Stetes Streben nach dem Staunen - was den Zauberkünstler aus Obersdorf antreibt
Autor: Ramona Popp
Obersdorf am Main, Dienstag, 26. Januar 2016
Rudolf Konthur will zum Valentinstag wieder Paare "verzaubern" und hat dafür ein neues Programm vorbereitet. In seinem Studio in Obersdorf übt er täglich und denkt gar nicht an so etwas wie Ruhestand. Wir sprachen mit ihm darüber, was ihn antreibt.
Ob Rudolf Konthur mir einen Zaubertrick verraten würde? Was täte ich dann damit? Nachmachen ist noch weniger realistisch als die Annahme, wie ein Sternekoch auftischen zu können, wenn man mal eines dessen Kochbücher betrachtet hätte. Ich würde mir also höchstens eine Illusion erklären können. Und was hätte ich davon? Ein bisschen weniger Staunen. Aber das Staunen ist ja gerade das Schöne! Für Rudolf Konthur ist es überhaupt das Schönste.
Weltweite Auftritte
Seit Jahrzehnten tritt er als Zauberkünstler im In- und Ausland auf, hat auf Kreuzfahrtschiffen genauso wie in Kongresshäusern oder im kleinen Kreis bei privaten Feiern Menschen unterhalten und ist nicht müde geworden, immer neue Ideen zu entwickeln. Am Valentinstag sowie dem Freitag und Samstag davor lädt er wieder in sein Zauberstudio daheim in Obersdorf ein. Das war Anlass für unser Gespräch.Als Konthur zum ersten Mal in sein privates Reich eingeladen hatte, waren er und seine Frau von dem Andrang überrascht. "So viele konnten wir gar nicht unterbringen", erzählt er. Die erste Einladung zu einem "Valentinszauber" sprach er zwei Jahre später aus, 2009. Die Jahreszeit erschien ihm günstig, und der Tag der Liebenden sowieso. Es könnte für Paare vielleicht einmal ein anderes Geschenk sein als Blumen oder Pralinen. Blumen oder Pralinen seien natürlich nicht verkehrt, merkt Rudolf Konthur an. Aber jemanden aus dem (Partnerschafts-)Alltag herausholen kann man damit nur schwerlich. Es gefällt dem Künstler, zu sehen, wie seine Vorführung Leute ins Gespräch bringt. Das Verblüffende klingt noch nach, es setzt ein neues Thema. Manchmal lässt es auch einfach für eine gewisse Zeit persönlichen Kummer vergessen. Ein Zuschauer habe ihm einmal im Anschluss an die Show gesagt, dass er in der nächsten Woche operiert werden soll, was ihm Angst mache. Aber in dieser Stunde habe er gar nicht mehr daran gedacht. Solche Resonanz wie auch viele Einträge in seinem Gästebuch berühren natürlich. Das feinfühlige Beobachten von Menschen gehört für Rudolf Konthur aber nicht nur zum Programm, sondern zu seiner Persönlichkeit. Er findet, dass beides unbedingt zusammenpassen muss. Er ist nicht der Mann für den großen Knalleffekt, sondern der charmante Unterhalter, der wie beiläufig Dinge verschwinden und wieder auftauchen lässt. Der selbst schmunzelt, während die anderen staunen. "Ich möchte keine Tricks zeigen, sondern kleine Wunder", sagt er. Deshalb würde er die Umsetzung einer neuen Idee erst zeigen, "wenn sie wirklich gut ist". Er ist da mit sich selbst kritisch und kann sich überdies darauf verlassen, von seiner Ehefrau und langjährigen Bühnenpartnerin Ann eine sehr ehrliche Meinung zu hören. Durchaus gelänge es ihm, auch sie noch zu verzaubern, sagt er auf Nachfrage.
Tägliches Training
Um Menschen verzaubern zu können, trainiert Rudolf Konthur jeden Tag. Sein Studio betritt er schon vor dem Frühstück zum ersten Mal. Ab und an werde er auch von seiner Frau gemahnt, es mal wieder zu verlassen. "Ich habe es nie bereut, das Zaubern zu meinem Beruf gemacht zu haben", betont er. Auch wenn er dafür seinen Lieblingssport, das Skifahren, aufgeben musste. Eine Frage der Vernunft und der Versicherung. Er hält sich mit Radfahren und Gymnastik fit. "Wenn Du diese Fingerfertigkeit beibehältst, wirst Du nie Arthrose bekommen", habe ihm einmal ein älterer Kollege gesagt. Heute ist Konthur 68 Jahre alt und gibt manchmal Seminare für jüngere Künstler. Seine Ideensammlung, ein Büchlein mit handschriftlichen Einträgen, Skizzen und Fotos, erweitert er regelmäßig. Manchmal falle ihm in einem Café etwas ein, erzählt er, dann notiere er es zur Not auf der Serviette. Es ist ihm wichtig, mit der Zeit zu gehen, nicht stehen zu bleiben. Das Fixiertsein vieler Personen auf ihr Smartphone, auch die Erfahrung, dass es an unpassender Stelle während seines Programmes klingeln kann, hat er prompt als Vorlage für eine witzige Nummer hergenommen. "Ich hab' das Problem gelöst", sagt er verschmitzt. Das klingelnde Handy stecke am Schluss in einer Flasche Almdudler. Wie, bitteschön, soll man sich das nun vorstellen?
Die Antwort bleibt er schuldig, nein, eigentlich übergeht er schon die Frage geschickt. Er verrät eben keine Tricks, weil er den Leuten ja auch keine Tricks zeigen will. Da muss schon erst ein Wunder draus geworden sein.