Uetzing und das Kloster Michelsberg
Autor: Andreas Welz
Uetzing, Sonntag, 30. August 2015
Der Bad Staffelsteiner Stadtteil war Lehensort des Bamberger Klosters. In der Ausstellung zum 1000-jährigen Bestehen wird Uetzing vorgestellt.
Der Bad Staffelsteiner Stadtteil Uetzing schreibt derzeit große Geschichte. Als Lehensort des Bamberger Klosters Michelsberg, das in diesem Jahr sein 1000-jähriges Bestehen feiert, wird im Staatsarchiv Bamberg der Ort vorgestellt. Das Kloster war Dorfherr bis zur Auflösung im Jahre 1803. Ein prächtiges Abgabenbuch mit lederüberzogenen Holzdeckeln verkündet, dass in der Mitte des 18. Jahrhunderts 84 bäuerliche Herdstätten im Bamberger Territorium der Residenzstadt Bamberger lagen. Die aufwändig gestaltete Startseite zeigt das Ortsbild mit der alles überragenden Kirche und den tributpflichtigen Häusern.
In dem mit Mauern umschlossenen Kirchberg stehen heute noch das Pfarrhaus und das ehemalige repräsentative Wohnhaus eines Pankratz Krappmann, das ziemlich verfallen ist. Die Kirche und der mittige Turm haben sich seit über 200 Jahren nicht wesentlich verändert.
Rarität: Lageplan
Archivdirektor Stefan Nöth machte bei einem Rundgang durch die Ausstellung im Staatsarchiv auf eine weitere Rarität aufmerksam: den Lageplan des Krappmanns-Hofs in Uetzing, den Roppelt Ende des 18. Jahrhunderts gezeichnet hatte. Der geometrische Grundriss macht detailliert sechs Bereiche unterhalb der Kirche deutlich. Die Nordostseite grenzte an die Kirchenmauer. Hier zeichnete er die genannten Häuser innerhalb der Mauern ein. Der erste Bereich zeigt den Hof mit Haus, Stadel, Brau- und Kellerhaus.
Der zweite Bereich wird mit dreiviertel Tagwerk und vier Ruten (ein Tagwerk, also dreiviertel Morgen, der Morgen mit 2500 Quadratmetern) angegeben. Dort befand sich der Garten, der bis an die Schlossmauer reichte. Gut zwei Morgen erstreckte sich ein Feld an der Hofseite. Auf knapp einem halben Morgen Land wurde Flachs angebaut, der in die damalige Flachsweberei nach Staffelstein, der heutigen Porzellanfabrik, geliefert wurde. Gut vier Morgen war Ackerland und die Hofwiese umfasste zwei und ein Achtel Morgen Grasland. Die Grundstücke grenzten an ein Lichtenfelser Lasten- und Lehenshaus, an ein Feld des Langheimer Lehensgut und an ein Feld des Pankratz Krappmann im Norden, der aber nicht mit dem beschriebenen Krappmanns-Hof in Verbindung stand. Noch heute existieren mehrere Familien Krappmann in Uetzing. In dem dargestellten Krappmanns-Hof lebt heute die Familie Weis, die eine Gastwirtschaft betreibt. Inhaberin Emma Weis berichtete unserer Zeitung, dass das Brauhaus vor einigen Jahren abgerissen wurde. Die Felder rund um den Hof seien verpachtet worden.
Abt gegen die Misswirtschaft
Abt Anselm Geisendorfer ärgerte sich damals maßlos über die Misswirtschaft in Ökonomie, Verwaltung und Justiz. Er begegnete dem durch eigenes Engagement, Verwaltungsreformen sowie einer Flut an Verordnungen und Instruktionen. Er selbst argumentierte, dass es: "So wohl der wahre Nutzen des Klosters, als die Noth selbst erfordert haben, die clösterliche Urbaria zu renoviren und eine accurate Lehens- und Güterbeschreibung vorzunehmen". Zu seinem Streben, die Rechte des Klosters und dessen Besitz besser zu schützen, passt die systematische Anlage von Urbare. Sie schafften Klarheit über mögliche grundherrliche wie zehnt herrliche Einkünfte.
Dieses Verzeichnis über Besitzrechte einer Grundherrschaft und zu erbringende Leistungen ihrer Grunduntertanen verdankt auch Uetzing oder Schwabthal seine besondere geschichtliche Erwähnung.Unter Berufung auf gefälschte Kaiserurkunden des Heinrichs II., aber gegen jede gelebte Verfassungspraxis, prozessierte Geisendorfer in der Frage der Rechtsunmittelbarkeit des Klosters gegen den Bischof. Weder beim Reichshofrat in Wien, noch beim Papst in Rom bekam er Recht. Trotz zahlreicher Ermahnungen sich zu fügen und von Rom aus in sein Kloster zurückzukehren, blieb er diesem fern. Sein Verhalten führte schließlich am 14. Januar 1743 zur Absetzung als Abt.
Im Schutze des Engels
Das 1000-jährige Bestehen des Klosters Michaelsberg feiern die Stadt Bamberg und das Erzbistum Bamberg mit Ausstellungen, Festen, Kunstaktionen und besonderen Kulturevents noch bis zum 4. Oktober.
Einen Höhepunkt bilden die Sonderausstellungen, die an fünf Standorten der Stadt Einblicke in die Geschichte des Michaelsberges eröffnen. Die große Schau im Diözesanmuseum am Domplatz legt den Fokus auf die Ordens- und Kulturgeschichte und überrascht mit Einblicken in ein nicht immer so sittenstrenges Mönchtum. Die erhaltenen Stücke des Kirchenschatzes, aber auch Alltagsgegenstände machen das wahre Leben der Mönche lebendig. Die Ausstellung im Stadtarchiv zeigt, wie vielfältig sich die Bamberger Sakrallandschaft gestaltete und welchen Einfluss die zahlreichen Klöster auf das Leben der Bamberger nahmen. Die Staatsbibliothek Bamberg präsentiert wertvolle Handschriften aus Bibliothek und Skriptorium des Klosters Michaelsberg. Im Historischen Museum in der Alten Hofhaltung werden in einer Studioausstellung ausgewählte Exponate vorgestellt, die ursprünglich im Nachgang der Säkularisation in der Städtischen Kunst- und Gemäldesammlung auf dem Michaelsberg beheimatet waren und von denen einige seit 1935 nicht mehr gezeigt wurden. Das Staatsarchiv Bamberg, das den Urkundenschatz mit über 6500 Zeugnissen der bewegten Klostergeschichte von 1015 bis 1803 aufbewahrt, stellt in seiner Schau eine spannende Auslese markanter und teils auch brisanter Archivalien vor.
Die Klosteranlage Michaelsberg selbst bietet in der Oswaldkapelle eine Ausstellung der koreanischen Künstlerin Anna Bien. Diese nimmt in ihren verschiedenen Kunstwerken Bezug auf den berühmten "Himmelsgarten", dem wunderschönen Deckengemälde der Michaelskirche.
Lange Nacht Am 25. September findet von 19 bis 24 Uhr eine lange Ausstellungsnacht mit Spezialführungen und -aktionen statt.
Öffnungszeiten Das Staatsarchiv in Bamberg, Hainstraße 39, ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, Mittwoch von 8 bis 20 Uhr und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr geöffnet.
Eine Übersicht über die Ausstellungen ist hierzu finden.