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Stilvoller Urlaub: Mit der Ente nach Bad Staffelstein


Autor: Tobias Kindermann

Horsdorf, Donnerstag, 02. Oktober 2014

Lisa Lettow und Bernd Becht kommen am liebsten mit ihrer Ente aus Berlin zum Urlaub nach Bad Staffelstein. Auch das Auto hat eine ungewöhnliche Geschichte.
Maximal Tempo 90 wird auf der Reise eingeschlagen, die Ente bleibt dabei sicher am Boden. Experten werden bemerken: Die Haube ist nicht Serie und erinnert an die Modelle, die vor 1960 produziert wurden. Was man nicht sieht: Es wurde sogar ein Katalysator nachgerüstet - sonst dürfte die Ente nicht in Berlins Innenstadt.


Das geht ja schneller als gedacht: Wie denn die Fahr-, pardon, Flugzeit von Berlin nach Bad Staffelstein beträgt? "Das sind rund fünf Stunden", überschlägt Bernd Becht. Auch mit Reisetempo 90 kommt man über die 390 Kilometer hinweg also gut ans Ziel. So oft es geht, ist ihr Citroen 2 CV 6 der Reisewagen der Wahl - und der Mercedes SL bleibt in der Garage. Dabei hat er von allem zu wenig: "Keine Bequemlichkeit, kein Tempo, keine Sicherheit. Es fehlt eigentlich alles", lacht Bernd Becht. Also bleibt nichts anderes übrig die Unvernunft zur Vernunft zu erklären: "Dieses Auto muss man einfach lieben." Und deshalb nennen es wohl auch alle Leute nur "Ente".

"Das ist unsere fünfte Ente - und es soll die letzte bleiben. Mit der wollen wir so lange fahren wie es geht", sagt Lisa Lettow. Auch nach Bad Staffelstein. Seit 18 Jahren kommen sie in die Region, schlagen ihr Lager in Horsdorf auf. Inzwischen sind beide Rentner, vorher arbeiteten sie in der Textilindustrie.

Damit die Beziehung Bestand hat, bekam dieses Exemplar besondere Zuwendung: Vor rund drei Jahren haben sie es in einer Werkstatt in Spanien, die sich auf Enten spezialisiert hat, restaurieren lassen. Es ist eine der letzten der fünf Millionen Enten, die Citroen produzierte. 1949 war sie auf den Markt gekommen, 1990 lief in Portugal das letzte Fahrzeug vom Band. Ihren Wagen aus dem Produktionsjahr 1987 kauften sie vor rund zehn Jahren bei einem Berliner Händler.

Fans seit 1990

Das Ehepaar hat einen Zweitwohnsitz bei Benidorm in Spanien, etwa zehn Kilometer in den Bergen gelegen. 1990 fuhrt Bernd Becht dort durch Zufall erstmal in einer Ente mit. Es war das Exemplar eines Tenniskollegen: "Mir gefiel das Fahrgefühl." Dem spanischen Spezialisten, der ihre erste Ente zusammenbaute, blieb man treu, in Berlin kümmert sich ein Enten-Enthusiast um das Fahrzeug. Sogar ein Kat bekam der Wagen nachrüstet, damit er dank grüner Plakette in die Berliner Innenstadt darf.

Insgesamt stecken in dem Fahrzeug so um die 15 000 Euro. Etwa 5000 Kilometer im Jahr sind sie damit unterwegs, mit 5,2 Litern Verbrauch gibt sich die Ente relativ genügsam. "Absolut gesehen ist das heute natürlich schon etwas zuviel." Ein gelber Tennisball fährt übrigens immer im Wagen mit. Aber nicht, weil Bernd Becht damit auf dem Platz spielen gehen will. Der Schieber für die Heizung des luftgekühlten Motors schließt nicht ganz. "Im Sommer wird das dann doch etwas warm." Dann steckt er den Ball einfach in die Zuleitung zum Innenraum.