Überraschungs-Ersatzmann für den Kreistag
Autor: Ramona Popp
Weismain, Mittwoch, 23. Oktober 2013
Georg Schütz aus Weismain rückt nach Georg Dusolds Ausscheiden für die SPD in den Lichtenfelser Kreistag nach. Damit hat der 42-Jährige nicht gerechnet: Derjenige, der eigentlich an der Reihe gewesen wäre, hatte abgelehnt.
Die Überraschung kündigte sich mit einer Nachricht auf seinem Anrufbeantworter an: Günter Ebert, Verwaltungsdirektor am Landratsamt, bat um einen Rückruf. Worum es ging, konnte sich Georg Schütz zunächst nicht vorstellen. Er hätte nicht gedacht, fünf Jahre nach der Kommunalwahl noch als Nachrücker gebraucht zu werden: "Ich hab' von nichts gewusst."
Es ist aber nicht das erste Mal, dass Georg Schütz auf diese Weise Mitglied eines Kommunalparlamentes wird. Auch in den Weismainer Stadtrat zog er zunächst als Nachrücker ein, bei der folgenden Wahl erzielte er dann auf Anhieb ein Mandat.
Diskurs mit dem Zwillingsbruder
Der Technische Angestellte bei einem IT-Dienstleister, gelernter Fernmeldehandwerker, ist also kommunalpolitisch kein unbeschriebenes Blatt.
Georg Schütz beschreibt sich als einen offenen Menschen. Sein Arbeitsplatz ist in Bamberg, sein Lebensmittelpunkt in Weismain, und sein Blick geht über den Tellerrand hinaus. "Der Landkreis hat viele Highlights, die man noch besser vermarkten könnte", findet er. Er genießt den Blick auf die Jura-Höhen von seinem Haus aus und entspannt nach einem Lauf auf den Staffelberg. Wenn er ein Ziel vor Augen hat, kann er sehr viel Ehrgeiz entwickeln - und schafft dann auch den Berlin-Marathon. Einer Kreistagssitzung hat er noch nie beigewohnt, was aber daran liegt, dass diese üblicherweise während seiner Arbeitszeit stattfinden. Künftig wird er hierfür freigestellt.
Sportlich, zielstrebig und offen
Georg Schütz ist nicht nur ein sportlicher Mensch, sondern auch einer, der gerne Neues ausprobiert. Und er ist bereit, dabei auch mal gedankliche Grenzen zu überschreiten. Beispielsweise bei seinen ersten Versuchen auf einem Golfplatz. "Ein SPD-ler, der golft", merkt er selbst mit einem Grinsen an. Das mag für einige Leute nicht ins Klischee passen, wonach eher der gut situierte Unternehmertyp diesen Sport ausübt. "Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich das mal mache", räumt Schütz ein. Aber nach der Einladung zu einem Schnupperkurs macht es ihm nun einen Riesenspaß. Locker müsse man sein, dann gelängen einem die besten Abschläge, hat er inzwischen erfahren.
Aber um entspannt und erfolgreich sein zu können, bedarf es auch der Vorbereitung und der Fähigkeit, sich nicht entmutigen zu lassen. So will Schütz sein neues Amt angehen, zu dem er so überraschend kam. Er hat nur wenige Monate Zeit, um auf Kreisebene Profil zu zeigen, denn im März ist Kommunalwahl. Aber keine Frage: Dann wird man ihn wieder auf der Liste haben.
Übers Nachrücken und den besonderen Fall
Nach dem Wahlergebnis 2008 hat die SPD-Fraktion im Kreistag elf Sitze. Einer dieser elf Kreisräte, Georg Dusold aus Ebensfeld, scheidet wegen Wohnortswechsels aus dem Gremium aus. Derjenige, der nach den elf im Kreisrat vertretenen Listenbewerbern die meisten Stimmen verbuchen konnte, ist erster Nachrücker. Dies war Helmar Zipp aus Reundorf. Er lehnte jedoch aus Gewissensgründen wegen einer anhängigen Gerichtsentscheidung im Zusammenhang mit seinem Stadtratsmandat in Lichtenfels ab. Derjenige mit dem nächstbesten Wahlergebnis war Georg Schütz aus Weismain. Er hatte 6506 Stimmen erhalten, 347 weniger als Zipp. Er kommt nun zum Zuge und kann Kreisrat werden.
Helmar Zipps Klage gegen die Stadt drehte sich um die beiden Abstimmungen des Bauausschusses zum Fachmarktzentrum und die Frage, welche davon rechtswidrig war. Weiterführende Informationen seien ihm verwehrt geblieben, sagt er, in anderen Bundesländern sei die Rechtslage anders. Seine Klage war vom Verwaltungsgericht Bayreuth mit dem Hinweis abgewiesen worden, er sei als einzelnes Stadtratsmitglied nicht klageberechtigt. Dagegen legte er Revision ein. Zipp war vor 2008 bereits Mitglied des Kreistags. Unter anderen Vorzeichen wäre er es nun auch gerne wieder geworden, betont er. Aber: "Solange der Vorwurf der Rechtswidrigkeit nicht aus dem Raum geschafft ist, kann ich keinen Eid auf die bayerische Verfassung leisten."