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Turmbau zu Unterbrunn


Autor: Matthias Einwag

Unterbrunn, Donnerstag, 10. November 2011

Bei Unterbrunn wird im Zuge des Life-Natur-Projekts Oberes Maintal ein Beobachtungsturm errichtet. Von hier aus lässt sich das Biotop in der Mainschleife gut einsehen.
So wie dieser Turm bei Roßstadt am Main wird auch der Beobachtungsturm aussehen, der momentan bei Unterbrunn errichtet wird.  Foto: Günter Flegel


Auf einer Landzunge zwischen dem Main und den Baggerseen hat Bernd Flieger von der Unteren Naturschutzbehörde jenen Ort ausgemacht, der am besten für den Beobachtungsturm geeignet ist. Von hier aus ist ein wundervoller Blick auf das Biotop in der neu geschaffenen Mainschleife zwischen Ebensfeld und Unterbrunn möglich. Wenn Naturfreunde von hier aus die Tierwelt beobachten, werden die Tiere nicht gestört oder gar am Brüten gehindert. Denn Menschen ist das Betreten des kleinen Reservats auf der Mainschleife verboten.
153 Vogelarten hat der Staffelsteiner Hobby-Ornithologe Michael Bäumler in dieser Auenlandschaft während der vergangenen Jahre festgestellt. In zahllosen Stunden beobachtete er die Vogelwelt nicht nur: Michael Bäumler listete akribisch auf, welche Arten er wann im Jahr und in welcher Zahl bestimmen konnte. Diese Gesamtübersicht ist eine wertvolle Basis für Bernd Flieger, denn daraus lassen sich Schlüsse ziehen, welche Vögel seltener werden, aber auch welche wieder häufiger auftreten. Aus der Verweildauer der Tiere lässt sich schließen, ob das Ökosystem Main wieder attraktiver für die Vögel wird.

"Wir spekulieren darauf, dass sich der Fischadler hier niederlässt", sagt Bernd Flieger. In Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sei der beeindruckende Vogel bereits wieder in größeren Populationen heimisch. In Bayern hingegen gebe es nur wenige Brutpaare in der Oberpfalz. Der Fischadler fällt bei der Zählung am Obermain unter die Kategorie "Nahrungsgast". Zu den Zugzeiten machen einzelne Tiere immer wieder Rast in der Mainaue bei Unterbrunn, um ein wenig zu schnabulieren. Die renaturierten Baggerseen sind für sie eine gedeckte Tafel.

Durchzügler und Wintergäste


Doch nicht nur derart spektakuläre Arten sind an den Ufern des Mains zu beobachten. Bernd Flieger erklärt, dass vom künftigen Beobachtungsturm aus zwischen April und August etliche Brutvogelarten zu sehen sein werden, etwa der Flussregenpfeifer. Im Frühjahr und Herbst seien Durchzügler vorzufinden; dazu rechnet er den in den vergangenen Jahren stark bedrohten Kiebitz und die Waldwasserläufer. Auch Nahrungsgäste wie Rohrweihe, Habicht, Eisvogel und Silberreiher könnten hier regelmäßig durchs Fernglas erspäht werden, fährt er fort. Zur kalten Jahreszeit würden sich außerdem Wintergäste einstellen, die aus dem Jura ins Maintal fliehen, nämlich Schellente und Gänsesäger.

Besonders interessant sei für Ornithologen und Naturfreunde sicher der Flussuferläufer. Diese Spezies sei eine Besonderheit des Obermaingebiets. Nur etwa 100 Brutpaare seien bayernweit vorhanden. Wenn sich Schilfrohr entwickle, könnten sich bei Unterbrunn zudem Rohrammer und Teichrohrsänger einstellen, hofft Bernd Flieger. Vielleicht kehre aber auch die Rohrdommel zurück, die vor rund 15 Jahren aus dem Maintal verschwunden sei.
Mit Hilfe einer künstlichen Nisthilfe, die 2012 inmitten des Biotops errichtet werden soll, könnte es gelingen, einen Weißstorch anzulocken - oder wenigstens eine Nilgans. Wenn jedoch der Fischadler diese Nisthilfe für sich entdecke, werde er Storch und Gans ganz sicher vertreiben. Für Bernd Flieger wäre das die Krönung der Anstrengungen des Naturschutzes.

Von höherer Warte betrachtet: Viele Spaziergänger und Radwanderer könnten diese Tiere vom Turm aus beobachten. Die Einweihung des Turmes ist im Frühjahr vorgesehen.