Theater in Klosterlangheim: Das "Nasshorn" bringt die Kunst zurück
Autor: Stephan Stöckel
Klosterlangheim, Freitag, 12. Juni 2020
Es darf gelacht werden bei einem Heinz-Erhardt-Abend des "Fränkischen Theatersommers" in Klosterlangheim, denn die weitestgehend kulturlose Zeit während der Corona-Pandemie findet ein Ende.
In Zeiten von Corona blieb vielen Künstlern lange nichts anderes übrig, als Däumchen zu drehen. Doch damit ist bald Schluss: Ab dem 15. Juni darf unter bestimmten Auflagen im Freistaat der Kreativität wieder freier Lauf gelassen werden. Eine weitere Lockerung des Versammlungs- und Veranstaltungsverbotes macht es möglich. In Klosterlangheim hat man die Gelegenheit beim Schopf gepackt: Am Freitag, 26. Juni, wird ab 20 Uhr der altehrwürdige Ökonomiehof ein weiteres Mal zum Hort der Muse. Shakespeares berühmte Komödie "Ein Sommernachtstraum" ersetzte man kurzerhand durch das nicht minder lustige Ein-Mann-Stück "Ein Nasshorn und ein Trockenhorn", in dem der Kult-Komiker Heinz Erhardt und seine Poesie im Mittelpunkt stehen.
"Wie wollen Sie ein großes Stück der Weltliteratur mit 15 Schauspielern unter Einhaltung der Abstandsregeln auf eine Bühne bringen, in dem auch noch Liebesszenen vorkommen?", begründet Büroleiterin Jutta Rauter vom Fränkischen Theatersommer die Änderung. Der Verein der Heimatfreunde Klosterlangheim hat die fränkische Wanderbühne wieder in den Lichtenfelser Ortsteil Klosterlangheim geholt. Seit 2012 schlägt dort einmal im Jahr der Fränkische Theatersommer seine Zelte auf. Zunächst war der Konventbau zwei Jahre lang die Theaterkulisse, ehe man 2014 in den Ökonomiehof umzog.
Hygienekonzept notwendig
Die diesjährige Veranstaltung wird keine gewöhnliche sein. Davon wissen Hans Gehringer, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, und Jutta Rauter ein Lied zu singen. Laut Rauter musste die Theateraufführung beim zuständigen Gesundheitsamt in Lichtenfels mit der Bitte um Genehmigung angemeldet und ein entsprechendes Hygienekonzept eingereicht werden.
Schauspieler Christoph Ackermann muss während seines Spiels allerdings keine Maske tragen - ebenso wenig das ihm lauschende Publikum. Beim Verzehr von Speisen und Getränken gilt das verständlicherweise ebenso. "In allen anderen Fällen, zum Beispiel beim Gang zur Toilette oder dem Essensstand, heißt es: ‚Maske auf!‘", erläutert Hans Gehringer.
Zugleich spricht er den Mehraufwand an, der mit den Hygieneauflagen verbunden ist. Die Toiletten müssten ständig geputzt und desinfiziert werden, um eine Ansteckung mit dem Virus zu verhindern. Die Zahl der Besucher kultureller Veranstaltungen ist bei Open-Air-Events vorerst auf 100, in Räumlichkeiten auf 50 begrenzt. In Klosterlangheim gilt daher das Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Sind die Karten, die online oder telefonisch (siehe Infokasten) bestellt werden können, aufgebraucht, dann geht nichts mehr. Und wer in den vorderen Reihen sitzen möchte, sollte nicht auf den letzten Drücker kommen, denn Platzreservierungen sind in Pandemiezeiten nicht möglich.
Sowohl bei der Wanderbühne als auch beim örtlichen Verein ist man froh, dass in Bayern wieder Kulturveranstaltungen erlaubt sind. "Bühnen und Schauspieler können jetzt wieder Geld verdienen", spricht Rauter die wirtschaftliche Seite an, während Gehringer auf die ideelle Seite verweist: "Kunst sorgt für Lebensfreude und geistige Horizonterweiterung." Werden die Kunstliebhaber in Zeiten der Covid-19-Pandemie das Angebot auch wahrnehmen? Gehringer zeigt sich hoffnungsvoll: "Ich denke, sie sind heiß darauf, nach einer längeren Durststrecke wieder eine kulturelle Veranstaltung besuchen zu dürfen."
Erhardt zieht heute noch
Das Stück "Ein Nasshorn und ein Trockenhorn" ist ein Musikkabarett mit Texten und Tönen von Heinz Erhardt. Der Fernsehstar aus den 50er und 60er Jahren zählt noch immer zu den beliebtesten deutschen Humoristen, war aber weit mehr als ein TV-Comedian: Erhardt hat Hörspiele und Theaterstücke geschrieben, war studierter Pianist und Komponist, Opernautor und Schlagerstar. Er schrieb Bücher und war Auftrags-Entertainer im Zweiten Weltkrieg. An Heinz Erhardts Leben und in seinen Texten spiegelt sich das 20. Jahrhundert wider - vom Kaiserreich bis zum Wirtschaftswunder.