Sterne flechten und anderen helfen
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Freitag, 18. Dezember 2015
Junge Flüchtlinge, die die Lichtenfelser Berufsschule besuchen, haben auch Flechtunterricht. Nun beteiligen sie sich an einer Hilfsaktion auf dem Weihnachtsmarkt. Am Montag und Dienstag verkaufen sie dort selbst gemachte Sterne aus Weidenschienen. Der Erlös dient der Aktion "Sternstunden".
Während Reza und die anderen an den Tischen aus millimeterfeinen Weidenschienen Sterne zusammenfügen, sorgen weitere Mitschüler für Nachschub beim Flechtmaterial. Der typisch fränkische Weidenhobel wird jetzt multinational bedient. In dem großen Arbeitsraum erlebt man Teamwork, wie es sein soll: Man hilft sich gegenseitig, arbeitet - jeder nach seinen Möglichkeiten - auf ein gemeinsames Ziel hin. Dieses Ziel heißt in dem Fall Weihnachtsmarkt und Sterne verkaufen für einen guten Zweck. Aber es steckt noch mehr dahinter.
Brigitte Klitzner, Lehrerin an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, hat die Leitung dieser auch für sie ungewöhnlichen Gruppe. Es handelt sich nicht um angehende Flechtwerkgestalter, sondern um Flüchtlinge, die aus verschiedenen Ländern ohne Eltern nach Deutschland kamen, hier unter der Obhut des Jugendamtes stehen und auf eine Berufsausbildung vorbereitet werden sollen.
Die Idee, sich für andere einzusetzen, indem man etwas herstellt, was man verkaufen kann, ist bei den Schülern gut angekommen. "Wir wollen helfen", hört man aus der Runde auf die Frage nach ihrer Motivation. Auch wenn das Weihnachtsfest für sie aufgrund ihrer Herkunft keine Bedeutung hat, wollen beim Verkauf auf dem Markt am kommenden Montag und Dienstag mehr von ihnen dabei sein, als notwendig wäre. Sie haben verstanden, dass sie auf diese Weise etwas zurückgeben können. "Für Kinder." Und dass der Markt auch eine Gelegenheit darstellt, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Dabei möchten sie sich Mühe geben, nach erst vier oder acht Monaten in Deutschland. "Wir sind fleißig", sagt einer von ihnen und strahlt.