bald wurden einige von ihnen zu Bauhelfern, klopften Putz von den Wänden, bauten den Altar ab oder gruben an der Drainage.
Trotz der hinzugekommenen Posten kam man mit dem Geld zurecht, das ursprünglich allein für die Dachsanierung geplant war. Johannes Morhard führt das vor allem auf das Engagement der beauftragten Firmen zurück, die alle aus Lichtenfels oder dem Landkreis stammten. Sogar eine einfache Fußbodenheizung war noch mit drin.
"Unsere Intention war es, das Gebäude wieder herzurichten und mindestens für eine Generation zu sichern", sagt Josef Breunlein. Mit vielfacher kleiner und großer Unterstützung ist das gelungen - und sogar noch etwas mehr, wie die öffentliche Anerkennung jetzt zeigt. Eine Tafel neben der Tür wird bald darauf hinweisen.


Architektouren 2015

Die Veranstaltung "Architektouren" der Baye rischen Architektenkammer bietet die Möglichkeit, hinter sonst meist verschlossene Türen besonderer Bauobjekte zu blicken und sich zu informieren. Die Kapelle in Unterwallenstadt (Stadt Lichtenfels, Lindenplatz) wurde durch die 2012 abgeschlossene Innen- und Außenrenovierung eines von 284 Vorzeige-Projekten im Freistaat. Das ist zum wiederholten Mal eine Anerkennung für die Arbeit des Lichtenfelser Architekturbüros Morhard.
Am Samstag, 27. Juni, von 13 bis 17 Uhr sind Interessierte eingeladen, die Kapelle zu besichtigen. Um 13 und 15 Uhr starten jeweils rund 30-minütige Präsentationen.
Im Herbst ist eine Ausstellung im Lichtenfelser Rathaus geplant.