Druckartikel: Tag und Nacht fürs Ragnarök-Festival in Lichtenfels da

Tag und Nacht fürs Ragnarök-Festival in Lichtenfels da


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Donnerstag, 09. April 2015

Es ist wieder so weit: Diesen Freitag startet das größte Musikereignis der Stadt Lichtenfels. Der Weismainer Christian Thiem ist Strippenzieher beim Ragnarök. Er kümmert sich um die Stars der Pagan- und Black-Metal-Szene. Aber das ist nur ein kleiner Teil seines Jobs.
Die grimmige Pose ist gespielt. Auch Christian Thiem ist freundlich, schaut für den Fotografen aber szeneüblich düster.  Fotos: Markus Häggberg


Ein regionales Superlativ. So lässt sich dieses Ragnarök-Festival wohl beschreiben. Alljährlich kommt es über ein Wochenende nach Lichtenfels und was zuerst befremdete, hat längst Akzeptanz gefunden. Aber was bedeutet Logistik bei diesem Rock-Festival?

Zwei Sattelschlepper voll. Auf diese Menge schätzt Christian Thiem (31) all die Traversen, Beamer, Lautsprecher, Mischpulte - kurz und gut: Bühnentechnik. 14 Mann hoch ist die Crew, die seit Tagen im Einsatz ist, damit ab heute 26 Bands aus Deutschland, Finnland, Polen, Rumänien, Spanien und Schweden in der Stadthalle auftreten können.

Rechte Hand des Festivalerfinders

Irgendwo dort unterm Dach sitzt der 31-jährige Weismainer in unterstützender und koordinierender Funktion. Eigentlich ist er Disponent in einem Solartechnikunternehmen, aber bei Ragnarök ist er die rechte Hand des Festivalerfinders Ivo Raab. Der kommt ursprünglich aus Pegnitz, lebt jetzt in Bayreuth und darf sich mit dem Ragnarök-Festival wohl auf die Schulter klopfen: Es wuchs und wuchs und zählt heute als bedeutend stes Festival seiner Art in Deutschland. Zumindest wenn man Thiem glauben darf.

Zwölf Müllmulden wird es geben, damit der Festivalplatz rund um die Stadthalle Sonntag und Montag wieder aufgeräumt verlassen wird. Die Einsicht hierfür ist bei den Besuchern in den vergangenen Jahren gewachsen, was auch mit dem Müllpfand zu tun hat. Fünf Euro beträgt das für die Camper um die Halle. "Ivo macht die Buchungen der Bands, ich nehme ihm Planung ab", so der Weismainer. Ein Jahr beträgt die Planungszeit, aber "ab Mitte Dezember täglich", so Thiem. Seit Tagen schon sei er mit Raab in der Stadt. Gespräche mit Feuerwehr, Einweisung der Verkehrskadetten, Gespräche mit Rotem Kreuz, Abnahme der Auflagen des verabredeten Sicherheitskonzeptes durch die Stadt Lichtenfels.

Szene-Stars abholen

"Ab Freitag bin ich von 9 bis 1 Uhr in der Nacht mit den Bands beschäftigt", so Thiem. Er koordiniert deren Zubringerbusse von den Flughäfen München und Frankfurt am Main nach Lichtenfels: Abholung der Szene-Stars.

"Die Hotels in naher Umgebung sind ausgebucht", sagt Thiem. Er spricht dabei freilich von den Hotels, in die es Ragnarök-Besucher bevorzugt drängt. "Man muss schon bis Weismain ausweichen", sagt er in Bezug auf das kommende Wochenende. Über 100 Personen pro Tag gelte es unterzubringen: Bandmitglieder, Fotografen, ein Teil des Pressetrosses. Doch, so Thiem, dieses Festival sei in den Schlagzeilen der Fachpresse. "Da sind alle namhaften Fach-magazine der Pagan- und Black-Metal-Szene vor Ort und berichten aus Lichtenfels." Thiem zufolge ist es das bedeutendste Festival seiner Art in Deutschland. Zum Wert des Festivals in der Szene weiß der Weismainer: "Wir haben Reporter aus ganz Europa hier und Bands, die schon zum dritten Mal teilnehmen."

50 Mann Security, gute Beziehungen zu den Nachbarn. Die Nachbarn, das sind die Verantwortlichen und Hausmeister des 1. FC Lichtenfels und der AC-Halle. FC und AC stellen Raum zur Verfügung: zum Zelten, zum Übernachten, zum Verbleiben.

Nicht mehr ausbaufähig

4500 Gäste werden erwartet, das ist die Größe, die dieses Festival verträgt. Größer hieße anderswo, aber dieses Größer würde seitens des Veranstalters nicht gesucht, versichert Thiem. "Das Gelände, die Halle, alles ist gewachsen hier. Wir haben einen Draht zu Behörden und es gibt eine kollegiale Arbeitsweise. Von uns denkt keiner daran, den Standort zu wechseln. Toll, man ist drei Tage im Einsatz für uns."

Zum zwölften Mal findet Ragnarök, was der nordischen Mythologie entführt ist und zu Deutsch "Weltenbrand" oder "Weltuntergang" heißt, statt. Begonnen hatte alles 2004 in Hollfeld mit 120 Besuchern. 2006 dann erstmals in der Korbstadt, auch erstmals an zwei Tagen. Jetzt ist es zum neunten Mal hier, mit 4500 Besuchern und Bands von europäischem Rang, "die sich hier immer wohlgefühlt" hätten.

Auch die Bevölkerung habe sich daran gewöhnt, dass die grimmig aussehenden, düsteren Gestalten im Grunde freundlich sind. Sie gehen normalen Berufen nach, und unter ihnen gibt es Anwälte, Polsterer, Doktoren oder Verwaltungsangestellte. Sie kommen aus ganz Deutschland und Teilen Europas.