Druckartikel: Tüftler aus Köttel hält Corona auf Distanz

Tüftler aus Köttel hält Corona auf Distanz


Autor: Monika Schütz

Köttel, Dienstag, 31. März 2020

Der 69-jährige Rentner Paul Krapp aus Köttel hat nicht nur einen Rollator "Marke Eigenbau" gebaut, sondern auch ein "Corona-Abstands-Hilfsmittel".
Paul Krapp tüftelt für sein Leben gerne.Monika Schütz


Ein Gasthaus, eine katholische Kapelle, ein Feuerwehrhaus und ein Briefkasten: Das kleine Dorf Köttel mit seinen rund 100 Einwohnern liegt gut zehn Kilometer entfernt von der Lichtenfelser Kernstadt an einem Abzweig der Kreisstraße LIF 22 zwischen Lahm und dem Weismainer Stadtteil Siedamsdorf. Und doch gibt es auch von hier etwas Interessantes zu berichten: Paul Krapp lebt hier.

Der gebürtige Köttler ist schon im Ruhestand. In seinen 69 Jahren hat er viel in der Landwirtschaft, auf dem Bau, als Lkw-Fahrer und Milchlasterfahrer gearbeitet. Aber so richtig im Ruhestand ist er doch nicht. Wenn er nicht gerade in seiner großen Scheune werkelt oder am Holzmachen ist, wird gebastelt. Und getüftelt. Nicht um irgendwelche Geschäfte damit zu machen, nein, einfach nur zum Privatvergnügen. "Und für später", sagt er lachend.

Vorsichtshalber hat er an seinem Pkw schon mal ein selbst entworfenes Schild "Rentner am Steuer" angebracht; ebenso hinten an seinem Motorrad, einer 125er Kymco aus dem Jahr 2001, mit dem er bei schönem Wetter manchmal noch unterwegs ist. Rot lackiert ist sein Motorrad, mit langer schwarzer Sitzbank, großem Kennzeichen - und "Rentner am Steuer". "Dann wissen die Leute: Aha, des is a älterer Herr, des is ka Rennfahrer."

"Zammgschwaaßtes Alteisen"

Gleich daneben in der Pergola steht sein Rollator "Marke Eigenbau". Das Vorderteil, ein halbes Fahrrad, stammt vom Sperrmüll. Klingel und Spiegel sind intakt, der Reifen hält die Luft. Passt. Das Mittelteil bildet ein noch gut erhaltener Sitz von einem ausrangierten Heimtrainer, das hintere Stück ist "zammgschwaaßtes Alteisen", dazu noch zwei Räder und ein Brett zum Draufstellen  - fertig.

Aber Paul Krapp wäre kein Tüftler, wenn da nicht noch etwas Wichtiges fehlen würde: eine Halterung für einen Sonnenschirm nämlich.

Im Sommer wird der Witwer 70 Jahre alt. Längst hat er den Hof übergeben. An Beschäftigung fehlt es dem "Krapp'n-Paul" aber nie. Der dreifache Vater und fünffache Großvater kocht gerne. Früher hatte die Familie viel Geziefer auf dem Hof: Hühner, Enten und Puten. "Da lernst' das Kochen und Einmachen", sagt Krapp.

Der neueste Clou

Jetzt hat er sich etwas Neues ausgedacht: Der Coronavirus ist nämlich auch für den  gut gelaunten Paul ein ernstes und wichtiges Thema. Wer kann, soll Abstand halten, das ist für ihn nichts Neues. Aber mit seinen selbst gebauten Abstandshaltern geht's noch leichter, sagt er und erklärt die selbst gebastelten Teile: Einen Spazierstock aus Holz, eine Gehhilfe und einen ausziehbaren Teleskop-Stiel hat er jeweils am unteren Ende mit Haken und Greifarm versehen. "Corona-Abstandshilfsmittel" nennt er es. An den Haken kann man einen kleinen Eimer oder ein Körbchen oder Schüsselchen anhängen, um sich zum Beispiel beim Einkauf im Supermarkt oder an der Tankstelle das Wechselgeld und den Kassenbeleg hineinlegen zu lassen. Oder er hängt eine Einkaufstasche daran, die er dann der anderen Person zum Erledigen der Einkäufe übergibt. Kontaktlos sozusagen.