Druckartikel: Unnersdorferin im Fernsehen: Mit der Badeente um die Welt

Unnersdorferin im Fernsehen: Mit der Badeente um die Welt


Autor: Andreas Schmitt

Bad Staffelstein, Freitag, 08. Januar 2016

Die ARD-Doku "Verrückt nach Meer" begleitet Laura Bauer aus Unnersdorf bei ihrem Praktikum auf dem Kreuzfahrtschiff MS "Artania". Mit im Gepäck hat die Auszubildende ein quietschendes Werbegeschenk des Kurhotels.
Abschied von den Kollegen: Am Donnerstag hatte Laura Bauer ihren letzten Arbeitstag im Bad Staffelsteiner Kurhotel. In den nächsten drei Monaten reisen sie und ihre Ente um die Welt. Foto: Andreas Schmitt


Drei Monate einfach mal raus. Vom grauen deutschen Winter in die Sonne der Südsee. Hinweggleiten über die Weiten der Ozeane, Eintauchen in die Kulturen fremder Länder.

Was sich anhört wie ein Traum, wird für Laura Bauer Realität: Die 18-Jährige kurvt im kommenden Vierteljahr auf dem Kreuzfahrtschiff MS "Artania" um die Welt. Von Costa Rica aus geht es durch den Panama-Kanal nach Neuseeland und Australien, dann entlang der Inselwelt des Pazifik weiter nach Japan, Russland und Südostasien, über Sri Lanka und Indien bis zum Zielhafen Dubai.


Praktikum vor laufender Kamera

Wer nun aber denkt, die Auszubildende zur Hotelfachfrau sei unter die Superreichen gegangen, der irrt. Sie hat weder im Lotto gewonnen noch einen wohlhabenden Scheich geheiratet. Vielmehr ist die bevorstehende Traumreise nicht nur der extravaganten Ziele wegen etwas Besonderes.
Die Unnersdorferin ist auf dem Luxusliner kein normaler Passagier. Sie wurde aus mehreren hundert Bewerbern ausgewählt und ist als Praktikantin Teil der TV-Dokumentation "Verrückt nach Meer". In der Serie begleitet die ARD den Alltag der Menschen an Bord der "Grand Lady".

"Ich werde meine Familie, Freunde und Arbeitskollegen sicher sehr vermissen, freue mich aber auf die größte Herausforderung meines Lebens", sagt Laura Bauer wenige Tage vor der Abreise im Foyer des Staffelsteiner Kurhotels. Es ist ihr letzter Arbeitstag vor der großen Tour, bei der ihr Deutschland zusehen kann. Eine Abschiedsparty mit Freunden steht noch an. Am Dienstag, 12. Januar, kommt das Kamerateam zu ihr nach Hause, um die Vorbereitungen zu filmen. "Das Packen geht schnell: Ich brauch ja eh nur Sommerklamotten", sagt Laura Bauer. Sie grinst dabei frech - ein wenig merkt man der jungen Frau die Aufregung aber doch an.
Neben seiner Auszubildenden sitzt Andreas Poth, ihr Chef, der sich sehr dafür eingesetzt hat, dass Laura die Reise antreten kann. Er sprach ihre Fehlzeiten mit der Berufsschule ab und genehmigte einen Monat bezahlten und zwei Monate unbezahlten Urlaub. "Sie muss den Stoff nachholen, die Chance will ihr aber keiner verbauen."
Warum? Der Geschäftsführer des Kurhotels spricht aus eigener Erfahrung, wenn er sagt, dass solch eine Reise für das weitere Leben prägt. Im Alter von 25 Jahren gehörte er selbst sechs Monate lang zur Besatzung eines Kreuzfahrtschiffs. Das Fernsehen war bei ihm zwar nicht dabei, ein "Türöffner" bei späteren Bewerbungen sei die damalige Fahrt aber trotzdem gewesen.


In zwei Videos überzeugt

"Das ist die Chance ihres Lebens. Wir sind alle sehr stolz, dass sie genommen wurde", freut sich Poth. Initiiert wurde die Suche nach einem Praktikanten für das Kreuzfahrtschiff durch die Hotelkette "Best Western", zu der das Kurhotel seit rund zwei Jahren gehört. "Ich habe aus Spaß einfach mal ein Video hingeschickt und darin erzählt, wer ich bin und was ich mache", erinnert sich Laura Bauer an den September 2015. Als ein paar Wochen später ein zweites gefordert wurde, wurde es langsam ernst. Gejubelt wurde im Hause Bauer dann im Oktober, als die Entscheidung feststand. Am Donnerstag, 14. Januar, geht sie nun wirklich los - die große Reise.
Ab Nürnberg fliegt Laura nach Frankfurt, von dort weiter mit Umstieg in New York nach Costa Rica. Die Kosten für Flüge und Unterkunft werden übernommen, außerdem erhält sie eine Praktikumsvergütung.

In Mittelamerika wartet das Schiff, in dem ihre neue maßgeschneiderte Arbeitskleidung bereits bereit liegt und auf dem sie auch ihre Kollegen wieder trifft, die sie in Rostock schon kennengelernt hatte.
Eine Woche nahmen sie dort an einem Lehrgang für Sehdiensttauglichkeit teil und lernen alles, was man auf einer Kreuzfahrt wissen muss: Von der Brandbekämpfung bis zum Notfallplan bei "Mann über Bord".
Die Auszubildende soll auf dem Schiff in den Bereichen eingesetzt werden, die sie seit August 2014 auch in der Badstadt inne hatte - zum Beispiel im Restaurant oder an der Rezeption. Desweiteren wird Laura Bauer, die während eines dreiwöchigen Azubi-Austausches schon einmal drei Wochen in Frankreich arbeitete, wahrscheinlich Passagiere bei Landgängen begleiten.

Immer an ihrer Seite: das erste deutsche Fernsehen. Zwar wird der Sender jedem Dokumentierten pro Folge nur einige Sequenzen widmen, das Team kann aber - so die Abmachung - jeden zu jeder Zeit filmen. Laura: "Ich bin gespannt, wie das wird. Schließlich muss ich ja auch viel arbeiten." Die genauen Dienstpläne sind noch nicht bekannt, aber ein Schichtsystem mit nur wenigen komplett freien Tagen sei - so Ex-Seefahrer Andreas Poth - durchaus gängig. "Wer das schafft, den haut so schnell nichts um. Das wissen auch Hotelchefs, die nach neuen Mitarbeitern suchen."

Respekt hat Laura Bauer, die jüngste Teilnehmerin, bezüglich der hohen Anforderungen schon. Die Vorfreude aber überwiegt. "Sobald ich meine Dienstklamotten ausziehe, befinde ich mich schließlich sofort im Urlaubsparadies."


Eine Ente wird zum Begleiter

Und die junge Frau reist schließlich nicht ganz allein. Eine gelbe Badeente ihres Arbeitgebers begleitet sie um die Welt. Ob diese auch in Wanne oder Whirlpool zum Einsatz kommt, ist nicht bekannt. Vielmehr steht sie symbolisch für ein Stück Heimat als Zeuge des bislang größten Abenteuers ihres Lebens.
"Ich werde sie an allen Orten der Reise fotografieren", sagt Laura. Via Facebook und per Mail werden die Aufnahmen dann verbreitet - und bilden so ein persönliches Mosaiksteinchen einer Reise, von der Laura Bauer wohl ein Leben lang berichten wird.